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Meridian - Flüsternde Seelen

Meridian - Flüsternde Seelen

Titel: Meridian - Flüsternde Seelen
Autoren: Amber Kizer
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dass er uns um Erlaubnis bat, zu reden, aber dass er schweigen würde, wenn wir ihn darum baten. Da zwischen Tyee und Tony eine Verbindung bestand und Josiah ihn als Boten eingesetzt hatte, glaubte ich, ihm vertrauen zu können. Joi ebenfalls. Und was Juliet betraf, nun, sie musste ohnehin alles erfahren, auch wenn sie es nicht hören wollte. »Du brauchst kein Blatt vor den Mund zu nehmen.«
    »Ist das für dich in Ordnung?« Tens strich mir das Haar hinters Ohr.
    »Für dich nicht?«
    »Doch, alles bestens. Ich habe ein gutes Gefühl.«
    Ich nickte. »Es ist, als ob es genau so geplant gewesen wäre.«
    »Dass wir uns verbünden?«
    »Also die Karten auf den Tisch?« Rumi griff nach dem Tablett und wartete auf mein Nicken. »Gut. So können wir mehr ausrichten.«
    »Ms. Asura ist Sozialarbeiterin?«, begann Tony das Gespräch. Er hatte einen Stift gezückt, um sich nötigenfalls Notizen zu machen.
    »Ja«, antwortete Juliet. »Sie ist für uns alle zuständig.«
    »Sie ist eine Aternocta«, sagte ich. »Eine von den Bösen.«
    »Außerdem verstößt das gegen die Vorschriften«, fügte Rumi hinzu. »Eigentlich müsste jeder von euch einen eigenen Sozialarbeiter haben.«
    Tony brachte uns zurück zum Thema. »Und sie hat nun zwei kleine Kinder in ihrer Obhut.«
    »Drei. Nicole müsste auch dort sein«, ergänzte Juliet. Rumi sah uns an. Ich kannte den Brief. Nicole wurde darin nicht erwähnt.
    Tens hielt das Foto hoch, das er in der Nähe des Dunklebarger gefunden hatte. Mit klopfendem Herzen reichte ich es Juliet. Klaus Perimo war der Aternoctus, der fest dazu entschlossen gewesen war, mich entweder zu töten oder mich an meinem sechzehnten Geburtstag umzudrehen. »Kennst du diesen Mann?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, aber die Heimleiterin hatte das Foto in ihrem Büro an der Wand hängen. Dahinter war der Schlüssel zum Aktenschrank versteckt.«
    »Hat sie je über ihn gesprochen? Hat er sie besucht?«
    Juliet schnaubte. »Sie hat uns nie etwas über sich erzählt. Ich habe ihn noch nie gesehen. Gerüchten zufolge soll er entweder ihr Sohn oder ihr Liebhaber sein. Keine Ahnung. Tut mir leid.«
    »Erkennst du ihn?«, fragte Tony. Er nahm das Foto und gab es Rumi, der den Kopf schüttelte.
    »Er ist ein Aternoctus. Wir dachten eigentlich, er sei tot«, sagte ich.
    »Einer von den Bösen?«, hakte Juliet nach.
    »Ja«, erwiderte ich. »Ein abgrundtief schlechter Mensch.«
    »Ich bin ihm nie hier begegnet«, antwortete Rumi.
    »Die Heimleiterin wollte in Urlaub fahren.« Juliet runzelte die Stirn.
    »Wann?« Tens’ Tonfall wurde schärfer.
    »Sie hat den Mitarbeitern freigegeben und wollte nach den beiden Schwestern keine neuen Patienten mehr aufnehmen. Ich weiß nicht. Ich sollte wegen meines Geburtstags bald verlegt werden.«
    »Wohin?«
    »Keine Ahnung. Alle Kinder müssen das DG an ihrem sechzehnten Geburtstag oder kurz davor verlassen. Niemand darf länger bleiben.«
    »Erklären sie euch den Grund?«
    Juliet schüttelte den Kopf. »Nein. Ms. Asura sagt, sie kämen in ein Internat. Es ist alles sehr vage.« Sie hob die Hände. »Tut mir leid. Mehr kann ich euch auch nicht sagen.«
    »Erinnerst du dich an die Namen der anderen Kinder, die fortgegangen sind?«, erkundigte sich Tony. »Vielleicht finden wir ja im Internet etwas über sie.«
    »Ach, Google.« Rumi nickte. »Alle Wege führen zu Google.«
    Als die Schwingtüren zum Atelier aufgingen, zuckten wir zusammen. Tens nahm die Pistole aus dem Gürtel. Doch zu unserer Überraschung hörten wir ein Miau und ein Bellen, als die beiden Eindringlinge mit wedelnden Schwänzen in die Wohnung trotteten. Custos schien sehr stolz auf sich zu sein. Und Minerva … das konnte ich nicht sagen. Sie sah schlecht gelaunt aus, aber vielleicht war das ja ihr üblicher Gesichtsausdruck.
    »Wo kommen die denn her?« Rumi steckte den Kopf in das leere Atelier.
    Ich lachte. »Custos und Minerva. Die gehören zu den Guten.«
    »Aber wie sind sie reingekommen?«, beharrte Rumi.
    Tens steckte die Pistole weg. Ich sah, dass Tony ihn nachdenklich musterte.
    »Kannst du mir erzählen …« Juliets Stimme erstarb. Sie holte tief Luft und drückte die Wange an Minervas Kopf. »… was mit meiner Mutter passiert ist?« Offenbar hatten sich ihre wiederentdeckten Erinnerungen mit dem jahrelangen Grauen vermischt.
    Tony klopfte sich mit dem Stift auf den Oberschenkel. »Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.«
    »Wo hast du sie kennengelernt? Beginn doch damit.« Juliets Stimme wurde
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