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Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit
Autoren: Thomas A. Barron
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Dann sagte er leiser und ernst: »Ich
     wollen mit dir kommen.«
    Ich kaute an meiner Lippe. »Ich fürchte, das kannst du nicht.«
    Der Riese zog seine baumgroßen Augenbrauen hoch. »Wer passen auf dich auf, wenn du voller Verrücktheit sein?«
    Ich streckte mich und legte die Hand flach auf seine Nase. »Du machst das, Shim. Ich werde mir weiter deinen Rat holen, von
     jetzt ab in deinen Träumen.«
    »Wirklich? Können du so zauberische Sachen?«
    »Wenn nicht, werde ich es lernen«, versprach ich. »Und wenn ich zu dir komme, bringe ich einen großen Kübel Honig mit.«
    Shims riesiger Mund bog sich nach oben. »Ich werden dich vielmals vermissen, Merlin. Du sein mein allererster Freund! Aber
     . . . damit du leichter kommen können, werden ich versuchen viele Nickerchen zu machen.«
    Ich wollte ihm zulächeln, da spürte ich, wie mir jemand die Haare auf dem Hinterkopf zwirbelte, und fuhr herum. Es war Rhia.
     Ich legte die Hand auf ihre blättrige Schulter – vorsichtig, damit ich nicht das pelzige Geschöpf um ihren Hals störte – und
     ließ ihren Anblick auf mich wirken.
    Schließlich sagte ich: »Mir wird fehlen, dass ich nicht mehr mit dir fliegen kann, meine Schwester.«
    Ihre blaugrauen Augen funkelten. »Und mir wird fehlen, dass ich nicht mehr auf dir landen kann, mein Bruder.«
    Wir umarmten uns. Als ich mit der Hand den Rand ihres Flügels streifte, sagte ich: »Keine Flugapparate aus Blättern und Stöcken
     mehr für dich.«
    »Nein«, antwortete sie mit einem glockenhellen Lachen. Sie trat zurück und betrachtete mein Gesicht. »Komm eines Tages nach
     Avalon, ja?« Mit schelmischem Grinsen fügte sie hinzu: »Dort gibt es genug Ranken zum Schaukeln.«
    Jetzt musste ich lachen. »Nein, nein. Bitte nicht das.«
    Ihr Blick wurde ernst. »Komm wirklich, Merlin. Du wirst mir fehlen.«
    Ich schluckte mühsam. »Ich werde es versuchen. So sehr ich kann.«
    Jemand zog an meiner Tunika und ich wusste, bevor ich mich umdrehte, dass es Lleu war. Neben ihm stand meine Mutter. Sie sah
     vergrämt aus und viel älter als in meiner Erinnerung.
    Der Junge schaute zu mir auf. »Geh nicht, junger Herr Merlin.«
    »Ich muss, Lleu.« Ich zerzauste ihm die sandfarbenen Locken. »Du hast diese Flügel verdient, mein Freund. Hab jetzt viel Spaß
     damit.«
    Er runzelte die Stirn. »Es wär bloß besser, wenn du bleiben würdest.«
    Ich biss mir auf die Lippe und wandte mich Elen zu. Sie sagte nichts, aber ihr sorgenvoller Blick entging mir nicht. »Erinnerst
     du dich daran«, sagte ich leise, »wie ich dich vor vielen Jahren verließ, um meinen Weg hier zu finden? Als wir uns trennten,
     hast du gesagt, dass für jeden Vogel der Tag kommt . . .«
    »An dem er wegfliegt.« Langsam nickte sie und richtete sich auf. »Ja, es ist wahr. Jeder Vogel muss fliegen.« Obwohl ihr Mund
     zitterte, schaute sie mich stolz an. »Und du, mein guter Zauberer, wirst in mancher Hinsicht fliegen, die ich mir gar nicht
     vorstellen kann.«
    In diesem Moment streifte ein gefiederter Flügel meinOhr. »Verdruss.« Er sah mich unentwegt an. »Wie kann ich mich je von dir verabschieden?«
    Der Falke klappte laut den Schnabel zu und pfiff tadelnd. Einen Moment ging er auf meiner Schulter hin und her und kniff mich
     mit seinen Krallen. Schließlich ließ er sich wieder nieder, streckte den Flügel aus und stupste leicht meinen Hals.
    Ich streichelte den Rand seines Flügels. Dann hob Verdruss mit einem letzten Pfiff ab und landete auf Dagdas Schulter.
    Ich schaute dem Geist direkt in die Augen. »Es ist Zeit.«
    »Ja, Merlin, es ist Zeit.«
    Dagda hob die Hand und zeichnete eine kleine Spirale in die Luft. Sofort schmolzen meine schimmernden Federn. Ein weißer Blitz
     ging auf den Steinkreis nieder. Plötzlich stieg ich mit unsichtbaren Flügeln hoch über den Nebel, die Hügel und das sonnenbeglänzte
     Gebiet.
    Und so flog ich in diesem Moment in eine andere Welt – und zu meiner angekündigten Bestimmung.

NACHWORT
    Hier habt ihr sie, die Geschichte, die ich all diese Jahre mit mir herumgetragen habe – eine Geschichte, die mein Leben mit
     vielen Welten, vielen Zeiten verbindet.
    Jene Tage ereigneten sich vor langer, langer Zeit, doch für mich sind sie so lebendig wie der Ruf des Brachvogels heute Morgen.
     All ihr Glanz, all ihr Leid, alle ihre Momente der Sehnsucht und Hoffnung leuchten wie die Kristallwände meines Hauses. Wie
     sehr mir jenes Land und jene lieben Gesichter fehlen, selbst jetzt!
    Eine Geschichte sollte frei wie
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