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Meine Seele weiß von dir

Meine Seele weiß von dir

Titel: Meine Seele weiß von dir
Autoren: Sabine Ludwigs
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während Werner das Gedicht mit brüchiger Stimme vorträgt, wendet Leander mir langsam sein Gesicht zu. Sein Blick fällt direkt auf mich, über die Köpfe all der in Schwarz gehüllten Menschen hinweg, als hätte er genau gewusst, dass ich an dieser Stelle stehe.
    Es trifft mich bis ins Mark.
     
    „Und in den Nächten fällt die schwere Erde
    aus allen Sternen in die Einsamkeit.“
     
    Der Kerzenschein zaubert eine leuchtende Aura um Leander und ich sehe ein Licht in seinen Augen. Die Luft scheint sich zu bewegen, zu vibrieren, leise zu knistern, als sie ein Band zwischen uns knüpft. Es kommt mir so vor, als wären wir allein.
    Nichts ist mehr wichtig.
    Niemand.
    Nur wir.
    „Wir alle fallen . Diese Hand da fällt.
    Und sieh dir andre an: es ist in allen.“
     
    In meinen Gedanken sehe ich Leander vor mir, kurz bevor er einschlafen will. Seine Augen mit den langen Wimpern, die er auf mich richtet, und dann seine schweren Lider, unter denen sich sein Blick urplötzlich verändert. Leander, nackt, wie er eine Hand nach mir ausstreckt. Und ich spüre seine Leidenschaft, die heiß und duftend aus jeder Pore seiner Haut dringt und seinen Körper mit Schweiß überzieht.
     
    „ Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
    unendlich sanft in seinen Händen hält.“
     
    Leander, der sich vor mir auf die Knie fallen lässt, mich umschlingt. Meinen Schoß küsst, sich über meinen Bauch und die Brüste bis zu meinen Lippen kost. „Ohne dich kann ich nicht sein“, flüstert er in mein Ohr. „Du. Nur du. Immer nur du. Oh bitte ... bitte ...“
    „Was?“
Sein Flüstern: „Verlass mich nie.“
    Werner lässt das Blatt sinken. In der nun folgenden Stille treten die Trauernden mit langsamen Schritten aus der Kapelle.
    Ich bin mitten unter ihnen.
     
    Zuhause sehne ich mich nach meinem Opalschrank. Aber er ist unerreichbar für mich.
    Wie Leander.
     
     
    Kapitel 48
     
    An meinem Geburtstag bekomme ich ein Päckchen von meiner Mutter und Alfons, in dem sich eine Kupferlampe befindet: ein ewiges Licht, das mit Öl gespeist wird.
    Ich sehe sofort, dass es eine Arbeit von Alfons ist. Und als ich die Lampe kurz entzünde, leuchtet das Metall im Feuerschein rötlich. Ich stelle sie auf meinen Nachttisch.
    Gegen fünf Uhr nachmittags treffen nach und nach meine Besucher ein. Heute regnet es zwar nicht durchgehend, doch es hängen dicke Wolken am Himmel und manchmal fallen daraus ein paar Tropfen herab – ein Umstand, der uns unter der überdachten Terrasse der Grillhütte wenig stört.
    Lisa, Klaus, Ute, Tom, Heiko, Mara, Frau Hischer, Brigitte, Wolli und Michael – sie alle sind gekommen und singen aus voller Kehle:
    „Hoch soll sie leben ,
    hoch soll sie leben,
    dreimal hoch!“
    Jetzt heben die Männer im Takt der Musik tatsächlich meinen Stuhl an. Dreimal stemmen sie mich in die Höhe, bevor sie mich wieder abstellen.
    „Sie lebe hoch!
    Sie lebe hoch!
    Sie lebe dreimal hoch!“
    Lachend werde ich umringt, sinke von einer Umarmung in die nächste, werde geherzt und geküsst und stoße schließlich mit meinen Freunden an.
    Danach muss ich meine Geschenke auspacken.
    Von meiner Schwester und Klaus bekomme ich einen Gutschein für eine Thaimassage – eine sogenannte Nuad Phaen Boran - geschenkt.
    „ Nuad Phaen Boran bedeutet uralte, heilsame Berührung “, erklärt meine Schwester und streichelt meine Hand.
    Klaus erzählt, wie wohltuend diese Art Massage ist. „Wir haben sie ausprobiert und waren begeistert! Allerdings war das in Thailand - bleibt nur zu hoffen, dass sie es hier genauso gut machen.“
    Ute und Tom schenken mir Parfüm. „Nicht sehr originell“, kichert Ute. „Aber du hast erwähnt, dass deines zur Neige geht.“
    Frau Hischer und Brigitte überreichen mir ein Badeöl aus Veilchenextrakt, das sie mir in Anlehnung an die Sappho-Kollektion mit einem Lächeln überreichen, und von Heiko und Mara bekomme ich einen Pulsmesser. In dem Kärtchen, das dabei liegt, schreibt Heiko, dass er seine Schattenfrau vermisst und hofft, dass ich das Laufen nicht aufgebe und im Training bleibe. Wer weiß, steht da, ob wir nicht eines Tages wieder als Team laufen.
    Wolli hat mir einen selbstgebackenen, gedeckten Apfelkuchen mitgebracht, für den er eigens die Äpfel geerntet hat, und den wir später zum Nachtisch essen wollen. Ich hoffe, er ist so gut wie Lisas!
    Und dann ist da noch Michaels Geschenk; der größte Blumenstrauß, den ich je überreicht bekam. Statt in Cellophan ist er in lindgrünes Seidenpapier
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