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Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail

Titel: Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail
Autoren: Patricia Briggs
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sagte sie. »Immer, wenn Dad nicht hier ist, um ihn aufzuhalten, greift er willkürlich den nächsten Wolf an.«
    Ich folgte ihr die Treppe hinunter. Ben hatte sich zusammengerollt, so weit entfernt von der Tür, wie er konnte, und drehte uns den Rücken zu.
    »Ben?«, fragte ich.
    Seine Ohren zuckten, und er drückte sich ein wenig flacher gegen den Boden. Ich setzte mich vor das Gitter und lehnte die Stirn gegen die Tür.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte Jesse.
    Bens Elend roch säuerlich, beinahe wie eine Krankheit.
    »Es geht mir gut«, sagte ich. »Würdest du uns ein paar Minuten allein lassen?«
    »Klar. Ich hab mir ohnehin gerade ein Video angesehen.« Sie grinste mich an. »American Werewolf.«
    Ich wartete, bis sie weg war, und dann flüsterte ich, so dass
keiner der anderen Werwölfe, die ich im Haus riechen konnte, mich belauschen konnte. »Ich habe Andre gefunden.« Ich wusste nicht, wie tief Ben in den Wolf gesunken war, aber als ich den Namen des Vampirs erwähnte, stand er auf und knurrte.
    »Nein, du kannst nicht mitkommen«, sagte ich. »Wenn Marsilia denkt, dass ein Werwolf etwas mit Andres Tod zu tun hatte, wird sie Vergeltung suchen. Ich bin hergekommen … ich denke, weil ich Angst habe. Ich weiß nicht, wie ich Andre umbringen kann, während er schläft, und hinterher immer noch ich selbst sein soll.«
    Ben machte zwei langsame Schritte auf mich zu. Ich hob die Hand und berührte das Gitter mit den Fingerspitzen. »Es ist egal. Es muss getan werden, und ich bin dafür am besten geeignet.«
    Plötzlich ungeduldig mit mir selbst, stand ich auf. »Lass sie nicht gewinnen, Ben. Lass sie dich nicht auch noch zerstören.«
    Er winselte, aber ich blieb nicht länger. Ich musste einen Vampir töten.
    Der Wetterdienst hatte einen dreitägigen Wetterumschwung vorhergesagt, und als ich Adams Haus verließ, hatten die dunklen Wolken, die den ganzen Tag näher gekommen waren, eine beeindruckende Dichte angenommen. Heißer Wind packte mein Haar und peitschte es mir übers Gesicht.
    Als ich in mein Auto stieg, achtete ich darauf, die Tür festzuhalten, damit der Wind sie nicht gegen den glänzenden neuen Toyota schleudern konnte, neben dem ich geparkt hatte.
    Es hatte immer noch nicht angefangen zu regnen, als ich den Golf in die Kieseinfahrt lenkte, die vor Andres Haus endete
und vor dem wohnwagengroßen Garagentor der Wellblechscheune anhielt. Es gab Nachbarhäuser, aber sie standen dichter am Highway als Andres Haus und die Wellblechgarage. Zusammen mit strategisch gepflanzten Hecken förderte das die Abgeschiedenheit des Hauses.
    Jeder, der vorbeikam, würde mein Auto sehen können, aber ich machte mir keine Sorgen wegen der Nachbarn. Ich würde Andres Leiche zerstören, und die Vampire würden niemals gestatten, dass die menschliche Polizei irgendwelche verräterischen Überreste fand – nicht einmal meine.
    Das Gras war kniehoch und knirschte, als ich hindurchging. Seit mindestens einem Monat hatte niemand mehr den Rasen gesprengt. Am Rand des Hauses gab es ein paar Blumen, die ebenfalls eingegangen waren. Ich nehme an, Andre interessierte sich nicht dafür, wie sein Haus im Tageslicht aussah.
    Ich schulterte meinen Rucksack und ging um die Wellblechgarage herum, um an die Haustür zu klopfen. Niemand öffnete, und die Tür war fest verschlossen. Auf der anderen Seite des Hauses fand ich eine Terrassentür. Sie war ebenfalls verschlossen, aber die sachgerechte Anwendung eines Pflastersteins löste dieses Problem.
    Niemand kam, um nachzusehen, was das Geräusch zerbrechenden Glases verursacht hatte.
    Das Esszimmer, in das ich von der Terrasse aus gelangte, war makellos sauber und roch nach einem Reinigungsmittel mit Fichtennadelduft, die Art von Geruch, die mich niesen ließ und jeden anderen Duft überdeckte, den es hier vielleicht geben mochte.
    Wie das ganze Haus war auch dieser Raum klein, aber gemütlich. Der Boden bestand aus Eichendielen, die man mit einem weißen Anstrich versehen hatte, was den Raum größer
wirken ließ, als er war. Auf einer Seite des Raums befand sich ein aus Ziegelsteinen gemauerter Kamin. Familiefotos standen auf dem Sims. Neugierig sah ich sie mir an. Kinder und Enkel, dachte ich, und niemand davon war mit Andre verwandt. Wie lange würde es dauern, bis einem von ihnen auffiel, dass sie zu lange nichts mehr von den Großeltern gehört hatten? Wie lange war er schon hier, um so viele Geister zu hinterlassen?
    Vielleicht waren die Besitzer des Hauses auch unterwegs, in
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