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Merlins Drache 01 - Basilgarrad

Merlins Drache 01 - Basilgarrad

Titel: Merlins Drache 01 - Basilgarrad
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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gedämpfte Murmeln des Wassers unter den Felsen. Und das befriedigende Plätschern, als es ins Freie kam und in einen Teich floss.
    Das Tier leckte sich die ausgedörrten Lippen. Sie waren so trocken wie ein mit Sand gefüllter Graben.
    Wasser, wusste das Schaf, wäre seine Rettung. Wasser würde seine Kraft wiederherstellen. Dann konntees zur Herde zurück – und, am wichtigsten, zu seinen jungen Lämmern. Zu allen dreien.
    Es blökte traurig und blinzelte mit glasigen Augen. Wie viele Morgengrauen und Sternenuntergänge war es her, seit es die Lämmer zum letzten Mal herumtollen gesehen hatte? Seit es zum letzten Mal ihre kleinen pelzigen Ohren geleckt oder sie nach einem befriedigenden Trank Muttermilch liebevoll weggestoßen hatte?
    Zu viele.
    Wie alle Bergschafe im oberen Malóch hatte es sich dem Leben auf diesen hohen, unfruchtbaren Gipfeln angepasst. Anders als die wirren Dschungel im Süden oder die tückischen Moore im Norden beherbergte diese Region wenige Verfolger. In vielen Jahreszeiten hatte dieses Schaf nie einen wilden Dschungeltiger gesehen, nur einmal war es einem Moorghul begegnet – hatte seine schattige Gestalt kurz gesehen, als er sich in das nächtliche Versteck der Herde stahl und ein Lamm raubte.
    Das Schaf machte einen weiteren mühsamen Schritt. Es brauchte seine ganze Kraft, den gespaltenen Huf über einen scharfkantigen Stein zu heben. Nie in all seinen Jahren hatte es sich so schwach gefühlt. Auch nicht so durstig.
    Nicht, dass es nie zuvor Durst gekannt hätte. Die Region war sehr trocken. Besonders in den Monaten nach der Schneeschmelze wurde aus dem Land eine hochgelegene Wüste, ein Ort mit aufgerissener Erde undstoppeligem Gras, der sich nach Wasser sehnte. Doch dieser besondere Durst war der heftigste, den das Schaf je erlebt hatte.
    Geschwächt von schmerzendem Durst hatte das Mutterschaf mit der wandernden Herde nicht Schritt halten können. Es war immer weiter zurückgeblieben und hatte die Gefährten aufgehalten. Weil es die traditionelle Strecke so gut kannte, hatte es die anderen über das laute Blöken seiner Lämmer hinweg gedrängt, ohne es weiterzulaufen, es wollte eine Bergquelle suchen und die anderen einholen, sobald es wieder gekräftigt war. Dazu brauchte es nur frisches Wasser   … und das war jetzt – endlich – in Sicht.
    Doch die Schritte des Schafs wurden immer mühsamer. Seinem Herzen fiel es anscheinend schwer, genügend Blut durch den Körper zu pumpen. Die Augen konnten sich auf nichts mehr konzentrieren. Aber den glänzenden Teich vor sich konnte es noch erkennen.
    Mit größter Anstrengung machte es noch einen zögernden Schritt. Es hörte das Wasser in den Teich spritzen, obwohl es das durch die wirbelnden, immer näher kommenden Schatten nicht sehen konnte. Das Mutterschaf knirschte mit den Zähnen, hob das schwankende Bein und – brach zusammen.
    Es starb sofort. Herz, Hirn und alle anderen inneren Organe hatten ihre Arbeit eingestellt. Und doch, so trocken sein Maul, seine Kehle waren, es war nicht verdurstet.
    Es war an Blutverlust gestorben.
    Aus seinem Nacken kroch ein dicker grauer Blutegel, so groß wie eine Männerfaust. Frisches Blut rann aus seinem Maul und lief wie Flüsse aus Schmerz an den Seiten hinunter, Zorn schwelte im blutunterlaufenen Auge. Der Bauch war aufgebläht vom Blut des Mutterschafs, das er so viele Wochen lang aufgesaugt, von dem er mehr getrunken hatte, als der Schafskörper ersetzen konnte. Jetzt fiel der aufgeschwollene Egel auf den steinigen Boden. Mit einem schmatzenden Geräusch landete er, die letzte Mahlzeit musste er noch verdauen.
    Und das würde in kürzester Zeit geschehen. Denn dieser Egel brauchte, anders als seine Artgenossen, Blut nicht nur zur Ernährung seines Körpers. Nein, er brauchte Blut vor allem zur Stärkung seiner eigenen dunklen Magie.
    Eine Magie, die des unsterblichen Kriegsherrn Rhita Gawr wahrhaft würdig war.
    Während sich der Egel in den Schatten eines Felsens zurückzog, färbte sich sein glänzendes Grau schwarz – nicht zu dem tiefen Schwarz des Ebenholzes oder des Obsidians, sondern dem leeren Schwarz, das nichts als das Fehlen des Lichts war. Warum sollte er sich noch Mühe mit der Tarnung machen und sich den wolligen Falten des Schafs anpassen, wenn es jetzt tot war? Er verzog das große, blutsaugende Maul und verfluchte im Stillen das tote Mutterschaf, weil es ihn nicht bis zu seinem Ziel getragen hatte: zum verhexten Moor dieses Reichs.
    Trotzdem, das Schaf hatte es so gut
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