Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Messewalzer

Messewalzer

Titel: Messewalzer
Autoren: Andreas Stammkötter
Vom Netzwerk:
Revue passieren. Der Mord an Willi Lachmann stand unmittelbar vor der Aufklärung. Goran war der Täter, da konnten sie sich sicher sein. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie die fehlenden Puzzlesteine der Hintergründe zusammensetzen würden. Sie waren glücklich und erleichtert, dass das Mädchen unversehrt befreit werden konnte.
    Wiggins bestellte zwei Kräuterschnäpse mit Eis und Zitrone, dazu zwei Weizenbiere. Er wurde nachdenklich. »Sag mal, Kroll. Ich weiß, du bist nicht besonders ängstlich, aber dieser Goran hat dir jetzt bereits mehrfach mit einer Abrechnung gedroht. Hast du keine Angst? Ich glaube nämlich, das war nicht nur so dahergesagt!«
    »Was soll ich denn machen? Natürlich ist mir dieser Typ körperlich überlegen. Aber soll ich denn nur noch mit Polizeischutz herumlaufen?«
    Wiggins nippte an seinem Weizenbier. »Ich mach mir halt ein paar Sorgen.«
    Kroll prostete ihm zu. »Was soll’s! Zur Not hab ich ja noch euch!« Er ahnte zu diesem Zeitpunkt nicht, wie recht er mit seiner Bemerkung haben sollte.
    Der letzte Satz von Kroll rief bei Wiggins Unbehagen hervor. Er hatte das leidige Thema lange genug vor sich hergeschoben. Jetzt musste er es endlich einmal zur Sprache bringen. Der Minister wollte schließlich morgen eine verbindliche Aussage von ihm haben.
    Kroll bemerkte, dass sein Partner plötzlich still geworden war. »Was ist los, Wiggins? Du sagst ja gar nichts mehr.«
    Wiggins sah Kroll an. »Ich muss noch etwas mit dir besprechen. Es ist mir sehr wichtig, deine Meinung zu hören.«
    »Dann mal raus mit der Sprache.«
    Wiggins drehte mit seinem Bierglas Kreise auf dem Tisch. »Also …«, er räusperte sich kurz. »Ich habe ein neues Jobangebot, direkt von Hassemer, dem Staatsminister des Inneren. Er möchte, dass ich diese neue Leitstelle zur Bekämpfung der grenzüberschreitenden Kriminalität übernehme.«
    Kroll sah Wiggins ungläubig an. »Hast du dich beworben?«
    Wiggins schüttelte den Kopf. »Bist du verrückt? Ich wurde sozusagen geheadhuntert. Der Minister hat mich direkt angesprochen. Offensichtlich bin ich der Einzige in unserem Laden, der vernünftig Englisch kann.«
    Kroll nickte anerkennend. »Wow, vom Minister persönlich! Das passiert einem auch nicht alle Tage!«
    Wiggins trank sein Bier aus. »Ich weiß wirklich nicht, was ich machen soll. Der Job ist natürlich attraktiv, aber …«
    Kroll unterbrach seinen Kollegen. »Lass mich raten. Du kriegst mehr Kohle, hast geregelte Arbeitszeiten, musst dich nicht auf der Straße prügeln, bist hinter einem sicheren Schreibtisch!«
    Wiggins nippte gedankenversunken an dem fast leeren Bierglas. »Aber wenn ich das gar nicht will? Ich komm mit meiner Kohle hin, ich brauche keine geregelten Arbeitszeiten. Und ich fühle mich wohl auf der Straße, auch wenn man mir das nicht immer ansieht. Und was wird aus dir? Ich kann dich doch nicht einfach alleine lassen.«
    Kroll überhörte diese Bemerkung. Er wurde ernst. »Du musst den Job annehmen. Das weißt du genau! Oder glaubst du etwa, der Minister kommt jetzt jeden Tag mit einem neuen Job?«
    »Kroll, ich weiß nicht, ob ich mich richtig ausgedrückt habe. Ich arbeite gern mit dir, und der Rest ist doch nicht so wichtig. Meinst du, es macht mehr Spaß, in Dresden die Ledersessel vollzufurzen?«
    Kroll wiegelte ab. »Jetzt hör doch auf! Das ist doch alles andere als ein dämlicher Bürojob. Du bist an der internationalen Kriminalität dran, arbeitest grenzüberschreitend und vor allem … du betrittst absolutes Neuland. So einen Job gab es doch bislang noch gar nicht, du kannst nur gewinnen.«
    »Aber du würdest mich vermissen, oder?«
    Kroll prostete seinem Kollegen zu. »Aber klar, das weißt du doch! Und ich bin mir auch bewusst, dass ich so einen Partner wie dich nicht wieder bekomme. Aber du weißt genauso gut, dass es absoluter Blödsinn wäre, eine solche Entscheidung von mir abhängig zu machen. Das wäre doch einfach nur falsch. Du musst das machen, was für dich das Richtige ist. Für mich geht das Leben weiter, keine Sorge.« Kroll lächelte. »Ab und zu sollte man auch mal an sich denken … und nicht immer nur an die anderen! Das steht schon in der Bibel: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.«
    Wiggins nickte nachdenklich und hielt es für angebracht, das Thema zu wechseln. »Weißt du eigentlich, wie es Liane Mühlenberg gerade geht?« Kroll musste lächeln. »Die ist in Hamburg und lässt sich neue Möpse machen!«
    Wiggins musste derart heftig lachen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher