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Melodie der Liebe

Melodie der Liebe

Titel: Melodie der Liebe
Autoren: Patrick Hansen Nora Roberts
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Er beugte sich vor und nahm ihr Kinn in die Hand. „Tash, erzähl’s mir.“
    „Ich bin schwanger“, platzte sie heraus und stellte mit zitternden Fingern die Tasse wieder hin.
    Er öffnete den Mund, doch als keine Worte kamen,legte er einfach nur die Arme um seine Schwester.
    „Ist alles in Ordnung? Geht es dir gut?“
    „Ja. Ich bin vor ein paar Tagen beim Arzt gewesen. Er hat gemeint, es gäbe keinerlei Komplikationen. Uns geht’s gut.“
    Er sah ihr ins Gesicht. „Der College-Professor?“
    „Ja. Außer Spence hat es niemanden gegeben.“
    Mikhails dunkle Augen funkelten. „Wenn der Schuft dich schlecht behandelt hat …“
    „Nein.“ Seltsamerweise konnte sie lächeln und legte ihre Hand auf seine geballte Faust. „Nein, er hat mich nie schlecht behandelt.“
    „Also will er das Kind nicht.“ Natasha sah auf ihre beiden Hände hinunter. „Natasha?“
    „Ich weiß nicht.“ Sie stand ruckartig auf und ging zwischen Mikhails alten Möbeln und den Blöcken aus Holz und Stein hin und her.
    „Hast du es ihm noch nicht gesagt?“
    „Natürlich habe ich es ihm gesagt.“ Um sich zu beruhigen, blieb sie vor Mikhails Weihnachtsbaum stehen, einer dreißig Zentimeter hohen Fichte, die sie mit bunten Papierschnipseln dekoriert hatte. „Ich habe ihm nur nicht viel Zeit gelassen, etwas dazu zu sagen. Ich war viel zu aufgeregt.“
    „Du willst das Kind nicht.“
    Mit geweiteten Augen drehte sie sich um. „Wie kannst du so etwas sagen? Wie kannst du so etwas auch nur denken?“
    „Weil du hier bei mir bist, anstatt mit deinem College-Professor darüber zu reden, was nun werden soll.“
    „Ich brauche Zeit zum Nachdenken.“
    „Du denkst viel zu sehr nach.“
    Das hatte sie von ihm noch nie zu hören bekommen. Natashas Kinnmuskeln spannten sich. „Hier geht es nicht darum, zwischen einem blauen und einem roten Kleid zu wählen. Ich bekomme ein Kind!“
    „Tash. Setz dich und entspanne dich, sonst gibst du dem Baby noch Sorgenfalten.“
    „Ich will mich nicht hinsetzen.“ Sie schob mit dem Fuß einen Karton beiseite und nahm ihren rastlosen Marsch durchs Zimmer wieder auf. „Ich hätte mich gar nicht erst mit ihm einlassen dürfen. Als es dazu zu spät war, wollte ich wenigstens etwas Distanz halten. Ich wollte den gleichen Fehler nicht noch einmal machen. Und jetzt …“ Sie hob die Arme zu einer hilflosen Geste.
    „Er ist nicht Anthony. Das Baby ist nicht Lily.“
    Sie drehte sich zu ihm um, und ihre Augen strömten über vor Gefühlen. Sofort stand er auf und ging zu ihr hinüber. „Ich habe sie geliebt.“
    „Ich weiß. Lass dich nicht so von der Vergangenheit beherrschen, Tash.“ Zärtlich küsste er ihr die Wangen. „Es ist nicht fair. Dir gegenüber nicht, dem Professor gegenüber nicht und auch dem Kind gegenüber nicht.“
    „Ich weiß nicht, was ich tun soll.“
    „Liebst du ihn?“
    „Ja, ich liebe ihn.“
    „Liebt er dich?“
    „Er sagt …“
    Er griff nach ihrer rastlosen Hand. „Erzähl mir nicht, was er sagt. Erzähl mir, was du weißt.“
    „Ja, er liebt mich.“
    „Dann hör auf, dich zu verstecken, und fahre nach Hause. Dieses Gespräch solltest du mit ihm führen, nicht mit deinem Bruder.“
    Langsam verlor er den Verstand. Jeden Tag läutete Spence an Natashas Apartment, sicher, dass sie ihm diesmal öffnen würde. Wenn sie es nicht tat, ging er in den Laden, um Annie auszuhorchen.
    Die Weihnachtsdekoration in den Schaufenstern, die dicken fröhlichen Weihnachtsmänner, die glitzernden Engel und die bunten Lichterketten an den Häusern bemerkte er kaum. Und wenn doch, dann betrachtete er sie mit düsterer Miene.
    Es war anstrengend genug gewesen, sich Freddie gegenüber nichts anmerken zu lassen. Er hatte mit ihr zusammen einen Baum ausgesucht, ihn stundenlang geschmückt und ihre krümelnden Popcorn-Ketten bewundert. Geduldig hatte er sich ihre stetig wachsende Wunschliste angehört und war mit ihr ins Einkaufszentrum gefahren, damit sie beim Weihnachtsmann auf dem Schoßsitzen konnte. Aber irgendwie war er nicht in der richtigen Stimmung.
    Ich muss aufhören, sagte er sich und starrte durchs Fenster auf den ersten Schnee hinaus. Wie groß die Krise auch sein mochte, in welches Chaos sein Leben auch geraten war, er durfte Freddie nicht das Weihnachtsfest verderben.
    Jeden Tag fragte sie nach Natasha. Und er hatte keine Antwort für sie. Er hatte ihr stolz zugesehen, als sie in der Weihnachtsaufführung der Schule einen Engel gespielt hatte, und sich dauernd
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