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Meine Spur löscht der Fluß

Meine Spur löscht der Fluß

Titel: Meine Spur löscht der Fluß
Autoren: Othmar Franz Lang
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Platz.
    Er ritt mit dem jungen Saxton und Dr. Pope voraus, hinter ihnen bildeten Kroeber, Waterman und Merle Apperson die zweite Gruppe. Dave war im Lager zurückgeblieben.
    »Bin neugierig, wohin es heute geht«, sagte Apperson. »Vielleicht führt er uns dahin, wo er mal eine hübsche Braut hatte. Ist ja auch arg für ihn gewesen, wo sie ihn überall hingezerrt haben.«
    »Meinen Sie?« fragte Waterman.
    »Überallhin, wo Furchtbares passiert ist.«
    »Wo ist hier nichts Furchtbares geschehen?«
    »Und dann der kleine Saxton, ich hätte ihm nichts von Anderson und Good erzählt, die hatten ja Hunderte von Ishis Leuten auf dem Gewissen.«
    »Sein Vater meint«, entgegnete Kroeber, »er sollte es wissen.«
    »Begraben und vergessen«, rief Apperson. »Keiner von denen wird mehr lebendig. Es war eine schreckliche Zeit, gewiß, aber was können wir da noch tun?«
    »Schämen, beispielsweise«, antwortete Waterman. »Wir können uns Tag und Nacht schämen. Der junge Saxton muß damit fertig werden, daß unsere Leute, Leute unserer Art, Landsleute, Apperson, so etwas gemacht haben. Dreihundert tote Indianer bei einem Herbstfest am Waganupa, über dreihundert erhängt oder erschossen bei Chico, dreiunddreißig bei Campo Seco, über dreißig in Kingsley Cave, ein vom Blut roter Mill Creek bei Three Knolls, und wir wissen sicher nicht alles, die Liste ist lang. Sie sehen es ja, Ishi ist der letzte.«
    »Es waren nicht alle Mörder«, sagte Apperson.
    »Gewiß. Aber die Mörder haben viele Zuschauer gehabt. Keiner kann sagen, er hätte es nicht gewußt. Sie haben gesehen, wie die roten Kinder von ihren weißen Spielkameraden gerissen, wie man rote Frauen aus dem Haus ihres weißen Mannes geholt hat, und wie sie alle umgebracht wurden. Nicht alle haben gemordet, gewiß, aber zu viele haben zugesehen. Und es hat zwischen Mördern und Zuschauern einen Grad an Übereinstimmung gegeben: es waren ja >nur< Indianer.«
    »Die haben auch gemordet.«
    »Sie haben zurückgeschlagen, gewiß. Schwach zurückgeschlagen, zugegeben. Sie haben sich aber immer nur an den Mördern und ihren Familien gerächt. Ist Ihnen oder Ihren Angehörigen etwas geschehen?«
    »Nein«, sagte Merle Apperson. »Aber unsere Leute haben uns selbst bedroht, weil wir nicht mitgemacht haben. Wir haben uns vor beiden gefürchtet, vor den Weißen und den Roten.«
    »Wo geht es denn eigentlich hin?« fragte Kroeber.
    Apperson richtete sich im Steigbügel hoch. »Keine Ahnung, was Ishi vorhat.«
    Insgeheim fürchtete Apperson aber das von ihm vermutete Ziel dieses Ritts. Sie trabten über die Deer Creek Fiats, wenn Ishi jedoch nicht auf der Höhe blieb, sondern links einen Abhang hinunter ritt, dann wußte Apperson, wohin Ishi wollte.
    Der Killer Anderson hatte damals Yahi über die Flats hinweg verfolgt. Es war 1866, ein schlechtes Jahr, die Indianer hungerten, sie holten sich von den Ranchern, was ihnen fehlte. Wurde einem Rancher etwas gestohlen, dann rief er nach Anderson. Und Anderson richtete es immer so ein, daß er von oben kam. Er erschoß die Indianer am liebsten von der Höhe aus. Da konnten sie nicht gegen ihn an.
    Apperson hatte recht gehabt. Ishi bog vorne links ab, da weiter unten war einmal ein Indianerdorf, ganz in der Nähe eines Wasserfalls, und da hatte Anderson sie gestellt. Gemeinsam mit seinen Leuten erschoß er einen nach dem anderen. Er wollte schon umkehren, da entdeckte einer seiner Kumpel, sein Name war Moak, Jake Moak, einen Mann, der sich hinter dem Wasserfall versteckt hatte. Man konnte den Mann durch das stürzende Wasser hindurch sehen, und Moak schoß auf ihn, bis er zusammenbrach.
    »Wissen Sie, wohin es geht?« fragte Kroeber.
    »Ich glaube ja«, sagte Apperson, »da unten hatten sie mal irgendwo ein Dorf.«
    Die Wiese war grün mit verstreuten Buschgruppen darin, Weiden und Haselnuß. Ein malerischer Felsen, etwa fünfzehn Meter hoch ein sprühender Wasserfall, der Regenbogen zauberte. Neben dem Felsen ein sanfter Hang, einige Fichten, einige Eichen, die neben dem frischen Grün noch das braune Vorjahreslaub trugen.
    Ishi glitt aus dem Sattel und fühlte das Gras unter seinen Füßen, und das Gras war weich und kühl.
    »Schön ist es hier!« rief der junge Saxton, und er folgte Ishi. Vor dem Wasserfall war ein winziger See, blau an den seichteren Stellen und dunkelgrün in der Tiefe, ein Bach floß aus dem See und schlängelte sich durch die Wiesen.
    »Was macht er hier?« fragte Waterman.
    »Keine Ahnung«, sagte Kroeber.
    Er
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