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Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail

Titel: Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail
Autoren: Patricia Briggs
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außerhalb von Pasco.
    Ich hätte nicht einmal daran gedacht, so weit von der Stadt entfernt zu suchen, da Vampire, anders als Werwölfe, urbane Geschöpfe sind.
    Es war reines Glück, dass ich eine Testfahrt mit einem VW-Bus in dieser Gegend machte. Ich hatte am Straßenrand angehalten, um ein paar Dinge besser einzustellen, und
sobald ich das Auto verließ, wusste ich, dass in diesem Haus Menschen gestorben waren, viele Menschen.
    Ich kletterte nach hinten in den Bus, um mich in einen Kojoten zu verwandeln.
    Andre war entweder ziemlich achtlos oder nicht so clever wie Estelle oder Wulfe, denn ich fand seinen Geruch überall auf dem Gelände. Er saß offenbar gerne an einem Picknicktisch und schaute auf das Wildreservat hinaus. Es war eine wunderschöne Aussicht. Ich sah keine Geister, aber ich konnte sie spüren, Dutzende von ihnen, die nur darauf warteten, dass ich etwas unternahm.
    Stattdessen fuhr ich wieder zur Werkstatt und machte mich an die Arbeit.
    Wenn ich ihn an dem Tag hätte töten können, als Marsilia ihn freiließ, oder sogar in der Nacht, als ich Littleton umbrachte, wäre es einfacher gewesen. Ich hatte Tiere getötet, um sie zu fressen, und weil es im Wesen des Kojoten lag, Mäuse und Kaninchen zu jagen. Dreimal hatte ich in Notwehr getötet oder um andere zu verteidigen. Kaltblütiger Mord war da schon schwieriger.
    Eine Stunde, bevor ich die Werkstatt schloss, überließ ich sie Gabriel und fuhr nach Hause. Samuel schien nicht da zu sein, was wahrscheinlich gut so war. Ich setzte mich in mein Zimmer und machte eine Liste der Menschen, die Littleton und Andre meines Wissens nach umgebracht hatten. Ich kannte nicht alle Namen, aber ich schloss Daniel zweimal ein, da Andre ihn zum ersten Mal getötet hatte, und Littleton für seinen zweiten Tod verantwortlich war. Ans Ende der Liste schrieb ich Warrens Namen. Dann darunter Samuel, Adam, Ben und Stefan. Alle waren von dem Zauberer geschädigt worden.
    Andre hatte vor, ein weiteres Ungeheuer wie Littleton zu
schaffen. Konnte ich ihn deshalb töten, wenn er tagsüber hilflos war?
    Stefan durfte ihn nicht anrühren, weil ihn sein Schwur an Marsilia band. Die Wölfe durften ihn nicht anrühren, oder viele Leute würden sterben.
    Wenn ich Andre umbrachte, würde nur ich leiden. Früher oder später würde Marsilia herausfinden, wer ihn getötet hatte, selbst wenn Wulfe es ihr nicht verriet – und ich vertraute Wulfe in etwa so weit, wie ich ihn werfen konnte. Wenn sie es wusste, würde sie mich ermorden lassen. Ich konnte nur hoffen, dass sie nicht dumm genug war, es auf eine Weise zu tun, die Samuel oder Adam veranlassen würde, sich einzumischen, aber auch sie würde keinen Krieg wollen, nicht bei der schwelenden Rebellion innerhalb der Siedhe.
    War es mein Leben wert, Andre zu töten?
    Ich erinnerte mich bewusst an das Gesicht des Zimmermädchens und an ihre heiseren Schreie, als Littleton sie vor meinen Augen langsam getötet hatte. Ich erinnerte mich an den gebrochenen Ausdruck, den Adam versucht hatte, im hellen Krankenhauslicht hinter Zorn zu verbergen, und die langen Tage nach dieser Nacht, bevor Samuel auch nur zwei Worte gesagt hatte. Und dann beschwor ich das Bild von Daniel herauf, der gebrochen und hungrig an Stefans Verhandlung teilnahm. Andre hatte ihn gleich zweimal geopfert, einmal aus Rache und ein zweites Mal, um zu sehen, wie mächtig sein Monster war.
    Ich ging zu meinem Waffensafe und holte beide Handfeuerwaffen heraus, die 9mm-SIG Sauer und die 44er Smith & Wesson. Ich musste eine Leinenjacke über mein T-Shirt anziehen, damit ich die SIG in ihrem Schulterholster tragen konnte. Ich war ziemlich sicher, dass die Waffen mir gegen Andre nicht helfen würden, aber sie würden mir all seine
menschlichen Schafe vom Hals halten – obwohl ich mir nach den Erfahrungen mit Wulfes Menagerie wegen Andres Blutspendern wohl keine Sorgen machen musste.
    Ich hoffte, sie würden sich fernhalten. Der Gedanke daran, noch mehr Leute umbringen zu müssen, bewirkte, dass mir übel wurde, besonders, da Andres Menagerie keine Schuld traf.
    Trotz der Waffen war ich, als ich ins Auto stieg, nicht vollkommen sicher, dass ich Andre wirklich töten würde. Aus einem Impuls heraus bog ich in Adams Straße ein und fuhr zu seinem Haus.
    Jesse öffnete die Tür. »Mercy? Dad ist noch nicht von der Arbeit zurück.«
    »Gut«, sagte ich ihr. »Ich muss Ben sehen.«
    Sie trat von der Tür zurück, damit ich hereinkommen konnte. »Er ist immer noch in der Zelle«,
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