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Messewalzer

Messewalzer

Titel: Messewalzer
Autoren: Andreas Stammkötter
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gewisser Hauptkommissar Vogelsang Beweismittel gefälscht hat, um Sie aus dem Knast zu holen. Eine vertauschte Leiche … ein falsches Gebiss … und wir wissen auch, warum.«
    Eimnot sah demonstrativ auf den Fernseher. »Ja und? Wenn Sie das alles so genau wissen, warum kommen Sie dann zu mir?«
    Kroll stand auf und schaltete den Flimmerkasten aus. »Sie haben Vogelsang erpresst, mit einem Verbrechen, das lange zurückliegt.«
    Eimnot zündete sich die Zigarette an. Seiner Langeweile gab er durch ein Stöhnen Ausdruck. »Sie haben mir noch nicht gesagt, warum Sie zu mir gekommen sind.«
    »Wir dachten, es sei auch in Ihrem Interesse, nicht noch mal in den Bau zu gehen.«
    Träge ließ der ehemalige Häftling seine Zigarette über den Rand des Aschenbechers rollen. »Ach, meine Herren. Sie hatten doch bestimmt ›Recht‹ auf der Polizeischule. Man kann in Deutschland nicht zweimal wegen derselben Straftat verurteilt werden. Das hat mir mein Anwalt gesagt. Ich bin rechtskräftig freigesprochen und habe sogar eine kleine Haftentschädigung bekommen. Ich bin raus aus der Nummer.«
    Kroll konnte nicht abstreiten, dass Eimnot richtig lag. Wiggins kam ihm zu Hilfe. »Wahrscheinlich können Sie in der Tat nicht mehr wegen des Mordes an Annemarie Rosenthal zur Verantwortung gezogen werden. Aber wir reden noch über ganz andere Straftaten: Bestechung, Nötigung, Strafvereitelung … und natürlich der Mord an dem Schriftsteller Lachmann. Das war bislang noch nicht Gegenstand von irgendwelchen Gerichtsverhandlungen.«
    Eimnot drückte die Zigarette aus. »Ich werde mit meinem Anwalt darüber reden. Aber ich verstehe immer noch nicht, was ich damit zu tun haben soll.«
    Kroll stand auf und setzte sich auf die Fensterbank. »Außerdem gibt es die Verbindung zu Ihrem Freund Goran. Der hat zurzeit nichts Besseres zu tun, als sich mit dem Gesetz anzulegen. Wir hätten da zum Beispiel eine Kindesentführung.« Der Kriminalbeamte schüttelte den Kopf. »Bei Kindern ist unser Rechtsstaat ziemlich humorlos!«
    Eimnot zündete sich eine neue Zigarette an. Langsam atmete er den Rauch durch Mund und Nase aus. »Ich kenne keinen Goran.« Zum ersten Mal ließ Eimnot so etwas wie eine Gefühlsregung erkennen. Aus seinem Gesicht blinzelte die blanke Schadenfreude, gepaart mit einer gehörigen Mischung aus Arroganz. »Das müssen Sie bitte mit diesem Goran selbst klären.«
    Unausgesprochen blieb der Nachsatz. ›Wenn Sie ihn finden und mit ihm fertig werden.‹
    »Sie fühlen sich wohl sehr sicher?«, fragte Kroll.
    Eimnot fegte mit der Hand Tabakreste von seiner grauen Jogginghose. »Ach, wissen Sie, Herr Kommissar. Ich war jahrelang unschuldig im Knast. Ich sitze hier in meiner Wohnung und versuche, meine derzeitige Situation so angenehm wie möglich zu gestalten. Was interessiert mich das Leben außerhalb dieser vier Wände. Ich habe meinen Frieden geschlossen und dabei soll es auch bleiben.«
    Kroll nahm abermals auf dem Sofa Platz und blickte Eimnot direkt in die Augen. »Herr Eimnot, Sie tanzen auf einem Drahtseil! Das Einzige, was Ihnen noch helfen kann, ist, wenn Sie mit uns zusammenarbeiten! Sonst stürzen Sie ab!«
    Peter Eimnot ging zum Fernseher und schaltete den Apparat wieder an. »War noch was?«

    Für Goran war es nicht schwer herauszufinden, wo sich Krolls Wohnung befand. Vor wenigen Tagen war er ihm unauffällig vom Präsidium gefolgt. Darüber hinaus war es für ihn kein Problem, ein Türschloss zu öffnen. Das hatte er im Laufe seines Söldner- und Verbrecherlebens gelernt, das nötige Werkzeug besaß er.
    Er wartete den Einbruch der Dunkelheit ab und betrat das Haus in der Tschaikowskistraße. Sein Bein schmerzte noch immer sehr und es erinnerte ihn bei jedem Schritt daran, dass da noch eine Rechnung zu begleichen war.
    Die Haustür war nicht verschlossen. Goran ging die Treppenstufen hinauf, bis er vor Krolls Wohnungstür stand. Dann schaute er sich um und horchte an der Tür. Nichts war zu hören. Er zog sein Werkzeug aus der Tasche und machte sich am Schloss zu schaffen. Es dauerte keine zwei Minuten, bis es sich mit einem leichten Knacken öffnen ließ. Er betrat die Wohnung, ohne das Licht anzuschalten, und sah sich um. Drei Zimmer, Küche, Bad. Nachdem Goran ausgiebig uriniert hatte, beschloss er, das Schlafzimmer aufzusuchen. Er legte sich auf das Bett und wartete. Irgendwann müsste dieser Kommissar ja zurückkommen. Wann, war ihm egal. Er hatte Zeit.

    Kroll und Wiggins hatten den Rest des Tages überwiegend
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