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Meine Seele weiß von dir

Meine Seele weiß von dir

Titel: Meine Seele weiß von dir
Autoren: Sabine Ludwigs
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sind nämlich seine Leidenschaft.“
    Bei dieser Vorstellung muss ich kichern. „Nun, ich werde ihn selbstverständlich einladen“, entgegne ich mit vollem Mund.
    Er tut einen letzten Bissen, bevor er das abgenagte Gehäuse hinter sich in die Büsche wirft. „Und was ist mit mir ? - Bin ich nicht eingeladen?“
    „Selbstverständlich bist du das!“ Ich tue es Michael nach und werfe den Apfelrest fort. „Was denkst du nur über mich?“
    Seine Lippen verziehen sich zu einem hintergründigen Lächeln und das Dunkelblau seiner Augen leuchtet auf. „Möchtest du das wirklich wissen , Sina?“, flüstert er. Sein neckischer Tonfall lässt keine Zweifel an seinen Absichten. Und dann, als ich nicht antworte, noch leiser. „Ich denke, dass du und ...“
    „Still!“, unterbreche ich ihn mit heiserer Stimme und setze mich auf. „Sei still. Bitte.“
    Noch sechs Tage bis zu meinem Geburtstag. Ich freue mich auf die Feier. Ich musste Wolli noch nicht einmal fragen, er hat mir die Grillhütte von sich aus angeboten, und alle meine Gäste haben bereits zugesagt.
    Ich habe Lisa, Klaus, Ute, Tom und Frau Hischer samt Brigitte und Herrn Hischer eingeladen. Außerdem Heiko, seine Wunder-Mara und Wolli .
    Und Michael ...
    Als ich an ihn denke, überrieselt mich ein seltsames Gefühl.
    Auch in den letzten Tagen ist er einige Male überraschend auf einen Sprung vorbeigekommen. Ich habe keine Ahnung, ob es seine übliche Art ist, das zu tun oder nicht. Aber ich möchte Wolli keinesfalls danach fragen. Und Michael erst recht nicht!
    Jedenfalls hat er mich kein zweites Mal so in Verlegenheit gebracht wie an jenem Sonntag. Außer dass ich seine forschenden Blicke auf mir spüre, wenn er glaubt, dass ich nicht merke, wie sie mir folgen, ist nichts geschehen.
    Ich mag einfach seine Gesellschaft, denke ich. Er ist ein Freund.
    Ein guter Freund.
    Ein sehr guter.
     
    Natürlich habe ich mit dem Gedanken gespielt, Rick und Monika ebenfalls einzuladen. Schließlich greife ich auch zum Telefon. Als Moni sich meldet, mir zuhört und dann mit matter Stimme absagt, bin ich nicht eben unglücklich.
    „Sarah-Jane hat Koliken“, erklärt sie. „Wir haben seit Tagen nicht richtig geschlafen. Oder sollte ich sagen seit Nächten? Egal! Jedenfalls sind wir völlig erledigt. Mir ist schleierhaft, was ich ohne Rick anfangen würde! Bitte sei nicht böse, Sina.“
    Natürlich bin ich das nicht. Im Gegenteil, es überfällt mich eine grenzenlose Erleichterung. „Na, dann ein anderes Mal“, sage ich, wünsche dem Baby gute Besserung und lasse Rick grüßen.
    Das sind die letzten beiden Namen, die ich auf meiner Liste abhake. Einzig der Name, der mir am meisten bedeutet, die Person, die ich am liebsten sehen würde, habe ich noch nicht einmal daraufgesetzt.
    Es juckt in meinen Fingern, das zu tun. Also nehme ich den Stift und schreibe wie in Zeitlupe in großen, schnörkeligen Buchstaben Leander.
    Er steht direkt unter Michael .
    Aber dann streiche ich Leanders Namen durch. Wieder und wieder, so lange, bis ein fetter, schwarzer Balken ihn bedeckt. Erst dann spicke ich die Gästeliste an meine Pinnwand, unschlüssig, ob ich das Blatt nicht wegwerfen sollte. Noch während ich darüber nachgrübele, läutet es an der Tür. Ich gehe hin.
    Öffne.
    Die Welt bleibt stehen.
    Und mit ihr mein Herz.
     
     
    Kapitel 47
     
    Ich starre Leander an.
    Eben noch habe ich an ihn gedacht, seinen Namen niedergeschrieben, wieder durchgestrichen und es doch nicht über mich gebracht, das Blatt Papier, auf dem er geschrieben stand, zu zerreißen - und jetzt steht Leander wie eine Erscheinung unerwartet vor mir.
    Vor über zwei Monaten haben wir uns zuletzt gesehen und miteinander gesprochen. „ Ich vertraue dir nicht mehr“, lauteten seine letzten Worte.
    Das war am vierten Juli gewesen, an dem Tag, als ich Monika im Krankenhaus besucht habe und dort unverhofft auf Leander traf.
    Seitdem scheint er um Jahre gealtert.
    Sein Gesicht ist angespannt und fahl. Um seine Augen liegt ein Netz hauchfeiner Fältchen. Um seinen Mund hat sich ein müder, schmerzlicher Zug gegraben.
    „Leander.“ Ob ich will oder nicht, sein Name stiehlt sich halblaut über meine Lippen. Eine Welle der Sehnsucht geht durch meinen Körper, als ich ihn ausspreche. Ich trete einen Schritt näher auf ihn zu und sage noch einmal: „Leander.“ Und dann, mich zur Ordnung rufend: „Komm doch herein.“
    Da löst sich seine Erstarrung. „ Isi ist tot“, stößt er tonlos hervor.
    Spontan strecke
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