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Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail

Titel: Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail
Autoren: Patricia Briggs
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sehen, die in ein dunkles Loch führte.

    Ich habe mich nie vor dem Dunkeln gefürchtet. Selbst wenn ich nicht sehen kann, funktionieren meine Nase und meine Ohren gut genug, um mich zu leiten. Ich leide auch nicht unter Klaustrophobie. Dennoch, in dieses Loch hinunterzusteigen, gehörte zu den schwierigsten Dingen, die ich je getan habe, denn obwohl ich wusste, dass er tagsüber nicht aktiv sein würde, machte mir der Gedanke, einen Vampir zu töten, schreckliche Angst.
    Ich hatte keine Taschenlampe dabei. Hatte nicht erwartet, eine zu brauchen: Es war immerhin noch hell. Es gab nur ein bisschen Licht von der Treppe. Ich konnte sehen, dass der Raum nicht sehr groß war, nur ein wenig größer als ein durchschnittliches Badezimmer. Und an der hinteren Wand stand etwas, ein Bett oder ein Sofa.
    Ich schloss die Augen und zählte die Sekunden einer ganzen Minute ab. Als ich die Augen wieder öffnete, konnte ich ein bisschen besser sehen. Es war ein Bett, und der Vampir darauf war nicht Andre. Sein Haar war heller. Der einzige blonde Mann in der Siedhe, der seine eigene Menagerie hatte, war Wulfe, der Zauberer, und mit ihm war ich nicht verfeindet.
    Ich musste gegen die Geister ankämpfen, als ich wieder die Treppe hinaufstieg. Sie wussten, weshalb ich gekommen war, und sie wollten, dass ich den Vampir tötete.
    »Tut mir leid«, sagte ich, nachdem ich es zurück in den Flur geschafft hatte. »Ich kann nicht ohne Grund umbringen.«
    »Warum sind Sie dann gekommen?«
    Sofort schlug mein Herz bis zum Hals. Ich drehte mich um und erwartete, den Vampir hinter mir zu sehen, aber dort gab es nur das dunkle Treppenhaus. Aber ich konnte auch nicht glauben, dass ich mir die Stimme nur eingebildet hatte, denn alle Geister waren plötzlich verschwunden. Ich berührte das
Schaf an der Halskette, mit der ich die von Littleton zerrissene ersetzt hatte.
    Er lachte. »Sind Sie hinter Andre her? Er wohnt nicht in dieser Gegend. Aber Sie könnten stattdessen mich töten.«
    »Sollte ich?«, fragte ich, weil ich mich ärgerte, dass er mir solche Angst einjagte.
    »Ich weiß, wie ein Zauberer gemacht wird«, sagte er. »Aber mich hat niemand gefragt.«
    »Warum haben Sie nicht selbst einen Zauberer geschaffen und ihn dann zum Vampir gemacht?«, fragte ich, nun ein wenig selbstsicherer. Das Licht im Flur war nur trüb, aber ich konnte sehen, dass durch die Fenster immer noch Tageslicht ins Haus fiel. Wenn Wulfe wach war, dann musste er in dem dunklen Raum bleiben, wo er in Sicherheit war.
    »Weil ich kein Idiot bin. Marsilia weiß es ebenfalls besser, aber sie ist besessen von dem Gedanken, nach Mailand zurückzukehren.«
    »Dann habe ich keinen Grund, Sie umzubringen«, erwiderte ich.
    »Oder vielleicht hätten Sie mich auch nicht umbringen können«, sagte er und kroch die Treppe hinauf. Er bewegte sich sehr langsam, wie eine Eidechse, die zu kalt geworden war.
    Hinter einer der geschlossenen Türen neben dem Bad hörte ich ein Wimmern und konnte das gut nachfühlen. Ich hätte auch wimmern mögen.
    »Ich habe nicht Sie gesucht«, erklärte ich mit fester Stimme, aber ich trat zurück, bis ich in einem Lichtkreis am Ende des Flurs stand.
    Er verharrte auf halbem Weg die Treppe hinauf. Seine Augen waren von einer hellen Schicht überzogen, wie bei einem Toten.

    »Gut«, sagte er. »Wenn Sie Andre töten, werde ich Sie nicht verraten – und niemand wird fragen.«
    Dann war er verschwunden, zog sich so schnell die Treppe hinunter zurück, dass ich die Bewegung kaum wahrnehmen konnte, obwohl ich ihn direkt angestarrt hatte.
    Ich ging langsam aus dem Haus, denn wenn ich mich schneller bewegt hätte, wäre ich schreiend davongerannt.

15
    I n Pasco fand ich das Versteck eines weiteren Vampirs, aber diesmal stellte ich mich klüger an. Ich fuhr am nächsten Tag gegen Mittag zurück, als die Sonne hoch am Himmel stand, und nahm meine Kojotengestalt an, denn meine Nase war besser, wenn ich auf vier Pfoten unterwegs war.
    Ich sprang über den Zaun und sah mich um, aber was immer Vampire taten, um ihre Verstecke zu schützen – es hätte beinahe funktioniert. Ich konnte keinen eindeutigen Duft rings um das Haus feststellen, aber das Auto roch nach einem weiblichen Vampir. Estelle.
    Die dritte Menagerie, die ich ein paar Tage später fand, war die von Andre.
    Er wohnte in einem hübschen kleinen Haus, das überwiegend hinter einer großen Wellblechgarage verborgen lag. Es befand sich ganz in der Nähe des Wildreservats nahe Hood Park, direkt
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