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Meine Seele weiß von dir

Meine Seele weiß von dir

Titel: Meine Seele weiß von dir
Autoren: Sabine Ludwigs
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schmiegt sie sich in die Wärme seiner Handfläche und ich begreife, dass ich hier nichts zu suchen habe: Das ist ihr Augenblick, ihr letzter gemeinsamer Moment.
    Ich wende mich ab und verschwinde, ohne dass sie mich bemerken.
    Aber ich gehe nicht in den Schrank - sondern zu der Linde. Ich setze mich auf den Boden, lehne meinen Rücken gegen den mächtigen Stamm und warte unter dem grünen Gewölbe aus herzförmigen Blättern auf meinen Mann.
     
     
     
     
     
     
    Epilog
     
    In der Nacht vor der Entbindung habe ich einen seltsamen Traum:
    Aus meinem Schlafzimmerschrank ertönt ein sachtes Klopfen. Wieder und wieder und es will nicht aufhören. Gleißendes Licht dringt aus dem Innern durch die Ritzen und bringt das Opal zum Schimmern.
    Als ich endlich die Schwebetüren geräuschlos beiseiteschiebe, sehe ich einen Engel darin hocken. Er hat es sich auf meiner Decke bequem gemacht und jetzt erkenne ich, dass es ein Junge ist. Er ist klein, vorwitzig und trägt nur ein kurzes, weißes Hemdchen.
    Er hat Leanders Augen und meine Haarfarbe und mitten auf der Nase ein winziges, hellbraunes Muttermal, beinahe wie mit Tusche hingetupft.
    Er sieht aus wie ein Bröselchen, denke ich im Traum. Wie ein ... Krümel.
    Der Engeljunge mit der Krümelnase lächelt. Munter hüpft er aus dem Schrank, schaut mich an und ich spüre, wie mir alles Blut zum Herzen fließt.
    „Mama“, sagt er, „Mama - ich bin wieder da!“ Und dann schwebt er auf mich zu und streckt die Ärmchen nach mir aus, und sein helles Lachen klingt mir noch in den Ohren, als die erste Wehe mich aus dem Schlaf reißt.
    Auf der Fahrt zum Krankenhaus erzähle ich Leander von meinem Traum und sage ihm, was ich darüber denke.
    Er lacht nicht über mich.
     
    30. Juni 2009
    5.30 Uhr
    David und Daniel wurden geboren.
    Leander war dabei.
    Ich bin überglücklich. Nein – ich bin selig!
    Und vollkommen fertig.
    Die Jungen haben die Augen ihres Vaters, meine Haarfarbe und sie gleichen sich wie ein Ei dem anderen. Außer dass David, unser Erstgeborener, einen winzigen, hellbraunen Leberfleck mitten auf der Nase hat. Geradeso wie mit einem Tuschepinsel hingetupft.
    „ Weißt du “, bemerkt Leander nachdenklich , w omöglich stimmt es. Vielleicht ist es wirklich so, und unser Krümel ist zurückgekehrt.“
    Ich glaube, er hat recht.
     
     
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