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Messewalzer

Messewalzer

Titel: Messewalzer
Autoren: Andreas Stammkötter
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Gefallen für eine Freund.«
    »Bernd Vogelsang!«
    »Das wichtig?«, fragte Goran gleichgültig.
    »Für mich schon.«
    Der Cage-Fighter lachte freudlos. »Ihr Deutschen alle gleich. Wie ihr immer sagen? Nicht dumm sterben oder so?«
    »Warum tust du alles, was Vogelsang dir sagt, schreckst selbst vor einem Mord nicht zurück?«
    »Ich viele Menschen getötet. Eine mehr oder weniger, egal.«
    »Warum?«, wiederholte Kroll.
    »Vogelsang früher bei KGB gewesen. War Speznas.«
    Kroll sah Goran fragend an.
    »Speznas war Spezialeinheit bei KGB. Haben gemacht Kampf gegen Terrorist und Krieg. Speznas war erste in Afghanistankrieg.«
    Kroll überlegte: Das musste schon vor 1980 gewesen sein. Der Westen hatte damals die Olympischen Spiele in Moskau boykottiert.
    Goran erzählte weiter. »Meine Vater damals auch Speznas. Vogelsang hat Leben gerettet bei Häuserkampf. Dafür ich in seine Schuld stehe. Soldatenehre.« Goran schob den linken Fuß nach vorne und nahm die Kampfstellung ein. Kroll tat zögerlich das Gleiche.
    Wenn du überhaupt eine Chance hast, dann beim Kontern, dachte er. Er beschloss, Goran immer die erste Aktion ausführen zu lassen und hoffte auf eine günstige Gelegenheit.
    Dem ersten Tritt konnte er ausweichen. Anschließend gelang es Kroll, einen Faustschlag abzublocken.
    »Du gar nicht so schlecht, wie ich denken«, grinste Goran. »Aber nicht gut genug.«

    Liane Mühlenberg hatte es mehrfach versucht, Kroll auf dem Festnetz zu erreichen. Ohne Erfolg. Sie überlegte lange, ob es richtig war, einfach bei ihm vorbeizufahren. Schließlich wollte sie nicht aufdringlich sein und Krolls Interesse für sie schien sich deutlich in Grenzen zu halten. Nur einmal hatte er sie im Krankenhaus in Hamburg angerufen. Das hatte sie sich wirklich anders vorgestellt. Aber eigentlich hatte Kroll ziemlich viel Stress. Der Fall, an dem er gerade arbeitete, war bestimmt nicht einfach. Und Stress beeinträchtigte bekanntlich den Liebestrieb. Das war wissenschaftlich erwiesen. Wahrscheinlich musste sie ihrem Angebeten nur auf die Sprünge helfen. Also setzte sie sich ins Auto und fuhr in die Tschaikowskistraße.
    Sie hatte bereits zweimal an Krolls Wohnungstür geklingelt. Aber er machte nicht auf. War er etwa noch einmal weggegangen? Plötzlich kam es ihr so vor, als hätte sie ein Geräusch gehört, es klang, als wäre etwas umgefallen. Sie klingelte erneut und lauschte an der Tür. Da stimmt doch etwas nicht, dachte sie. Oder vergnügt sich Kroll gerade mit einer anderen und traut sich nicht, aufzumachen? Wieder so ein Geräusch.

    In Krolls Wohnzimmer sah es aus wie auf einem Schlachtfeld. Nichts schien mehr an seinem Platz zu stehen. Kroll blutete aus der Nase. Die Unterlippe war aufgeplatzt. Er spürte, wie seine Kräfte nach und nach schwanden. Bei Goran schien der Kampf noch keine Spuren hinterlassen zu haben.
    Beide belauerten sich in Kampfstellung. »Was soll das Ganze?«, krächzte Kroll. »Du hast jetzt deine Rache gehabt. Verschwinde doch einfach. Dann hast du zumindest einen Vorsprung.«
    »Kampf auf Leben und Tod.«Dem Faustschlag, der auf ihn zuschnellte, konnte Kroll noch ausweichen. Dem Tritt, der aus der Drehung kam, nicht mehr. Gorans Ferse traf ihn direkt auf die Schläfe. Kroll spürte, dass es dunkel um ihn wurde und seine Beine wegsackten.
    Als er das Bewusstsein wiedererlangte, saß Goran auf ihm und drückte ihm mit beiden Händen den Hals zu. Er bekam keine Luft mehr. Kroll sammelte seine letzten Kräfte und drehte sich mit einem festen Ruck auf den Bauch, um wenigstens Gorans Gewicht von seinen Rippen loszuwerden. Goran lockerte den Würgegriff und stand auf. Kroll faltete die Hände unter der Stirn. Er wollte seine Arme zusammenhalten. Die Arme boten immer eine Angriffsfläche für Hebel. Das wusste er. Kroll atmete tief durch, wobei er beim Ausatmen Blut ausspuckte. Ein weiterer Tritt traf ihn am Kopf. Goran setzte sich seitlich auf Krolls Rücken und versuchte, den linken Arm des Polizisten zu strecken. Kroll hielt mit aller Kraft die Hände zusammen.
    Eine alte Technik aus dem Judo, dachte Kroll. Wenn Goran den Arm freibekommen würde, könnte er einen Hebel ansetzen, und dann war Kroll verloren.
    Goran zerrte mit aller Kraft am Arm seines Gegners. Noch konnte Kroll dagegenhalten. Aber nicht mehr lange. Er spürte, wie seine Finger allmählich auseinander glitten.
    Seelenruhig zog Goran den Arm unter Krolls Körper hervor und führte eine Streckbewegung noch oben aus. Kroll drehte sich auf den
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