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Melina und das Geheimnis aus Stein

Melina und das Geheimnis aus Stein

Titel: Melina und das Geheimnis aus Stein
Autoren: Marlene Röder
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Melina?“
    Ich denke an Anubis’ höhnisches Grinsen und an Wills warmen Händedruck.
    „Ja“, sage ich zu Will. „Ich helfe dir.“ Dann erkläre ich Hubertus und Jessie unseren Plan.
    „Ich bin Steinmetz, natürlich kann ich Will die Flügel abnehmen“, brummt Hubertus und kratzt sich nachdenklich am Kinn. „Aber es wäre ein endgültiger Schritt … ein Schritt in die Welt der Menschen. Bist du dir sicher, dass du das möchtest, Will?“
    Will nickt heftig. „Mehr als alles andere auf der Welt.“
    Also lasse ich ihn ein letztes Mal einschlafen.
    Hubertus will nicht, dass wir bei der Operation zusehen. Er ruft meine Eltern an, damit sie uns abholen kommen. „Keine Sorge, den Kindern geht es gut“, brummt er immer wieder in den Hörer. Nach dem Telefonat lächelt er uns beruhigend zu, dann geht er hinüber in die Werkstatt und schließt die Tür hinter sich. Bald darauf hören wir ein gedämpftes Hämmern.
    Jessie und ich kuscheln uns im Nebenraum unter eine Decke. Wir wärmen unsere Hände an den Teetassen und warten. Auf meine Eltern. Darauf, dass die Operation endlich vorüber ist.
    „Hoffentlich geht alles gut“, flüstert Jessie.

Das Versprechen
    Am nächsten Morgen wache ich in meinem Bett auf, so als wäre gar nichts passiert. Ich muss bei Hubertus eingeschlafen sein, und dann habe ich geträumt, dass Mama und Paps gekommen sind, um uns abzuholen. Es muss ein Traum gewesen sein, denn in Wirklichkeit würde Paps nie freiwillig einen Friedhof betreten. Oder doch?
    Stöhnend vergrabe ich den Kopf im Kissen. Ich rufe nach Pippa, aber sie antwortet nicht. Anscheinend ist sie noch nicht wieder zurück. Stattdessen dringen die gedämpften Stimmen meiner Eltern zu mir herauf. In meinem Bauch ziept es. Ich habe ein bisschen Angst, ihnen alleine entgegenzutreten. „Das wird schon“, sage ich mir, so wie Pippa das sonst immer sagt.
    Als ich die Treppe herunterkomme, sitzen Mama und Paps am Frühstückstisch, obwohl es schon nach zehn Uhr ist. Ihre Gesichter sind fast so grau wie das von Will gestern.
    „Hast du auch nur eine Sekunde darüber nachgedacht, was für einen Schrecken du deiner Mutter einjagst?“, poltert mein Vater los, als er mich sieht. „Einfach so verschwinden! Was hattest du mitten in der Nacht auf diesem Friedhof zu suchen? Und tisch mir jetzt keine wirren Geschichten über Zombies auf wie deine Freundin …“
    Mama wirft ihm einen strengen Blick zu und er verstummt. „Dein Vater will nur sagen, wie froh wir sind, dass du wieder da bist. Komm, setz dich erst mal. Dann können wir in Ruhe miteinander reden.“ Mama klopft auf den Stuhl neben sich und ich setze mich. Dann ist da so ein angespanntes Schweigen.
    „Okay, ich hätte nicht heimlich auf den Friedhof gehen sollen“, gebe ich zu. „Aber ich habe nicht gedacht, dass ihr euch wegen mir Sorgen macht. Du hast immer gearbeitet, Papa. Und obwohl du zu Hause warst, Mama, hat es sich trotzdem so angefühlt, als wärst du ganz weit weg. Mindestens in Lappland.“
    Ich will meinen Eltern sagen, dass es mir leidtut, ihnen so einen Schrecken eingejagt zu haben. Aber irgendwie geschieht es ihnen auch recht. „Ich hab mich oft so alleine gefühlt“, murmele ich nur.
    Plötzlich muss ich daran denken, wie Will „Pflaster!“ gerufen hat, nachdem er Mama das Wasser über die Jeans geschüttet hatte. Es ist manchmal schwer, die richtigen Worte zu finden, um sich zu entschuldigen.
    „Das ist eine schwere Zeit für uns alle“, bricht Mama nach einer Weile mühsam die Stille zwischen uns. „Nach Jonas’ … Jonas’ Tod waren dein Vater und ich … Wir waren sehr mit uns selbst beschäftigt.“ Vorsichtig legt sie ihre Hand auf meine. „Es tut mir leid, dass wir nicht besser für dich da waren, Melina.“ Zuerst will ich meine Hand wegziehen. Aber dann lasse ich sie doch liegen.
    „Wie soll ich denen vom Museum bloß erklären, wie eines ihrer wertvollsten Kunstwerke auf meinem Friedhof gelandet ist?“, seufzt Hubertus. Er stupst mit dem Fuß gegen die Anubis-Statue, die wie ein gefällter Baumstamm auf dem Weg liegt.
    Ich grinse. „Sagen Sie einfach die Wahrheit: Er ist weggelaufen.“
    „Sehr witzig“, knurrt Hubertus. „Kümmere du dich mal lieber um unseren steinernen Freund da drinnen in der Werkstatt.“
    Jessie ist natürlich mitgekommen, um Will in seinem Leben als Mensch zu begrüßen. „Was soll aus ihm werden, wenn er aufwacht?“, fragt sie besorgt. „Wo soll er wohnen?“
    „Meinetwegen kann er erst mal
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