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Meine Seele weiß von dir

Meine Seele weiß von dir

Titel: Meine Seele weiß von dir
Autoren: Sabine Ludwigs
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gehüllt, das bei jeder Berührung leise raschelt.
    „Rosen“, wispert eine Frauenstimme vorwitzig. Ich bin nicht sicher, w er es war, tippe aber auf meine Schwester. Doch als ich das Papier entferne, leuchten mir üppige Chrysanthemen in allen möglichen Farben entgegen, bunt wie ein Feuerwerk. Sie entlocken den Frauen begeisterte „ Ahs “ und „ Ohs “ und mir ein „Wunderschön!“
    Erst denke ich, dass es ein Zufall sein muss. Aber als ich Michael umarme, um mich zu bedanken, flüstert er an meiner Wange: „Du kennst doch die Sprache der Blumen, Sina.“ Er hält mich einen Augenblick zu lang in seinen Armen und schaut mir tief in die Augen.
    Mein Puls stolpert. Er weiß ganz genau: Ich kann die Botschaft lesen, die sich in den Blumen verbirgt. Wir haben uns einmal über dieses Thema unterhalten und ich habe ihm gesagt, wie romantisch ich diesen vergessenen Brauch finde.
    Mein Herz ist frei , verkünden Chrysanthemen. Für dich!
     
    Wir essen und trinken, wir plaudern, wir lachen, und als es dunkel wird, rücken wir enger zusammen und näher an die Windlichter heran, die lustig flackernd auf dem Tisch stehen.
    Es ist eine gemütliche Runde, in der es lustig zugeht. Besonders als Lisa zum Besten gibt, wie ich die Bullerbü-Bratwurst-Geschichte von Astrid Lindgren für eine meiner Erinnerungen hielt. Sie spielt abwechselnd ihre Rolle – und meine. Dabei imitiert sie mich zwar überzogen, aber äußerst komisch und gekonnt: meinen Gesichtsausdruck, mein intensives Auf–sie-Einreden und meine Aufgeregtheit kommen so witzig rüber, dass ich rückblickend den Kopf über mich schüttele und in das herzliche Gelächter der anderen einstimme. Tränen laufen mir über das Gesicht. Ich kann nicht fassen, dass dies tatsächlich geschehen ist.
    Unter dem Tisch drückt Klaus kurz und freundschaftlich meine Hand, was so viel heißt wie: „He, Lisa meint es nicht böse“ Und ich drücke zurück, um ihm zu signalisieren „Ja, schon klar !“
    Den ganzen Abend über fühle ich Michaels Blicke auf mich gerichtet. Sie fangen meine ein, sooft es geht, und sie scheinen zu wiederholen, was er mir schon durch die Blumen zu verstehen gab.
    Es ist elf Uhr durch, als Frau Hischer und Brigitte sich als Erste verabschieden. Ich begleite die zwei Frauen bis zum Gartentürchen, doch bevor ich zu meinen übrigen Gästen zurückkehre, mache ich einen Umweg zu Wollis Blumenbeet, das an der Südseite des Hauses liegt.
    Ich pflücke eine weiße Dahlie, deren Mitte hellgelb leuchtet, und lege die Blume auf die nachtblaue Motorhaube von Michaels Wagen. Von Weitem sieht sie aus wie ein heller Stern. Es ist die Antwort auf seine Werbung - über die ich nicht lange nachzudenken brauchte. Ich war sofort sicher, wie sie lautete.
    Nur über die Art und Weise, wie ich sie ihm geben wollte, war ich mir noch nicht ganz im Klaren gewesen. Ich muss meine Hände gegen mein Brustbein pressen, weil mein Herz so heftig klopft.
     
    Der Aufbruch von Frau Hischer und Brigitte wirkt wie ein Startsignal für die anderen.
    Nach und nach verabschieden sie sich. Eine halbe Stunde vor Mitternacht sind alle fort.
    Ich stehe allein an meinem Schlafzimmerfenster hinter den Vorhängen. Heimlich beobachte ich die Einfahrt, wo mein letzter Gast in sein Auto steigen will.
    Michael stutzt, als er die Blüte in der Dunkelheit auf der Haube seines Wagens leuchten sieht. Dann nimmt er sie auf. Ich kann seinen Gesichtsausdruck und seine Augen zwar nicht erkennen, aber an der Art, wie er den Kopf sinken lässt und die Dahlie schließlich von sich wirft, sehe ich, dass er verstanden hat.
    Ich bin vergeben.
     
     
    Kapitel 49
     
    Im Bett schaue ich der hypnotisch zuckenden Flamme der Öllampe zu und überhöre beinahe das leise Klopfen.
    Poch, macht es. Poch, Poch.
    „Sina“, ruft eine Stimme. „Ich bin es.“
    Barfuß husche ich durch die Dunkelheit zur Haustür und lege mein Ohr gegen das Holz, um besser hören zu können. Habe ich mich vor lauter Wunschdenken verhört?
    „Sina? Du hast noch eine Viertelstunde Geburtstag.“
    Ich habe mich nicht geirrt! Es ist Leanders Stimme. Sie kriecht zu mir herein und umhüllt mich wie ein schmeichelndes Seidentuch.
    „Bitte. Lass mich dir gratulieren.“
    Mit fliegenden Fingern öffne ich.
    Er schaut mich an. Das Grün seiner Augen funkelt, als hätte jemand Kerzen dahinter angezündet. Ich kann sehen, wie es in seinem Gesicht arbeitet. Seine Gefühle jagen darüber hinweg wie Sturmwolken über den Himmel.
    Schweigend kommt
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