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Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit
Autoren: Thomas A. Barron
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Sekunden vergingen. Keiner von uns sagte ein Wort.
    Dagda trat einen Schritt näher. »Es ist deine Wahl, Merlin. Du musst nicht gehen. Weil Fincayra nicht länger als eine Welt
     für sich besteht, trifft das alte Verbot für Sohn oder Tochter der Erde nicht länger zu.«
    Ich schluckte. »Was sind dann die Alternativen?«
    Er sprach langsam, als würde jede Silbe das Gewicht einer ganzen Welt tragen. »Du hast wie Rhia und Halliadrei Möglichkeiten. Hallia hat ihre Wahl bereits klar gemacht: Sie bleibt hier in der Anderswelt, einer Welt, die mehr, viel
     mehr umfasst, als je beschrieben werden kann.«
    Der Falke auf mir pfiff begeistert und stolzierte über meine Schulter.
    »Oder du kannst in die neue Welt von Avalon gehen.« Mit einem Blick auf Rhia fügte er hinzu: »Ich sollte euch sagen, dass
     eure Mutter, mit der ich gerade vor eurer Rückkehr gesprochen habe, sich dafür entschieden hat. Genau wie euer Freund Lleu,
     das junge Mädchen Cuwenna und mehrere andere Kinder.«
    »Das ist auch meine Wahl«, erklärte Rhia. Scullyrumpus, der um ihren Hals lag, nickte heftig und schlug mit den langen Ohren.
     »Das heißt«, fügte sie hinzu, »wenn . . .«
    »Ja.« Dagda lachte. »Du darfst deine Flügel behalten.« Er schaute wieder mich an. »Deine Flügel gehören bei jeder der ersten
     beiden Möglichkeiten dir. Aber nicht bei der dritten. Denn das bedeutet zur sterblichen Erde zurückzukehren, zu dem Land,
     das Britannien genannt wird.«
    Ich schaute Hallia an, die hier bleiben wollte, dann Rhia, die mit meiner Mutter eine neue Gesellschaft in den Wäldern von
     Avalon gründen würde. Ich fasste nach dem Griff meines Schwerts und die magische Klinge tönte leise in der Scheide.
    Mein Herz hämmerte. Wie konnte ich eine solche Wahl treffen? Wenn ich meine Bestimmung wählte, meinen Ruf, würde ich die Menschen
     verlieren, die mir am nächsten waren – und meine Flügel.
    »Sei vorsichtig«, riet Dagda und zeichnete mit dem Finger den Umriss eines nebligen Flügels in die Luft. »Welche Wahl du auch
     triffst, sie gilt für immer.«
    Mein Blick wanderte um den geheiligten Ring, dessenSäulen von leuchtenden Nebeln strahlten. Dort saßen die Adler, auf den höchsten Steinen schlugen sie mit ihren Flügeln; dort
     stand meine Mutter mit Lleu neben sich; und dort, gegen einen der Steine gelehnt, lag Dinatius. Dünne Nebelstreifen wickelten
     sich um seine klingenbewehrten Arme und nahmen ihnen das Kriegerische. Er sah eher verlassen und verbittert aus als gefährlich.
    Die ganze Zeit horchte ich. Auf den Atem derer, die ich liebte. Auf mein eigenes klopfendes Herz. Auf den Klang, so leise
     und doch so klar, meines magischen Schwerts. Und vielleicht, obwohl ich mir nicht sicher war, auf das, was Aylah einmal meinen
     innersten Wind genannt hatte.
    Langsam wandte ich mich Dagda zu. »Ich weiß jetzt, was ich tun muss.«
    »Und was ist das?«
    Zitternd holte ich tief Atem. »Ich muss meiner Bestimmung folgen.«
    Ich schaute Hallia an, in ihren runden Augen lag ein eigener Nebel. »Ich weiß, dass es das Richtige ist, mein Liebes. Aber
     trotzdem . . . weiß ich wirklich nicht, ob ich es kann.«
    Mühsam schluckte sie. »Du musst, junger Falke. Du musst.«
    Ich streichelte ihren Handrücken. »Der bessere Teil von mir wird immer hier bleiben, bei dir.«
    Sie nickte und fuhr sich über die Augen. »Wir werden immer noch zusammen sein.«
    »Ja. Wie Honig an einem Blatt.«
    Sie schüttelte ihr kastanienbraunes Haar und zog ein paar Strähnen von ihrem Flügel. Dann fasste sie den Griff meines Schwerts,
     zog die Klinge halb aus der Scheide und schnitt sich eine Locke ab. Die Strähne, von ihren Tränen befeuchtet, drückte sie
     mir in die Hand.
    »Nimm das mit«, sagte sie leise, »in die nächste Welt.«
    »Das werde ich«, war alles, was ich sagen konnte. Traurig steckte ich die Haarlocke in meinen Beutel zur Feder von Verdruss.
    Ich wandte mich wieder an Dagda und plusterte meine strahlenden Federn auf. »Wenn ich darf, würde ich gern um etwas bitten.«
    Er zog die silbrigen Augenbrauen hoch. »Und das wäre?«
    »Es geht um, nun, meine Flügel. Da ich sie verlieren werde...«
    »Ja, mein Sohn?«
    Ich hob die Hand und deutete auf den niedergeschlagenen Dinatius. »Ich möchte, dass du ihm meine Flügel gibst.«
    Hallia und Rhia hielten beide den Atem an. Auf meiner Schulter stieß Verdruss einen unzufriedenen Schrei aus und zwickte mich
     mit seinen Krallen.
    Dagda kniff die Augen zusammen. »Du willst, dass
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