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Meridian - Flüsternde Seelen

Meridian - Flüsternde Seelen

Titel: Meridian - Flüsternde Seelen
Autoren: Amber Kizer
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mir lieber gar nicht erst ausmalen.
    Tens und ich fanden die Kinder weder am Bach noch unter dem Schutt. Auch Minerva war wie vom Erdboden verschluckt. Obwohl Custos ihr Bestes tat, alles beschnupperte und hin und wieder ein Eichhörnchen anbellte, das vorsichtig den Kopf aus seinem Loch steckte, wussten wir allmählich nicht mehr, wo wir suchen sollten. Da die Vögel nicht sangen, war die Welt um uns herum merkwürdig still.
    »Schau mal, Supergirl.« Tens bückte sich und hob ein gerahmtes Foto auf. Er wischte den Schlamm mit dem Ärmel ab.
    Ich schnappte nach Luft. »O mein Gott, das ist ja Perimo! Wie …?«
    Als wir hektisches Gehupe hörten, drehten wir uns zu dem Auto um, das durch die Trümmer auf die Überreste des Dunklebarger zuraste. Rumi sprang aus dem Wagen, brüllte aus voller Kehle wirres Zeug und ruderte mit den Armen. Als er auf Juliet zustürmte, liefen wir ihm entgegen. Tens hatte das Foto in der Hand.
    »Was ist da los?«, fragte ich.
    Tony half Juliet beim Aufstehen.
    Rumi war rot im Gesicht und durchgeschwitzt. Mit wild rollenden Augen ließ er die Szene auf sich wirken. »Ich habe in der Hütte nachgesehen. Ihr wart weder dort noch im Laden. Als ich gehört habe, dass der Tornado zugeschlagen hat, dachte ich … habe gehofft, dass ihr hier seid«, stieß er atemlos hervor.
    »Ist mit dir alles in Ordnung?«, erkundigte ich mich.
    Anstelle einer Antwort starrte er auf das Stück Papier, das seine Hand umklammert hielt. »Ich habe das an der Tür meines Ateliers gefunden, befestigt mit einem Messer. Wegen des Unwetters konnte ich nicht früher kommen. Es tut mir so leid. Ich bin bestürzt.«
    Tens streckte die Hand aus. »Was ist das?«
    Rumi reichte Tens das zerknüllte Papier. »Die Aternocta hat Bodie und Sema in ihrer Gewalt. Sie will sie gegen Juliet austauschen.«
    Ich schnappte nach Luft.
    Juliet schwankte hin und her. »Die Kinder? Wo sind die Kinder? Geht es ihnen gut?«
    »Mehr oder weniger.«
    »Wo sind sie?«, hakte Juliet nach. »Wir müssen sie holen.«
    »Kennst du eine Ms. Asura?«, wollte Rumi wissen.
    Juliet nickte und rieb sich die Herzgegend. »Sie ist unsere Sozialarbeiterin. Warum seid ihr alle denn so aufgebracht?«
    Ich blinzelte und stieß den Atem aus. Natürlich. Welchen besseren Weg konnte es geben, an heranwachsende Fenestrae heranzukommen?
    Rumi nickte ebenfalls. »Sie hat die Kinder.«
    »Dann kann ihnen doch nichts passieren, oder?« Juliets Kopf drehte sich hin und her, als sie erst mich, dann Tens und schließlich Tony ansah. »Oder?«
    »Im Moment«, antwortete Tens. Ich beugte mich über Tens, um den Zettel zu lesen.
    2   KINDR IN UNS . GEWLT .
    AUSTSCH GEGEN JULIET
    RUFN AN .
    – Ms. Asura
    »Was hat das zu bedeuten?«, erkundigte sich Juliet verdattert bei Tony.
    Tens steckte den Zettel ein.
    Rumi warf einen Blick auf die dunklen Wolken, die schon wieder auf uns zukamen. »Vielleicht sollten wir besser reingehen und einen Schlachtplan schmieden«, meinte er zu Tony. Offenbar sahen die beiden älteren Männer sich als Anführer bei dieser Reise ins Unbekannte.
    »Äh, hallo?«, rief ich. »Hier ist eine Fenestra, schon vergessen? Und ein Wächter.« Ich wies erst auf Tens, dann auf die beiden. »Ihr seid Menschen.«
    »Du bist noch nicht lange genug auf der Welt, mein Kind, sonst wüsstest du, wie albern du klingst.« Rumi schmunzelte. »Ich weiß, dass du hier die Chefin bist. Also geh voran.«
    »Könnte mir jemand verraten, was los ist?«, sagte Juliet.
    »Mir auch«, ließ sich Tony vernehmen.

[home]
    Kapitel 42
    N achdem wir Joi mitgeteilt hatten, wo sie uns finden konnte, wenn es Neuigkeiten wegen Enid gab, fuhr sie im Krankenwagen mit, um die alte Frau zu betreuen.
    Juliet hatte nach meiner Hand gegriffen und wollte sie gar nicht mehr loslassen. Inzwischen hatte ich kein Gefühl mehr in den Fingern, und die Umklammerung wurde von Minute zu Minute fester.
    Ich verstand ihr Bedürfnis, sich an mir festzuhalten, weil auch ich mich sicherer fühlte, wenn ich sie berührte.
    Wir fuhren zu Rumi. In der Stadt herrschte zwar Chaos, aber sie war im Großen und Ganzen unversehrt geblieben. Offenbar hatte der Tornado die am dichtesten besiedelten Gebiete diesmal verschont. Rumi und Tony benahmen sich wie alte Freunde und verwandte Seelen. Vielleicht waren sie das ja auch.
    Rumi kochte Kaffee, Tee und heiße Schokolade und winkte Tens und mich in die Küche. »Wie offen können wir reden? Ich weiß, dass es für euch beide ziemlich heikel ist.«
    Ich wusste,
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