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Meine Seele weiß von dir

Meine Seele weiß von dir

Titel: Meine Seele weiß von dir
Autoren: Sabine Ludwigs
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ich sehe, wie dieser Schleier zerreißt, als wir unter seinem letzten leidenschaftlichen Stoß vor Erlösung aufschreien und er mir in diesem Augenblick sein Innerstes, sein Kostbarstes offenbart. In den Tiefen seiner Iris erblicke ich Sina.
     
    Ich schlafe eine Weile und erwache von einem kaum wahrnehmbaren Flattern in meinem Unterleib. Sanft und schnell, wie die zarten Flügel eines winzigen Engels.
    „Oh!“, hauche ich.
    Ich lege schützend eine Hand darüber.
    „Oh.“
     
    Am nächsten Morgen hat das Flattern aufgehört. Ich richte mich vorsichtig auf und sehe direkt in Leanders wachsame Augen. Er ist bereits fix und fertig angezogen und kniet neben dem Bett. Die Andeutung eines Lächelns liegt um seinen Mund, das leicht anzüglich wird, als seine Blicke über meine nackten Brüste huschen.
    Ich ziehe die Decke hoch und laufe widersinnigerweise rot an.
    „Was ist los?“ Er sieht mich forschend an. „Gestern warst du nicht so zurückhaltend.“
    Mein Gesicht wird noch heißer, was bedeutet, dass es auch röter wird.
    „Nichts“, murmele ich.
    „Deine Augen sagen etwas anderes, Sina.“
    „ Es ist nur, ich frage mich ... “ Verlegen weiche ich seinen Blicken aus.
    „Was?“
„Ich frage mich, was mit ihr ist?“, bringe ich matt hervor.
    „Mit ihr?“
    „Mit Claudia.“
    Das Lächeln auf seinem Gesicht verschwindet. Er beißt sich auf die Unterlippe. Es folgt ein gedehntes Schweigen. „Sina“, sagt er schließlich leise. „Ich war auch wütend. Und mir ging es hundeelend.“
    Am liebsten möchte ich seinem Blick ausweichen, denn mein Schuldgefühl fährt mir in alle Glieder.
    „Ich dachte“, fährt er im Flüsterton fort, „dass sie mir vielleicht über den Schmerz hinweghelfen kann. Ich dachte, ich könnte aufhören, dich zu lieben. Wenigstens ein bisschen – denn in diesen Tagen kam es mir tröstlich und verlockend vor, dich nicht zu lieben ...“
    Er zuckt mit den Achseln, als wollte er sagen, dass es nicht funktioniert hat. Mit gedankenverlorener Miene sitzt er da, starrt vor sich hin. „Zuerst entwickelte sich alles ganz gut. Aber nach und nach musste ich einsehen, dass bei mir der letzte Funke einfach nicht überspringen wollte“, sagt er nachdenklich.
    Ich strecke eine Hand nach ihm aus und berühre zaghaft sein Gesicht.
    „Ich glaubte, ich würde es nicht über mich bringen, dir zu verzeihen. Aber durch Isis Tod ist mir deutlich geworden, dass das Leben zu kurz ist, um es sinnlos zu vergeuden. Und ohne dich hat mein Leben keinen Sinn.“
    Ich könnte schon wieder weinen.
     
     
     
     
    Leander zieht mich an sich. Im Licht der aufgehenden Sonne
    sagt er mir, dass er mich liebt.
    Immer.
     
     
    Kitzelnde Engelsflügel im Bauch können alles Mögliche bedeuten, denke ich. Besonders in meinem Fall. Ich lache vor mich hin.
    Es ist bereits später Nachmittag und ich bin auf dem Weg nach Grahben. Bevor Leander mich am Morgen verlassen hatte – nicht ohne Sika mitzunehmen - bat er mich, mit Wolli zu klären, zu welchem Termin ich die Wohnung kündigen kann. Was ich auch tat.
    Es stellte sich heraus, dass Wolli sehr entgegenkommend ist!
    „Jaja - die Liebe“, sagte er mit seiner sanften Wahnsinnigenstimme und wiegte den Kopf hin und her. Dann tätschelte er onkelhaft meine Schulter und meinte: „Wann Sie wollen, Sina. Es tut mir zwar leid, dass Sie nur so kurz meine Mieterin waren, und ich werde Sie bestimmt vermissen, aber warum sollte ich Ihnen mit irgendwelchen Fristen Steine in den Weg legen?“
    Nachdem dies so schnell geklärt ist, beschließe ich spontan, Leander zu überraschen und noch heute nach Grahben zu fahren statt, wie verabredet, morgen früh.
    Ich biege in unsere stille Straße und ein heimeliges Gefühl breitet sich in mir aus, als ich die vertrauten Häuser, Gärten und den Wald vor mir sehe.
    Ich parke nicht direkt in der Einfahrt, weil dort ein anderes Auto steht, und als ich aussteige, erkenne ich zwei Gestalten neben dem Rosenpavillon: Leander und Claudia.
    Sie hält den Kopf gesenkt. Erst als Leander etwas zu ihr sagt, schaut sie auf. Danach greift sie in ihre Handtasche und händigt ihm ein Bündel Papiere aus. Vermutlich die Briefe unserer Anwälte, die Leander nie erreicht haben, und die sie an sich genommen haben muss. Widerwillig räume ich ein, dass dies eine mutige Geste von ihr ist.
    Leander nimmt das Bündel achtlos. Und es versetzt mir einen heftigen Stich, als er eine Hand hebt und mit dem Daumen über Claudias Wange fährt.
    Kurz, ganz kurz nur,
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