Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Melodie der Liebe

Melodie der Liebe

Titel: Melodie der Liebe
Autoren: Patrick Hansen Nora Roberts
Vom Netzwerk:
dich einmal brauchen würde. Ich habe nicht erwartet, dass ich einmal dein Kind in mir tragen würde. Und ich wollte das alles auch nicht.“
    „Das war deutlich genug.“ Sein Griff festigte sich. „Das war überdeutlich. Aber du hast nun einmal mein Kind in dir, und jetzt setzen wir uns hin und überlegen, was wir daraus machen.“
    „Ich brauche Zeit!“
    „Zeit habe ich dir mehr als genug gegeben, Natasha. Offenbar ist das Schicksal nicht so geduldig, damit wirst du dich abfinden müssen.“
    „Ich kann das nicht noch einmal durchmachen. Ich werde es nicht.“
    „Noch einmal? Wovon redest du?“
    „Ich hatte ein Kind.“ Sie riss sich los und schlug die Hände vors Gesicht. Ihr gesamter Körper begann zu zittern. „Ich hatte ein Kind. Oh Gott.“
    Fassungslos legte er die Hand auf die Schulter. „Du hast ein Kind?“
    „Hatte.“ Die Tränen kamen wie eine Flut. Heiß und schmerzhaft, direkt aus der Mitte ihres Körpers. „Sie ist weg.“
    „Komm, setz dich zu mir, Natasha. Erzähl mir davon.“
    „Ich kann nicht. Du verstehst nicht. Ich habe sie verloren. Mein Baby. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, das alles wieder durchzumachen. Du weißt nicht, wie weh das tut. Kannst es nicht wissen.“
    „Nein, aber ich kann es dir ansehen.“ Er legte ihr die zweite Hand auf die andere Schulter. „Ich möchte, dass du es mir erzählst, damit ich es verstehe.“
    „Was würde das ändern?“
    „Wir werden sehen. Es ist nicht gut für dich, wenn du dich so aufregst.“
    „Nein.“ Sie wischte sich mit der Hand über die Wange. „Es nützt nichts, wenn man sich aufregt. Es tut mir Leid, dass ich mich so unmöglich benehme.“
    „Entschuldige dich nicht. Setz dich. Ich hole dir etwas Tee. Dann reden wir.“ Er führte sie zum Sessel, und sie ließ sich fallen. „Bin gleich wieder da, dauert nur eine Minute.“
    Er war weniger als eine Minute fort, da war er sich sicher. Trotzdem war sie verschwunden, als er zurückkam.
    Mikhail schnitzte an dem Kirschholzblock herum und lauschte der Musik, die aus dem Kopfhörer kam. Irgendwie passte die laute Musik zu der Stimmung, die das Holz in ihm auslöste. Was auch immer in dem Block steckte, und er war sich nichtsicher, was es war, war jedenfalls jung und voller Energie. Beim Schnitzen brauchte er immer etwas, dem er lauschen konnte. Ob Blues oder Bach oder einfach nur das Rauschen des Verkehrs vier Stockwerke unter seinem Fenster, es sorgte für einen freien Kopf. Den brauchte er für das Medium, das seine Hände gerade bearbeiteten.
    Heute Abend funktionierte es nicht, er weigerte sich bloß noch, es sich einzugestehen. Er sah über die Werkbank hinweg in sein enges und voll gestopftes Zwei-Zimmer-Apartment. Natasha lag zusammengerollt in dem alten Plüschsessel, den er trotz der kaputten Sprungfedern von der Straße geholt und vor dem Sperrmüll gerettet hatte. Sie hielt zwar ein Buch in Händen, hatte aber seit mindestens zwanzig Minuten nicht einmal umgeblättert. Auch sie zögerte eine Entscheidung hinaus.
    Über sich selbst ebenso verärgert wie über sie, streifte er die Kopfhörer ab. Er brauchte sich nur umzudrehen, und schon befand er sich in der Küche. Wortlos stellte er den Kessel auf eine der beiden Gasflammen und brühte Tee auf. Natasha sagte nichts dazu. Als er die beiden Tassen brachte und ihre auf den zerkratzten Tisch neben ihr stellte, sah sie teilnahmslos auf.
    „Oh. Djakuju.“
    „Es ist an der Zeit, dass du mir erzählst, was los ist, findest du nicht?“
    „Mikhail …“
    „Ich meine, was ich sage.“ Er setzte sich auf den Fußschemel, der vom Stil und der Farbe her überhaupt nicht zum Sessel passte. „Seit einer Woche bist du jetzt hier, Tash.“
    Sie lächelte mühsam. „Du bist kurz davor, mich hinauszuwerfen, was?“
    „Vielleicht.“ Aber er legte eine Hand auf ihre und strich sanft darüber. „Ich habe keine Fragen gestellt, weil du mich darum gebeten hast. Ich habe Mama und Papa nichts davon erzählt, dass du blass und verängstigt vor meiner Tür standest, weil du es nicht wolltest.“
    „Und ich weiß es zu schätzen.“
    „Nun, hör auf, es zu schätzen!“ Er machte eine der für ihn so typischen abrupten Gesten. „Rede mit mir.“
    „Ich habe dir doch gesagt, dass ich einfach nur etwas Ruhe brauchte. Und ich wollte nicht, dass Mama und Papa mich den ganzen Tag lang bemuttern und mit Fragen löchern.“ Sie griff nach ihrem Tee. „Bei dir bin ich davor sicher.“
    „Nicht mehr. Erzähl mir, was los ist.“
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher