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Macabros 056: Die Leichenpilze kommen

Macabros 056: Die Leichenpilze kommen

Titel: Macabros 056: Die Leichenpilze kommen
Autoren: Dan Shocker
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»Das Leben ist herrlich, Tom. Herrlich mit dir«, sagte
Doreen Keith an diesem Abend. Und sie schlang die Arme um seinen
Hals, küßte ihn und drängte sich an ihn.
    »Ich liebe dich, meine Doreen…«
    Sie lachte leise und verführerisch und warf den Kopf in den
Nacken. Ihre kastanienbraunen Haare waren lang und wellig und rahmten
ihr hübsches, ausdrucksvolles Gesicht.
    Tom Gerland mochte Frauen dieses Typs, mit sinnlichen,
schönen Lippen, dichtem, langem Haar und großen
blaugrünen Augen. Gerade dieser Kontrast zu dem warmen Rot von
ihren Haaren verlieh ihrem Gesicht einen Ausdruck, der ihn
begeisterte. Er war überzeugt davon, daß Doreen die Frau
war, mit der er sein Leben teilen wollte. Die Suche nach der
Richtigen war vorbei.
    Das Telefon rasselte.
    »Ausgerechnet jetzt«, beschwerte die
Neunzehnjährige sich.
    Tom löste sich von ihr. »Das hab’ ich gewußt,
als ich mich bereit erklärte, die Vertretung von Dr. Green zu
übernehmen. Die Praxis geht gut. Green ist schon alt, er macht
im Jahr immer öfter Urlaub, und für mich ist es die beste
Möglichkeit, mich einzuarbeiten und die Patienten
kennenzulernen.« Da war er schon am Telefon, ehe der Apparat zum
zweiten Mal anschlug.
    »Dr. Gerland«, meldete er sich.
    Dann lauschte er der Stimme am anderen Ende der Strippe.
    »Ja, ja, es ist gut… ich komme sofort.«
    Er legte auf.
    Die schöne Doreen, die wie eine fleischgewordene Venus auf
dem Bett saß, blickte ihm traurig entgegen. »Du
mußt…«
    Er zuckte die Achseln und seufzte, schlüpfte in seine Kleider
und knöpfte sein Hemd zu. »Mrs. Livington erwartet ihr
Kind. Bis zur Farm sind es gut zehn Meilen. Green hatte ihr ans Herz
gelegt, diesmal im Krankenhaus zu entbinden. Aber davon wollte Mrs.
Livington nichts wissen. ›Drei Kinder sind gesund und
kräftig auf der Farm geboren – da wird sich auch beim
vierten nichts ändern‹, war ihre Meinung. Aber es wird
Komplikationen geben. Das ist keine einfache Geburt.«
    Gerland beeilte sich.
    Doreen warf einen Blick auf ihre Armbanduhr, die ihr schlankes
Handgelenk zierte. Außer der Uhr und einem eng anliegenden
Halskettchen trug sie nichts auf der Haut.
    »Es ist jetzt Viertel nach acht«, flüsterte sie und
strich ihm eine Haarsträhne aus der Stirn. »Zeit hätte
ich gehabt bis um zehn. Aber dann muß ich geh’n. Du
weißt, mein Wagen ist defekt, und ich muß mit dem Bus
fahren. Der letzte fährt um zehn.«
    »Ich hätte dich gern nach Hause gebracht.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das ist wohl schlecht
möglich. Und das hatten wir auch eingeplant.« Sie rafft
ihre Kleider zusammen. »Wir seh’n uns heute abend wohl kaum
mehr, nicht wahr?«
    »Nein, Dory. Damit ist nicht zu rechnen. Es wird wohl
Mitternacht werden, ehe die Sache auf der Farm ausgestanden
ist.« Sie küßten sich. »Ich ruf dich gleich
morgen früh an. Nicht traurig sein! Es ist ja kein Abschied
für immer…«
    Da täuschte er sich.
    Es war einer. Sie sollten sich nie wiedersehen!
    Die Leichenpilze waren da…
     
    *
     
    Wie ein dunkles Band führte die Straße ins
Hinterland.
    Links und rechts der Fahrbahn standen hohe Bäume. Dahinter
begann hügeliges Land.
    Dr. Greens Haus lag außerhalb Daytons, inmitten eines
großen, parkähnlichen Gartens.
    Nur wenige hundert Meter von diesem Anwesen entfernt, gab es einen
weiteren und noch viel größeren Park. Der war auch
älter.
    Die alten Bäume standen so dicht, daß das palaisartige
Gebäude dahinter kaum zu sehen war.
    Doreen Keith verließ das Green-Haus und kam den breiten
Eingangspfad entlang.
    Es war noch eine Viertelstunde bis zweiundzwanzig Uhr.
    Doreen hatte es nicht eilig. Bis zur Bushaltestelle waren es nur
wenige Minuten.
    Die Luft war kühl. Am bewölkten Himmel blinkten nur
vereinzelt Sterne.
    Die Neunzehnjährige trug einen leichten Übergangsmantel
und hatte um ihren linken Arm eine Umhängetasche. Mit kleinen
Schritten verließ die hübsche junge Frau aus dem
fünfzehn Meilen entfernten Nachbarort das Green’sche
Anwesen.
    Leise klappend fiel die Tür ins Schloß.
    Doreen Keiths Absätze klapperten auf dem Asphalt.
    Hier abseits der Stadt herrschte eine ungewohnte friedliche
Stille. Die Welt war seit nahezu einem Jahrhundert
unverändert.
    Zwischen den Alleebäumen standen, jeweils rund fünfzig
Meter voneinander entfernt, hellstrahlende Straßenlaternen. In
ihrem Licht sah Doreen Keith den Verlauf der Straße und die
Mauer des Nachbaranwesens, dem sie sich näherte. Unweit davon
befand sich die
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