Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
101 - Schiffbrüchige des Universums

101 - Schiffbrüchige des Universums

Titel: 101 - Schiffbrüchige des Universums
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
Das war der Augenblick, in dem er sich fragte, ob er überhaupt alles erfahren wollte; der Augenblick, in dem ihm sogar grauste vor diesen beiden seltsamen Typen und den Bildern, die doch nur aus ihren Hirnen stammen konnten.
    Die monströsen Delfinwesen zum Beispiel. Das endlose Meer aus dampfender Lava. Die schwimmende Stadt-Scheibe mit ihren Aufbauten aus schmutziggrünem Kristall. Und die schwarzen Konturen des zerklüfteten Pol-Gebirges am Horizont, dessen Gipfel wie spitze Säulen in den fahlen Himmel ragten.
    (Ganz ruhig, Professor.) Die Stimme des Mannes vibrierte in seinem Schädel wie ein Bratschenakkord. Wie hatte er sich gleich genannt? Bowaan, richtig, Est'sil'bowaan, genauer gesagt. Und die Frau hieß Taraasis; ihren Namen würde er bestimmt nicht mehr vergessen. (Noch einmal, Professor: Diese Delfinartigen – das sind wir…) Aber er sah sie doch vor sich, und sie waren eindeutig humanoid. Auch wenn sie sich ohne Tauchanzug unter Wasser bewegten und durch die Achselhöhlen atmeten.
    (Oder, um es ganz präzise auszudrücken: Das waren wir…) Sie hielten fest. Umarmten ihn einfach ! Was er ganz und gar unerträglich fand. Wie konnten sie es wagen, ihn zu bedrängen – den Menschen, den die Vorsehung aus einer fernen Vergangenheit in diese dunkle Zukunft geschickt hatte, um sie zu… restaurieren. Dämliches Wort; und ein Understatement dazu. Also noch mal: Den die Vorsehung in eine riesige postapokalyptische Müllhalde gesandt hatte, damit er eine blühende Landschaft daraus machte – einen Garten Eden mit ihm selbst, Jacob Smythe, als gottgleicher Herrscher…
    (Darum geht es doch, Professor, um die Weltherrschaft –
    wir haben dieselben Ziele!) Wieder die ernste, eindringliche Bratschen-Stimme dieses Bowaan. (Sehen Sie hin…) Wie sie ihn schon wieder einlullte, diese Stimme!
    Smythe sah: Hunderte dieser delfinartigen Quastenschuppen-Kreaturen, die sich in, über und unter der Scheibenstadt tummelten; dieser Stadt gigantischen Ausmaßes, in deren Mitte ein grün und orange schimmerndes Ei hing, ein Oqualun.
    Sagt mir endlich, warum ihr nicht auf eurem idyllischen Planeten geblieben seid! Was, zum Henker, habt ihr hier auf der Erde verloren…?
    (Lass dich fallen, Jeecob'smeis.) Die Stimme der Frau. (Lass dich einfach sinken, dann wirst du es erfahren, das verspreche ich dir…)
    ***
    Sein siebter Sinn schlug an. Genau in dem Augenblick, als er vor dem grauen Schott stand.
    Hinter dieser Tür warten gute Karten.
    Er verharrte einen Augenblick, lauschte in sich hinein. Ein hochgewachsener Mann, lederhäutig, kahlköpfig. Dieses innere Vorgefühl eines zu erwartenden Triumphes war ihm vertraut.
    Dieses Bewusstsein, ein Sieger zu sein und bald wieder als Sieger bestätigt zu werden – wie sehr er es genoss. Dabei wusste er noch nicht einmal, warum der Mann hinter dieser Tür nach ihm hatte rufen lassen.
    Sein Adjutant neben ihm, irritiert vom Innehalten seines Chefs, neigte den Kopf, beäugte ihn von der Seite, zog zwar die Brauen ein wenig hoch, runzelte aber vorsichtshalber nicht die Stirn. Dem General entging nicht die kleinste Geste, nicht die zufälligste Mimik. Der General schätzte Diskretion.
    Arthur Crow legte seine sehnige Altmännerhand auf den Sensor. Er lächelte nicht; das tat er selten, seit seine Tochter überfällig war. Doch in seinem Gesicht stand etwas wie Zufriedenheit.
    Die Luke schob sich auf. Mit einem Handzeichen grüßte er die Männer und Frauen in der ausgedehnten Kommandozentrale und schritt direkt auf das Schott des Chefbüros zu. Die Männer und Frauen sprangen von ihren Sitzen hoch, standen stramm und grüßten. Ebenso die Leibwachen vor dem Schott zum Chefzimmer. Sie musterten ihn mit ausdruckslosen Gesichtern. General Crow beachtete sie nicht. »Der Präsident erwartet mich.«
    Niemand verlangte von ihm, sich zu identifizieren. Alle kannten ihn, alle fürchteten den kalten Blick seiner blauen Augen. Ein Double hätte keine Chance gehabt. Selbst sein Schritt – beherrscht, rasch und dennoch kraftvoll und vollkommen sicher – war unverwechselbar. Kein Double hätte ihn imitieren können.
    Das Schott ging auf und er schritt hindurch. Reine Routine, zehntausend Mal erlebt. Sein Adjutant folgte ihm. Der Nachfolger Majela Ncombes war ebenfalls von schwarzer Hautfarbe und hieß Vince Rhineguard, ein hochgewachsener Major mit wulstigen Lippen und kurz geschorenem Krauskopf.
    Er lief ein wenig, als hätte er einen langen Eiszapfen verschluckt, so kerzengerade und die Miene
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher