Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macabros 056: Die Leichenpilze kommen

Macabros 056: Die Leichenpilze kommen

Titel: Macabros 056: Die Leichenpilze kommen
Autoren: Dan Shocker
Vom Netzwerk:
Herrschers aus der Tiefe« zurückzuerobern. Ihre
Anwesenheit war streng geheim. Nur die Eingeweihten durften davon
unterrichtet werden.
    Die langen, wehenden Schleier wurden über die Mauer
geschleudert. Wie überdimensionale Bänder, fast wie
Tentakel wirkten sie.
    Doreen Keith sah die geisterhaften Arme lautlos auf sich
zufliegen.
    Die Neunzehnjährige riß die Augen auf und wollte
schreien.
    Aber sie konnte nicht mehr.
    Zielsicher klatschten die Lamellenschleier in ihr Gesicht,
verschlossen Mund und Nase und stellten ihr die Luft ab!
     
    *
     
    Sie schlug um sich und versuchte verzweifelt sich zu befreien.
    Doreen wurde nach vorn gezogen. Sie verlor den Boden unter den
Füßen. Die Tentakelschleier waren so kräftig und
elastisch, daß sie sich um ihren Körper wanden wie
Schlangen und die junge Frau durch die Luft hoben.
    Doreen graute es. Ihr Herz schlug wie rasend. Vor ihren weit
aufgerissenen Augen begann alles zu kreisen. Die Straße, die
dunklen Laternen, die Bäume, die ferne Silhouette von Dayton,
das alles zerfloß zu einem einzigen Schemen.
    Der Lamellenschleier auf ihrem Gesicht floß in die
Höhe, verbreitete sich wie eine gallertartige, klebrige Masse
und verdeckte ihre Augen.
    Sie glaubte, tausend Saugnäpfe gleichzeitig würden ihren
Körper festhalten.
    Das fahlgelbe Lamellengespinst saß wie eine zweite Haut auf
ihrem Körper.
    Sie hatte das Gefühl, in einen Schraubstock eingespannt zu
sein.
    Durch den plötzlichen Angriff und ihre anfangs heftigen
Abwehrbewegungen war die Handtasche davongeschleudert worden. Unter
den Pilzlamellen lösten sich Teiles ihres Mantels und der
darunter befindlichen Kleidung in großen Fetzen auf und fielen
zu Boden. Der Wind trug sie davon.
    Von den langen, tentakelförmigen Schleiern wurden ihr die
Schuhe abgestreift, ihre Strumpfhose zerfiel in handtellergroße
Stücke wie zuvor ihr Übergangsmantel. Und wo das
unheimliche Wesen Besitz ergriff von ihrem Körper, da tat es
dies im wahrsten Sinn des Wortes.
    Doreen Keiths Haut verfärbte sich und verlor ihre
ursprüngliche Struktur.
    Sie weichte auf, als ob ätzende Säure aus den sie
berührenden Saugnäpfen flösse. Aber das war nicht der
Fall.
    Doreen Keiths Körper wurde zu einem Teil des Pilzes, und von
ihm aufgenommen. Wie ein formloser, zäher,
überdimensionaler Tropfen klebte sie an dem stammartigen,
borkigen Stiel des lebenden Riesenpilzes, der ein Mittelding war
zwischen Pflanze und Tier – und darüber hinaus eine Art
Bewußtsein zu besitzen schien.
    Ihr Körper war zum Pilz geworden…
     
    *
     
    Die unheimlichen Gewächse bewegten sich lautlos zwischen den
Bäumen, dem Dickicht und den Sträuchern.
    Auf langen, wurzelähnlichen Füßen schoben sie sich
in wiegendem, schaukelndem Gang näher an das große
Gebäude heran.
    Das stand mitten in dem alten Park.
    Es war das Palais, das der Verleger Richard Patrick für seine
Zwecke eingerichtet hatte. Hier war das Domizil der privaten
Parapsychologischen Forschungsgemeinschaft, die Patrick finanziell
unterhielt und moralisch in jeder Hinsicht unterstützte. Sein
Ziel war es gewesen, außergewöhnliche Vorkommnisse mit
allen nur erdenklichen Mitteln zu Leibe zu rücken und den Beweis
zu erbringen, daß es mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gibt,
als manch einer wahrhaben mochte. Zu diesem Zweck hatte er ein
Magazin ins Leben gerufen – »Amazing Tales« –, in
dem im saloppen Erzählerstil manche Wahrheit, als Abenteuer
verbrämt, unter die Leute gebracht wurde. Mit der Arbeit seiner
Reporter und Journalisten in aller Welt hatte Patrick sich bald nicht
mehr zufrieden gegeben und war an junge Forscher herangetreten, die
gleich ihm das Übersinnliche faßbar, erklärbar und
wiederholbar machen wollten. In dem von ihm unterhaltenen Institut
für Parapsychologische Forschungen existierten mehrere Arbeits-
und Untersuchungsräume, die mit den modernsten Geräten
ausgestattet waren, um telepathische und telekinetische Studien zu
treiben und damit beispielsweise geheimnisvollen Lichtphänomenen
und Spukerscheinungen auf den Zahn zu fühlen.
    Es wäre die richtige Stunde gewesen, um atmosphärische
Messungen vorzunehmen und die speziellen Kameras in Aktion zu setzen,
die vielseitig und überempfindlich reagierten.
    Aber nichts geschah.
    Die Menschen im Palais schliefen. Die automatischen Vorrichtungen,
die mit dem Aufspüren und Registrieren geisterhafter
Erscheinungen programmiert waren, reagierten nicht. Sie waren schon
vor geraumer Zeit abgeschaltet
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher