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Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Titel: Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer
Autoren: Matthias P. Gibert
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tun?«, wollte er deshalb vorsichtig wissen.
    »Nun nehmen Sie doch erst mal Platz, Herr Lenz, und seien Sie nicht so kurz angebunden. Vielleicht stellt sich am Ende sogar heraus, dass es gut für Sie gewesen ist, sich die nötige Zeit genommen zu haben.«
    »Nun ja«, murmelte der Hauptkommissar skeptisch.
    »Wollen Sie einen Kaffee trinken?«, fragte Bartholdy.
    »Nein, vielen Dank, ich hatte schon ein paar im Verlauf des Morgens.«
    »Gut, dann kommen wir gleich zur Sache, Herr Lenz«, fuhr der Polizeipräsident fort, um direkt im Anschluss die Arme hochzunehmen, die Hände vor seinem Hals zu verschränken und das Kinn auf diesem selbst gemachten Tablett abzusetzen.
    »Ich will«, setzte er seinen Gedanken nach einer etwas zu langen Kunstpause mit mächtig Pathos in der Stimme fort, »Ihnen noch einmal die Stelle der verstorbenen Kollegen Brandt und Zwick anbieten.«
    Wieder eine Pause.
    »Ich würde Sie gerne zum Kriminalrat machen.«
    Lenz saß da, sah seinem Vorgesetzten ungläubig ins Gesicht und rührte sich nicht. Er hatte mit vielem gerechnet, nicht jedoch mit einem neuerlichen Angebot dieser Art.
    »Das ist«, erwiderte er schließlich, »eine wirklich interessante Offerte, aber Sie wissen doch, wie ich darüber denke.«
    Der Hauptkommissar nahm Bezug auf ein Gespräch, das er nach Ludger Brandts Beisetzung noch auf dem Friedhof mit Bartholdy geführt hatte. Schon damals hatte der Polizeipräsident davon gesprochen, dass allein Lenz nun für den Posten infrage kommen würde, und schon damals hatte der dankend abgelehnt.
    »Ja, ich kann mich nur allzu gut an unser Gespräch auf dem Friedhof erinnern, Herr Lenz. Aber mittlerweile ist fast ein halbes Jahr ins Land gegangen, und die Zeit könnte doch dafür gesorgt haben, dass sich Ihre Meinung geändert hat.«
    Lenz schüttelte kaum sichtbar den Kopf.
    »Nein, Herr Kriminaldirektor. So viel Zeit kann gar nicht vergehen, dass ich mich in dieser Frage anders entscheiden würde.«
    Bartholdy ließ sich in seinen edlen Lederstuhl zurückfallen und verzog mit einem Anflug von Verärgerung das Gesicht.
    »Nun seien Sie mal nicht undankbar, Lenz. Sie wissen ganz genau, dass es für mich nicht leicht wäre, Sie in diese Position zu boxen, aber ich will es trotzdem machen. Ich will es, und Sie sollten es auch wollen.«
    In seinem letzten Halbsatz lag unzweifelhaft eine mehr als leise Drohung versteckt.
    »Leider muss ich Sie aufs Neue enttäuschen, Herr Bartholdy. Der Job ist, wie ich Ihnen schon damals auf dem Friedhof ausführlich erklärt habe, nichts für mich. Und es wäre gut für unsere weitere Zusammenarbeit, wenn Sie das hier und heute endgültig akzeptieren würden. Außerdem könnten Sie dann Ihre Kraft in die Suche nach einem ernsthaft Interessierten stecken und müssten sich nicht ständig einen Korb bei mir abholen.«
    Der Kriminalrat griff nach einem Bleistift, der auf dem Schreibtisch lag, und begann, auf dessen oberem Ende herumzukauen.
    »Das ist nicht gut, was Sie da sagen, Herr Lenz«, fuhr er genervt fort. »Ich mache Ihnen ein Angebot, nach dem sich die meisten der hier im Präsidium Arbeitenden alle zehn Finger lecken würden, und Sie lehnen es rundweg ab. Ich verstehe Ihre Haltung einfach nicht.«
    Nun war das emotionslose Schulterzucken des Hauptkommissars sehr deutlich zu erkennen.
    »Na ja, dann empfehle ich Ihnen, sich mit diesen Personen ins Benehmen zu setzen. Unter denen finden Sie sicher den geeigneten Kandidaten.«
    Damit stand Lenz auf und stellte sich mit in den Taschen vergrabenen Händen hinter den Besucherstuhl.
    »Das war alles?«
    Bartholdy ließ seinen Stuhl mit einem lauten Geräusch nach vorn fallen und stand ebenfalls auf.
    »Seien Sie kein Idiot, Lenz. Noch mal kriegen Sie diese Chance ganz sicher nicht geboten.«
    »Darüber bin ich mir durchaus im Klaren«, gab der Kommissar mit ruhiger Stimme zurück.
    »Vielleicht brauchen Sie ja ein paar Tage Bedenkzeit?«, machte der Kriminaldirektor einen letzten Versuch. »Wir müssen das Thema ja nun nicht heute abschließend erörtern, was meinen Sie?«
    Er warf einen Blick auf den Terminkalender an der Wand und strahlte dabei, als hätte er den Schlüssel zu all seinen Problemen gefunden.
    »Heute ist Mittwoch. Ich melde mich nach dem Wochenende bei Ihnen und hoffe inständig, dass Sie bis dahin zur Vernunft gekommen sind, Lenz. Wenn nicht, würde mich das sehr, sehr verärgern.«
    »Gute Idee. Ich werde ernsthaft darüber nachdenken«, erwiderte Lenz wider besseres Wissen, weil
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