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Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail

Titel: Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail
Autoren: Patricia Briggs
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Licht, das die Nachtlandschaft berührte. Gedanken an das
Böse schienen irgendwie angemessen zu sein, während ich darauf wartete, dass ein Vampir mich abholte. Wenn schon sonst nichts, würden sie mich davon abhalten, wieder einzuschlafen. Angst hat diese Wirkung auf mich. Ich habe Angst vor dem Bösen.
    In unserer modernen Welt kommt einem selbst das Wort altmodisch vor. Wenn sich das Böse dennoch zeigt, wie bei Charles Manson oder Jeffrey Dahmer, versuchen wir es mit Drogensucht, einer unglücklichen Kindheit oder Geisteskrankheit zu begründen.
    Amerikaner im Besonderen sind seltsam unschuldig in ihrem Glauben, dass die Wissenschaft alles erklären kann. Als die Werwölfe vor ein paar Monaten schließlich ihre Existenz zugaben, begannen die Wissenschaftler sofort nach einem Virus zu suchen, das die Veränderung verursachte – Magie ist etwas, das ihre Labors und Computer nicht erfassen können. Zuletzt hatte ich gehört, dass die Johns-Hopkins-Universität ein ganzes Team für diese Sache abgestellt hat. Zweifellos würden sie auch etwas finden, aber ich wette, sie werden nie erklären können, wie sich ein Mann von 80 Kilo in einen 120 Kilo schweren Werwolf verwandelt. Die Wissenschaft hat keinen Platz für Magie, ebenso wenig wie für das Böse.
    Der fromme Glaube, dass die Welt vollständig erklärbar sei, stellt gleichzeitig eine schreckliche Verwundbarkeit und einen festen Schild dar. Das Böse zieht es vor, dass die Leute nicht an es glauben. Nehmen wir das nicht vollkommen zufällige Beispiel von Vampiren. Sie töten selten willkürlich. Wenn sie jagen, finden sie jemanden, der nicht vermisst wird, und bringen diese Person zu sich nach Hause, wo sie sich um sie kümmern – wie um eine Kuh auf der Weide.
    Unter der Herrschaft der Wissenschaft ist keine Hexenverbrennung erlaubt, es gibt keine Wasserproben und kein
öffentliches Lynchen mehr. Im Austausch dafür müssen sich gesetzestreue, solide Bürger wegen seltsamer Dinge, die sich in der Nacht ereignen, keine sonderlichen Gedanken machen. Manchmal wünschte ich mir, ich wäre auch ein solcher Durchschnittsbürger.
    Durchschnittsbürger werden nicht von Vampiren besucht.
    Und sie machen sich auch keine Gedanken über ein Werwolfsrudel, oder zumindest nicht in der Art, wie ich es tue.
    In die Öffentlichkeit zu treten, war für die Werwölfe ein großer Schritt, einer, der leicht hätte schiefgehen können. Als ich in die mondhelle Nacht hinausschaute, fragte ich mich, was passieren würde, wenn die Leute wieder anfingen, sich vor ihnen zu fürchten. Werwölfe sind nicht böse, aber sie sind auch nicht unbedingt die friedlichen, gesetzestreuen Helden, als die sie sich gerne darstellen.
    Etwas klopfte an meine Haustür.
    Vampire sind wirklich böse. Das wusste ich – aber Stefan war mehr als nur ein Vampir. Manchmal glaubte ich sogar, dass er mein Freund war. Also hatte ich keine Angst, bis ich die Tür öffnete und auf meine Veranda blickte.
    Er hatte sich das dunkle Haar mit Gel zurückgekämmt, und seine Haut wirkte im Mondlicht sehr blass. Er trug ausschließlich Schwarz und hätte aussehen sollen wie ein Komparse aus einem schlechten Dracula-Film, aber irgendwie erschien mir dieser Aufzug – vom langen schwarzen Ledermantel bis hin zu den Seidenhandschuhen – an Stefan authentischer als seine üblichen bunten T-Shirts und schmuddeligen Jeans. Es sah aus, als hätte er sich eines Kostüms entledigt.
    Er wirkte wie jemand, der so leicht töten konnte, wie ich einen Reifen wechselte, und mit ebenso wenig Bedenken.
    Dann verzog er das Gesicht – und war plötzlich wieder der gleiche Vampir, der seinen alten VW-Bus wie Scooby Doos Mystery Machine angemalt hatte.
    »Du scheinst dich nicht sonderlich zu freuen, mich zu sehen«, sagte er mit einem müden Grinsen, das seine Eckzähne nicht enthüllte. Im Dunkeln wirken seine Augen eher schwarz als braun – aber das Gleiche gilt für meine.
    »Komm rein.« Ich trat von der Tür zurück, um ihn durchzulassen, und weil er mir Angst gemacht hatte, fügte ich boshaft hinzu: »Wenn du wirklich willkommen sein willst, musst du allerdings zu einer vernünftigeren Zeit kommen.«
    Er zögerte, deutete lächelnd auf die Schwelle und sagte: »Auf deine Einladung.« Dann betrat er mein Haus.
    »Das mit der Schwelle funktioniert wirklich?«, fragte ich.
    Sein Lächeln wurde breiter, und diesmal sah ich das Aufblitzen weißer Fänge. »Nicht mehr, nachdem du mich eingeladen hast.«
    Er ging an mir vorbei ins
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