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Melodie der Liebe

Melodie der Liebe

Titel: Melodie der Liebe
Autoren: Patrick Hansen Nora Roberts
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genannt“, murmelte sie. „Sie war so hübsch, so winzig und zart. Ich hatte nicht gewusst, wie sehr man ein Kind lieben kann. Stundenlang sah ich ihr zu, wie sie dalag und schlief. Der Gedanke, dass sie in mir gewachsen war, dass ich ihr das Leben geschenkt hatte, war faszinierend, atemberaubend.“
    Natasha begann zu weinen, geräuschlos, und eine Träne fiel auf ihre Hand. „Es war heiß in dem Sommer, und ich fuhr sie immer im Kinderwagen aus, damit sie Luft und Sonne bekam. Die Leute blieben stehen, um sie anzuschauen. Und wenn ich sie stillte, legte sie mir eine winzige Hand auf die Brust und sah mich aus großen Augen an. Du weißt, wie das ist. Du hast Freddie.“
    „Ich weiß. Ein Kind zu haben ist etwas Unvergleichliches.“
    „Oder eines zu verlieren“, sagte Natasha leise. „Es ging so schnell. Sie war erst fünf Wochen alt. Ich wachte morgens auf und wunderte mich, dass sie durchgeschlafen hatte. Meine Brüste waren voller Milch. Ihr Korb stand neben meinem Bett. Ich beugte mich hinunter, nahm sie hoch. Erst begriff ich nicht, was los war, konnte es nicht glauben …“ Sie brach ab und presste die Hände gegen die Augen. „Ich weiß noch, dass ich geschrien habe, immer wieder. Rachel sprang aus dem Nachbarbett, der Rest der Familie kam hereingerannt, Mama nahm sie mir aus den Armen.“ Ihr leises Weinen ging in ein Schluchzen über. Mit den Händen vor dem Gesicht ließ sie ihren Tränen freien Lauf, wie sie es sonst nur tat, wenn sie allein war.
    Es gab nichts, was er sagen konnte. Nichts, was überhaupt jemand hätte sagen können. Statt nach bedeutungslosen Worten zu suchen, stand er auf, kniete sich neben sie und zog sie in die Arme.
    Zunächst reagierte sie gar nicht, doch dann drehte sie sich halb zu ihm, klammerte sich mit aller Kraft an ihn und ließ sich trösten.
    Ihre Hände pressten sich, zu Fäusten geballt, gegen seinen Rücken. Nach und nach entkrampfte sie sich. Die Tränen versiegten, der Schmerz, den sie jetzt mit ihm teilte, ließ etwas nach.
    „Es geht schon wieder“, flüsterte sie nach einer Weile. Sie löste sich von ihm und suchte in ihrer Tasche nach einem Tuch. Spence nahm es ihr aus der Hand und trocknete ihr die Wangen ab.
    „Der Arzt nannte es plötzlichen Kindstod. Es gab keinen Grund“, sagte sie und schloss erneut die Augen. „Das machte es irgendwie noch schlimmer. Nicht zu wissen, warum sie gestorben war, ob ich es vielleicht hätte verhindern können.“ Sie sah ihn an. „Ich brauchte lange, um mich mit etwas abzufinden, das ich niemals verstehen werde. Es dauerte eine ganze Zeit, bis ich wieder zu leben begann, zur Arbeit ging, schließlich hierher zog, meinen Laden eröffnete. Ich glaube, ohne meine Familie hätte ich es nicht überlebt.“ Sie gönnte sich eine Pause, kühlte sich den trockenen Hals mit Wasser. „Ich wollte nie wieder lieben. Dann kamst du. Und Freddie.“
    „Wir brauchen dich, Natasha. Und du brauchst uns.“
    „Ja.“ Sie presste seine Hand an ihre Lippen. „Ich möchte, dass du mich verstehst, Spence. Alsich erfuhr, dass ich schwanger bin, kam alles wieder hoch. Du kannst mir glauben, noch einmal würde ich so etwas nicht überstehen. Ich habe eine solche Angst, dieses Kind zu lieben. Und ich weiß, dass ich es schon tue.“
    „Komm her.“ Behutsam zog er sie aus dem Stuhl. „Ich weiß, wie sehr du Lily geliebt hast und dass du sie immer lieben und um sie trauern wirst. Ab jetzt werde ich das auch tun. Was geschehen ist, lässt sich nicht mehr ändern. Aber dies hier ist ein anderer Ort, eine andere Zeit und ein anderes Kind. Ich möchte, dass du eines weißt: Wir werden alles zusammen durchmachen. Die Schwangerschaft, die Geburt und die Kindheit. Ob du das nun willst oder nicht.“
    „Ich habe Angst.“
    „Dann werden wir zusammen Angst haben. Und wenn dieses Baby vier ist und zum ersten Mal vom Dreirad zum Zweirad wechselt, werden wir beide besorgt zusehen und Angst haben, dass es umfällt.“
    Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. „Wie du das so sagst, kann ich es fast glauben.“
    „Glaub es.“ Er küsste sie. „Weil es ein Versprechen ist.“
    „Ja, dies ist die Zeit für Versprechen.“ Ihr Lächeln wurde zuversichtlicher. „Ich liebe dich.“ Es war jetzt auf einmal so einfach, es auszusprechen. Es zu fühlen. „Wirst du mir die Hand halten?“
    „Unter einer Bedingung.“ Mit dem Daumen strich er ihr eine bereits trocknende Träne von der Wange. „Ich möchte Freddie erzählen, dass sie einen
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