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Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Titel: Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer
Autoren: Matthias P. Gibert
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jetzt machst du mich aber wirklich verlegen«, murmelte der Hauptkommissar mit leicht feuchten Augen. Nach und nach schüttelte er jedem der Männer und jeder der Frauen die Hand, bis schließlich Rolf-Werner Gecks als Letzter vor ihm auftauchte.
    »Willkommen im Club«, grinste er Lenz an. »Und alles Gute für die nächsten 50 Jahre.«
    Damit zog er einen Umschlag aus der Innentasche seines Sakkos und reichte ihn seinem Boss.
    »Das hier haben die Kollegen und ich uns ausgedacht, damit wir mal ein paar Tage ganz in Ruhe und ohne Störfeuer von dir arbeiten können.«
    Lenz riss den Umschlag auf und kramte den Inhalt, ein hübsch gestaltetes DIN-A4-Blatt, heraus. Nach dem Lesen steigerte sich seine Rührung noch einmal, denn die Kollegen hatten zusammengelegt und ihm und Maria einen Gutschein für ein verlängertes Wochenende in einem Wellness­tempel geschenkt.
    »Mensch, Jungs, das ist ja …«, versuchte er einen Dank, kam jedoch nicht weit, weil allgemeines Gelächter einsetzte.
    »Wir haben gedacht«, rief Hain dazwischen, »dass die dortigen Fachkräfte es vielleicht schaffen, deine welke Haut und dein wirklich nicht mehr so ansehnliches Restäußeres wieder auf Vordermann zu bringen. Falls das in die Hose gehen sollte, sind wir allerdings mit unserem Latein wirklich am Ende.«
    Es gab noch ein paar weitere Zwischenrufe, die jedoch schlagartig erstarben, als zwei weiß gekleidete Männer mit ein paar Tabletts in den Händen die Szene betraten.
    »Das Buffet ist eröffnet«, rief Lenz, der die Aktion vorbereitet hatte, und deutete auf die Leckereien.
     
    *
     
    »Ihr müsst übrigens den Gutschein nicht in diesem Wellnessladen einlösen«, erklärte Uwe Wagner gute drei Stunden später seinem Freund, nachdem die anderen Kollegen längst wieder an ihre Arbeitsplätze zurückgekehrt waren und nur noch die beiden und Thilo Hain am Schreibtisch saßen. Lenz hatte die Beine hochgelegt und kaute genüsslich auf dem Rest eines Lachsbrötchens.
    »Mensch, Uwe«, intervenierte Hain, »das hätte er doch nie gemerkt.«
    Der junge Oberkommissar verzog gekünstelt das Gesicht.
    »Damit bringst du mich um den besten Gag für die nächsten drei Jahre.«
    »Tja, so ist das«, gab Wagner emotionslos zurück. »Müsst ihr euch die endlosen Nächte in kalten Autos mit anderen Geschichten aus euren armseligen Leben versüßen.«
    »Quatsch«, widersprach Lenz seinem Mitarbeiter, »natürlich hätte ich das gemerkt. Außerdem ist ja noch lange nicht gesagt, dass wir eine andere Reise machen. Wenn Maria Wellnessoase hört, ist das schon so gut wie gebucht, das kannst du glauben.«
    »Na ja, dann habe ich vielleicht …«
    Weiter kam Hain nicht, weil er vom Klingeln des Telefons auf dem Schreibtisch unterbrochen wurde. Lenz griff nach dem Hörer und meldete sich. Nach einer Weile des Zuhörens sagte er nur kurz: »Ich bin gleich bei Ihnen«, dann legte er den Hörer zurück.
    »Schon wieder Bartholdy?«, wollte Thilo Hain wissen.
    Lenz nickte.
    »Sag bloß, der will dir persönlich gratulieren?«, zeigte sich Uwe Wagner erstaunt. »Unser oberster Boss ist doch eher dafür bekannt, dass er solche Tage nonchalant übergeht.«
    Lenz nahm die Beine vom Tisch und erhob sich langsam.
    »Es ist mir eigentlich egal, was er will. Ich höre es mir jetzt an und bin dann wieder hier. Bis gleich, Männer.«
    Wagner erhob sich ebenfalls und stellte sich neben ihm auf.
    »Ich muss auch wieder nach oben. Mach’s gut, Thilo.«
    Zwei Minuten später stand der Hauptkommissar vor dem Schreibtisch von Kriminaldirektor Bartholdys Sekretärin.
    »Gehen Sie ruhig rein, Herr Lenz«, forderte sie ihn mit dezenter Freundlichkeit auf. »Sie werden bereits seit längerer Zeit erwartet.«
    Ach, sag bloß , dachte der Leiter der Mordkommission, deutete ein Klopfen an und betrat den großen Eckraum.
    »Guten Morgen, Herr Kriminaldirektor«, murmelte er.
    Bartholdy sah ihn über den Rand seiner Lesebrille streng an, doch dann veränderte sich sein Gesichtsausdruck schlagartig.
    »Ja, der Herr Lenz«, flötete er. »Schön, dass Sie es einrichten konnten.«
    »Leider habe ich nicht viel Zeit, Herr Bartholdy. Deshalb würde ich Sie bitten, sich …«
    »Immer auf dem Sprung, der Herr Lenz. Ja, das macht einen erfolgreichen Ermittler aus.«
    In Lenz’ Hirn schlugen alle Alarmglocken gleichzeitig an. Den Chef der Kasseler Polizei in diesem Zustand zu erleben, hatte noch nie etwas Gutes zu bedeuten gehabt, das wusste er nur zu genau.
    »Was kann ich also für Sie
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