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Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit
Autoren: Thomas A. Barron
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zwischen der sterblichen Erde und der unsterblichen Anderswelt bestehen.«
    »Also
wurde
es zerstört.« Ich schüttelte betrübt den Kopf. »Genau wie ich dachte.«
    Der Ältere hob die Hand. »Nicht zerstört, Merlin. Verwandelt.«
    Ich wechselte unsichere Blicke mit Hallia und Rhia. »Wie verwandelt?«
    »Schau genauer hin«, bat Dagda und wies auf den Nebel, der über die Steine und alle versammelten Geschöpfe schwebte. »Bemerkst
     du etwas anderes an diesem Nebel?«
    Ich betrachtete prüfend unsere Umgebung, die zunehmend weiß wurde. »Nein«, gab ich zu.
    »Ich schon«, sagte Hallia, ihr Gesicht leuchtete plötzlich. Sie zeigte auf die gestürzte Säule, auf der wir gesessen hatten.
     Sie sah jetzt fast wie eine rechteckige Wolke aus, weniger mit Nebel bedeckt als von ihm erfüllt. »Statt unsere Welt zu ertränken
     könnte er, nun . . . unsere Welt
werden

    »Ich verstehe!«, rief Rhia und sprang so heftig auf, dass die Ohren von Scullyrumpus gegen ihren Arm schlugen.
    »Nun, ich nicht«, sagte ich verzweifelt.
    Dagda legte mir die Hand auf die Schulter, direkt neben die Klauen von Verdruss. »Gleich wirst du es tun, dank all deiner
     guten Arbeit. Denn der Augenblick ist gekommen, auf den ich lange gewartet habe.«

XXXV
WUNDER
    D agdas Augen leuchteten wie Sterne an einem dämmrigen Himmel. »Die Fincayraner haben sich vereint«, erklärte er so laut, dass
     alle Geschöpfe rund um den Steinkreis es hören konnten. Sofort senkte sich Schweigen über den gesamten Ring. Keine einzige
     Biene summte; kein einziger Vogel piepste. Selbst die große Bärin in ihren Verbänden schien den Atem anzuhalten.
    »Fincayras viele Fäden haben sich zu einem kräftigen Seil verbunden«, verkündete der große Geist. »Ihr alle habt nicht nur
     zusammen gegen einen gemeinsamen Feind gekämpft, ihr habt etwas noch viel Schwierigeres unternommen. Ihr habt angefangen als
     Gemeinschaft zusammenzuleben, eure Nahrung und Arbeit und Träume habt ihr geteilt. Das ist seit längst vergangenen Tagen nicht
     mehr geschehen.«
    Er hielt inne, die schwache Andeutung eines Lächelns zeigte sich auf seinen Lippen. »Jene Tage enthielten Gaben für alle,
     von denen keine wertvoller als der Frieden war. Und für die Männer und Frauen jener Zeit enthielten jene Tage eine besondere
     Gabe.«
    Rhia neben mir holte hörbar Luft.
    Dagda hob die Hand hoch über den Kopf und zeichnete einen anmutigen Kreis in die Luft. »Und so soll es wieder sein.«
    Rhia stieß einen Schrei aus, so schrill wie einer der Pfiffevon Verdruss. Zugleich sprang Hallia auf wie ein überraschtes Damtier. Denn beide erlebten das Gleiche wie ich – ein tiefes,
     anhaltendes Pulsieren in der Rückenmitte. Das war nicht der alte Schmerz zwischen meinen Schulterblättern. Weit davon entfernt!
     Das war ein Gefühl überschwänglicher Freude und Zufriedenheit zugleich, wie es in meiner Vorstellung ein Samen empfinden mag,
     bevor er endlich ins Sonnenlicht durchbricht.
    Meine Tunika spannte plötzlich über der Brust. Bevor ich wusste, was mir geschah, hörte ich, wie etwas riss. Und durch meine
     Tunika und Jacke wie durch Rhias Rankenanzug und Hallias Gewand brach etwas höchst Außergewöhnliches.
    Flügel.
    Scheu breitete ich sie weit aus, schloss sie fest und öffnete sie wieder. Ich beobachtete, wie ihre Ränder in der Sonne glitzerten,
     und mir wurde klar, dass sie nicht aus Fleisch, Blut und Knochen gemacht waren wie mein übriger Körper. Nein, diese Flügel
     waren aus etwas Flüchtigerem gemacht, etwas wie Luft, und aus Leuchtenderem, etwas wie Sternenlicht.
    Verdruss pfiff entzückt und sprang in die Luft. Dann geschah das größere Wunder. Ich schloss mich ihm an!
    Ich schlug mit meinen breiten, schimmernden Flügeln und hob mich über dem Steinkreis in die Luft. Höher stieg ich und höher.
     Wind blies mir ins Gesicht, drückte mir die Haare an den Kopf und ließ Tränenströme über meine Schläfen rinnen. Obwohl meine
     leuchtenden Federn bei jedem Windstoß zitterten, schlugen die mächtigen Flügel rhythmisch. Bei jedem Aufschwung atmete ich
     ein, bei jedem Schlag nach unten aus.
    Verdruss flog neben mir und brachte mich dazu, so steilzu steigen, dass ich kaum noch atmen konnte. Dann drehten wir gemeinsam ab und schossen senkrecht hinunter, der Wind blies
     über uns. Immer schneller stürzten wir. Grinsend stellte ich mir vor, ich hätte einen langen Bart, der ausgestreckt hinter
     mir herfliegen würde.
    Direkt über den Säulen stiegen wir
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