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TTB 105: Das große Abenteuer des Mutanten

TTB 105: Das große Abenteuer des Mutanten

Titel: TTB 105: Das große Abenteuer des Mutanten
Autoren: Andre Norton
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1.
     
    Dicker, nächtlicher Nebel verhüllte das Bergdorf.
    Auf Armen und Lederwams des Mannes glänzten die Tropfen. Er leckte sich die Feuchtigkeit von den Lippen, aber er machte keinerlei Anstalten, Schutz vor der Nässe zu suchen. Lange, dunkle Stunden schon saß er hier oben und blickte ins Tal hinab.
    Heiße Wut hatte ihn hier heraufgetrieben, auf den Felsen über dem Dorf seines Stammes, und tiefer Kummer hielt ihn hier fest. Er stützte das Kinn – kräftig, eigensinnig, mit einem Grübchen – auf die schmutzige Hand und versuchte, die rechteckigen Gebäude des Tales auszumachen.
    Direkt unter ihm lag das Sternhaus. Beim Anblick der rohen Steinmauern verzog sich sein Gesicht zu einer bösartigen Grimasse. Das war immer sein Traum gewesen: einer von den Sternmännern zu sein, hochgeehrt vom ganzen Stamm. Und nie hatte er, Fors, aus dem Puma-Klan, sich etwas anderes gewünscht, als Sternmann zu sein und sein Leben dem Sammeln und Hüten von Wissen, dem Finden neuer Pfade und der Erforschung verlorener Landstriche zu weihen. Bis gestern abend, zur Stunde des Beratungsfeuers, hatte er gehofft, doch noch als einer der Auserwählten ins Sternhaus einziehen zu dürfen. Doch es war kindisch und dumm gewesen, diese Hoffnung zu hegen, während alle Anzeichen auf das Gegenteil hindeuteten. Fünf Jahre lang war er bei der Auswahl der jungen Männer übergangen worden. Wieso sollte man sich im sechsten Jahr plötzlich seiner Verdienste erinnern?
    Nur war dies – er biß die Zähne zusammen – für ihn das letzte Jahr. Nächstes Jahr war er zu alt, um Novize zu werden. Wenn er gestern abend wieder übergangen worden war ...
    Vielleicht, wenn sein Vater von seiner letzten Erkundungsfahrt zurückgekommen wäre, wenn er selber nicht so deutlich sichtbar das Stigma trüge ... Verzweifelt vergrub er die Finger in seinem dichten Haar. Sein überscharfes Gehör und die Fähigkeit, nachts nicht weniger deutlich zu sehen wie tags, hätte man vielleicht hingenommen; er hätte diese Eigenschaften auch verbergen können, sobald er lernte, daß es nicht gut ist, anders zu sein. Aber die Farbe seines Haares konnte er nicht verbergen, und das hatte ihn vom ersten Tag an zum Außenseiter gestempelt. Die anderen hatten braunes, schwarzes oder schlimmstenfalls blondes Haar, er dagegen hatte silberweißes, das weithin sichtbar verkündete, daß er anders war als die übrigen Mitglieder seines Klans. Mutant!
    Seit mehr als zweihundert Jahren, seit der chaotischen Zeit nach der Großen Explosion, dem Atomkrieg, genügte dieser Schrei, um einen Menschen blindlings zu verdammen. Das machte die Furcht, die starke, instinktive Furcht einer ganzen Rasse vor jedem, dessen Körper anders geartet war oder der ungewöhnliche Eigenschaften besaß.
    Böse Geschichten wurden erzählt über das, was mit den Mutanten geschehen war, jenen Unglücklichen, die in den ersten Jahren nach der Explosion geboren wurden. Manche Stämme hatten sehr drastische Schritte unternommen, um die menschliche Rasse rein zu erhalten.
    Hier im Bergdorf, weit von den Gefahrenzonen der bombardierten Gebiete, waren Mutationen fast unbekannt. Doch er, Fors, hatte Prärieblut in sich, vergiftetes, unsauberes Blut, und solange er denken konnte, hatte man ihn das spüren lassen.
    Als sein Vater noch lebte, war es nicht so schlimm gewesen. Sicher, die anderen Kinder hatten ihn ausgelacht, und oft hatte er sich mit ihnen gerauft. Aber irgendwie hatte das Vertrauen, das sein Vater in ihn setzte, ihn zu einem normalen Menschen gemacht. Und abends, wenn sie allein waren, hatte der Vater ihn Lesen und Schreiben gelehrt, hatte ihn Karten zeichnen lassen und all sein Wissen über dieses Land an ihn, den Sohn, weitergegeben. Sein Vater war ein Meister gewesen, selbst unter den Sternmännern. Und nie hatte Langdon daran gezweifelt, daß sein einziger Sohn Fors ihm in das Sternhaus nachfolgen werde.
    Und so hatte Fors, auch als sein Vater nicht mehr zurückkehrte, zuversichtlich in die Zukunft geschaut. Er hatte sich, den Gesetzen entsprechend, eigenhändig seine Waffen angefertigt – den langen Bogen, der neben ihm lag, das Kurzschwert, das Jagdmesser –, hatte alles gelernt, was es über dieses Land zu lernen gab, und sich mit Lura zusammengetan, seiner großen Jagdkatze – genau wie es für die Wahl vorgeschrieben war. Fünfmal war er beim Feuer erschienen, jedesmal mit geringerer Hoffnung, und fünfmal war er übergangen worden. Und nun war er zu alt, um es noch einmal zu
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