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Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit
Autoren: Thomas A. Barron
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Kleinen, die in ihrer Aufregung übereinander purzelten.
     Der silberhaarige Geist lächelte, seine Füße schritten durch den Nebel, als würde er im seichten Wasser eines Sommermeers
     waten.
    »Also«, sagte er mit seiner tiefen Stimme, »jetzt seid ihr geflogen.«
    »Ja«, antwortete ich. »Und jetzt verstehe ich besser, was unserer Welt geschehen ist.«
    Dagda nickte langsam. »Ich weiß, du fühlst immer noch mehr, was Fincayra verloren, als was es gewonnen hat, doch jetzt könnt
     ihr die Anderswelt erkunden. Ihr könnt immer noch an euren Lieblingsplätzen in dieser Welt wohnen – ja, Hallia, an allen diesen
     Pfaden und Wiesen, die du so gut kennst   –, aber es steht euch auch frei, viele weitere in den nebligen Gefilden unten zu entdecken.«
    »Dank unseren Flügeln«, sagte Rhia anerkennend.
    »Das stimmt, Rhiannon. Mit euren Flügeln könnt ihr sogar in eurem sterblichen Leben in die Anderswelt reisen. Denn der geöffnete
     Eingang wird mit der Zeit noch größer werden. Geistergeschöpfe aller Art werden hierher kommen und in diesem Reich gehen und
     fliegen und schwimmen, genau wie ihr es in den Reichen drunten könnt.«
    Hallia tippte aufgeregt mit dem Fuß auf den Boden, so dass weiße Nebelwölkchen aufstiegen. »Die Angehörigen meines Clans können
     also immer noch als Hirsche über unsere geheiligten Länder laufen?«
    Dagda lächelte ihr liebevoll zu. »Das wird sich nie ändern. Aber jetzt, wenn ihr die Gestalt von Männern und Frauen annehmt,
     könnt ihr etwas Neues tun. Ihr könnt fliegen, so anmutig wie Falken, in Länder, die ihr noch entdecken müsst.«
    Verdruss auf meiner Schulter sträubte die Brustfedern und plusterte stolz die Flügel auf.
    »Was ist mit diesem Gebiet voller Bäume?«, fragte Rhia. »Dort war überhaupt kein Nebel.«
    »Überhaupt keiner«, wiederholte ich. »Es schien fast...«
    Dagda zog eine silbrige Augenbraue hoch. »Schien wie?« »Nun, als wäre das ganze Gebiet irgendwie getrennt vom übrigen Fincayra.
     Wie früher, als es noch die vergessene Insel war. Nur ist es jetzt mit Grün bedeckt.«
     
    »Ganz richtig.« Er beobachtete mich genau. »Du hast die Magie deines Samens gesehen, Merlin. Am Ort seiner Bestimmung gepflanzt,
     hat er unsagbare Wunder vollbracht.«
    »Aber wie«, drängte ich, »schiebt dieses Land den Nebel zurück? Warum ist es nicht geschluckt worden wie alles andere?«
    Er hob leicht die Mundwinkel. »Weil der Ort, den du erneuert hast, eine eigene Welt werden wird.«
    Ich dachte darüber nach. »Du meinst, ein neues Fincayra?«
    »In gewissem Sinne, ja. Das kosmische Gleichgewicht verlangt nach einem Ort, der abgesondert ist, der nicht ganz Erde und
     nicht ganz Himmel bleibt, sondern irgendwo dazwischen. Diese Art von Welt ähnelt selbst dem Nebel – nicht wirklich Luft und
     nicht wirklich Wasser, sondern etwas von beidem und etwas ganz Eigenes. Wenn Fincayra sich also ganz mit der Geisterwelt vereinigt
     hat, wird dieses neue Land der
Zwischenort
werden.«
    Als wir dieses Wort hörten, mit dem unsere Mutter so oft Fincayra beschrieben hatte, wechselten Rhia und ich Blicke.
    »Und dieses Land«, fuhr Dagda fort, »nicht länger verflucht oder vergessen, soll schließlich einen eigenen Namen haben.« Er
     hielt inne und genoss das Wort, bevor er esaussprach. »Avalon. Sein Name soll Avalon sein. Und es soll eine nicht weniger wunderbare Bestimmung haben als der Samen,
     der ihm neues Leben schenkte.«
    Verdruss hob die Klauen und ging ein wenig hin und her, bis er einen Sitz näher bei meinem Kopf gefunden hatte. Als ich seine
     weichen Federn an der Wange spürte, erinnerte ich mich an den Wind auf meinem Gesicht während unserer ersten gemeinsamen Flugmomente.
     Und ich empfand erneut die Freiheit, die reine Erregung an dem allen.
    Der weise Geist schaute mich wieder forschend an. »Jetzt, mein Sohn, erzähl mir, was du noch gesehen hast.«
    Mein Mund schien plötzlich trocken zu sein. »Ich habe ein anderes Land gesehen, eins, das nach mir ruft.« Ich schaute Hallia
     an und trank aus der Tiefe ihrer feuchten braunen Augen. »Aber ohne dich kann ich nicht dorthin gehen.«
    Sie betrachtete mich einen, wie mir schien, endlosen Moment. Schließlich antwortete sie mit brechender Stimme: »Und ich kann
     nicht mit dir dorthin gehen, junger Falke. Mein Leben, meine Leute sind hier. Alle unsere Geschichten, die vergangenen und
     die künftigen, sind hier.«
    »Komm mit mir«, bat ich.
    »Bleib bei mir«, entgegnete sie.
    Mehrere
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