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Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail

Titel: Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail
Autoren: Patricia Briggs
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einfallslos.« Sarkasmus, stellte ich fest, macht Entsetzen erträglich. Ich hoffte,
Andre würde bei Tageslicht hilflos sein, obwohl Wulfe es nicht gewesen war. Andre war ebenso alt wie Stefan, und Stefan hatte mir gesagt, am Tag sei er tot.
    Ich bewegte den Teppich, und darunter gab es eine Falltür inklusive eines Eisenrings zum Ziehen. Ich holte meine Taschenlampe heraus, bevor ich die Falltür öffnete.
    Hier gab es nichts so Ausgefeiltes wie Wulfes Wendeltreppe. Direkt unter der Öffnung befand sich eine frei stehende Holzleiter. Ich streckte den Kopf in das Loch und hoffte, dass der Geist, der mich vorher geschubst hatte, es nicht noch einmal tun würde, wenn ich den Kopf gerade nach unten hielt.
    Es war weniger ein Keller als ein sehr tiefes Loch, das in die Erde gegraben worden war, um den Zugang zu den Abflussrohren unter dem Haus zu gewährleisten. Es gab ein paar alte Regale, die gegen ein Fundament lehnten, und Material zum Zaunflicken. Auf der anderen Seite des Raums stand ein Himmelbett, das aussah, als stammte es direkt aus einem billigen Liebesroman.
    Das Licht meiner Taschenlampe fiel auf ein Muster, das auf dem dunklen Samt des Vorhangs eingestickt war, der verbarg, ob jemand in diesem Bett lag.
    Ich stieg vorsichtig auf die Leiter und kletterte dann zwei Sprossen hinunter. Von dort aus war es leicht, den Boden zu erreichen. Ich öffnete den Rucksack und holte den Pflock und einen Hammer heraus, den ich aus der Werkstatt mitgebracht hatte: Ich wusste inzwischen, wie schwierig es war, einen Pflock ins Herz eines Vampirs zu stoßen.
    Ich ließ den Rucksack mit den anderen Dingen nahe dem Fuß der Leiter stehen. Sie würden mir nicht helfen, ehe ich Andre nicht gepfählt hatte, und mit Hammer, Pflock und Taschenlampe hatte ich die Hände voll genug.
    Über mir schlug irgendwo ein Blitz ein, was mich zusammenzucken
ließ. Wenn ich mich nicht beruhigte, würde ich noch einen Herzinfarkt bekommen, bevor ich Andre töten konnte – und das wäre wirklich Verschwendung.
    Ich blieb so weit vom Bett entfernt, wie ich konnte, und benutzte den Pflock, um die Bettvorhänge aufzuschieben.
    Andre war dort. Als der Strahl der Taschenlampe ihn traf, öffnete er die Augen. Wie bei Wulfe waren seine Augen von einer milchigen Schicht überzogen und blind. Ich machte einen Schritt zurück, bereit zu fliehen, aber er blieb liegen, wenn auch mit offenen Augen. Er war mit einem rosa Polohemd und einer beigefarbenen Sporthose bekleidet.
    Das Herz schlug mir bis zum Hals, aber ich zwang mich weiterzugehen und die Taschenlampe auf das Bett zu legen, wo sie mir immer noch Licht spenden, aber nicht herumrollen und mich blenden würde. Ich setzte die Spitze des Pflocks auf Andres Brust. Es wäre vielleicht klüger gewesen, sein Hemd vorher zu öffnen, aber ich konnte mich nicht dazu durchringen, ihn anzufassen. Der Pflock war durch Littletons Hemd gedrungen, er sollte auch durch Andres Kleidung gleiten.
    Obwohl ich den ganzen Tag vor Bedenken halb betäubt gewesen war, hatte es genügt, seine Gefangenen zu finden, um mir die Schuldgefühle zu nehmen. Andre musste sterben.
    Er bewegte die Hände, was mich erschreckte, so dass ich beim ersten Mal danebenschlug, und der Pflock über seine Rippen rutschte statt einzudringen. Er öffnete den Mund, zeigte die langen Eckzähne, und seine Hände bewegten sich zu seiner Brust.
    Schnell setzte ich den Pflock noch einmal an, und diesmal traf ich das Ende fest mit dem Hammer. Ich spürte, wie das Holz auf Knochen stieß und sich weiter durch das weiche Gewebe darunter bohrte. Ich schlug noch einmal zu, und der Pflock steckte tief in seiner Brust.

    Wie Littleton begann auch Andre zu zucken. Ich rannte zum Rucksack, murmelte dabei »Messer, Messer, Messer« und fiel über eine Unebenheit im Steinboden. Ich befand mich immer noch auf allen vieren, als Andres Zuckungen die Taschenlampe herunterwarfen. Sie rollte unters Bett, was uns beide in Schatten tauchte.
    Ich tastete mich vorwärts und fand den Rucksack mit Nase und Fingern. Zees Messer in einer Hand, kehrte ich langsam wieder in die nun stille schwarze Ecke zurück. Das gedämpfte Licht der Taschenlampe zeigte mir, wo sich das Bett befand, aber es war schwierig, dort etwas zu erkennen, wo die Vorhänge den Vampir in Schatten hüllten.
    Hast du wirklich geglaubt, es wäre so leicht?
    Die tonlose Stimme brannte in meinem Kopf. Ich versuchte instinktiv, sie mit den Händen über den Ohren fernzuhalten, aber das nützte nichts.
    Hast du
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