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Hallo Engel!

Hallo Engel!

Titel: Hallo Engel!
Autoren: Sandra Paul
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PROLOG
    “W ir verlieren sie, Doktor.”
    “Herzstillstand.”
    Gabriella wand sich unruhig auf der Trage. Sie musste weg hier, musste suchen nach … Sie wollte sich aufrichten, aber ihr Körper gehorchte ihr nicht. Der Schmerz in ihrem Kopf wurde stärker.
    Sie sah zu den Krankenschwestern auf, die um sie herum standen. In ihren Augen konnte sie Sorge lesen. Gabriella wurde von Panik ergriffen. Sie konnte nicht mehr atmen. Kälte stieg von ihren Zehen und Fingern auf, breitete sich über Arme und Beine aus. Der betäubende Schmerz erreichte ihr Herz. Sie stöhnte.
    Sie fror, fror entsetzlich.
    Da wurde sie plötzlich in ein blendendes Licht getaucht. Wärme strahlte in ihre Seele, tröstete sie, umhüllte ihre Glieder. Wie magisch angezogen von der Helligkeit schwebte Gabriella empor … empor … empor …
    Der Platz war brechend voll. Unzählige Menschen standen in einer langen Schlange, in der sich nun auch Gabriella wiederfand. Immerhin war es hier angenehm kühl. Ein leichter Nebel umgab die Leute, die hier warteten.
    Gabriella machte einen Schritt, um den Anfang der Schlange sehen zu können, und ihr rechter Flügel klappte nach unten. Sie verlor ein wenig das Gleichgewicht und stieß gegen den Mann hinter ihr. “O Verzeihung”, sagte sie.
    “Macht nichts.” Der Mann neigte den kahlen Kopf und las weiter in dem Buch, das er in der Hand hielt.
    Wahrscheinlich eine Bibel, dachte sich Gabriella. Der Mann trug einen Priesterkragen. Die großmütterliche Dame vor ihr hatte ein züchtiges rosa Nachthemd an. Gabriella blickte auf ihre eigene Aufmachung herunter und verzog das Gesicht. Was in aller Welt hatte sie sich nur dabei gedacht, ausgerechnet heute ihren türkisfarbenen Minirock anzuziehen? Und dazu dieses bunte Top! Sicher, wie hätte sie beim Aufstehen ahnen können, dass sie in eine Baugrube fallen würde – trotzdem, zusammen mit ihren neuen weißen Flügeln war ihre Erscheinung einfach … stillos.
    Ein weißes Kleid wäre angemessener gewesen. Direkt klassisch. Gabriella hasste es, unpassend gekleidet zu sein, besonders bei einem Anlass wie diesem. Denn wenn sie nicht alles täuschte, war dies hier der große Jubelchor, die Schar der Seligen, das ewige Frohlocken. Mit anderen Worten: Sie hatte ihren Sturz in die Baugrube nicht überlebt. Sie schluckte und trat nervös von einem Bein auf das andere. Ihr Flügel traf den Priester auf den Kopf. “Oh, tut mir leid.”
    Er lächelte mit himmlischer Geduld. “Schon gut.”
    Gabriella blickte wieder nach vorn. Was mochte der Grund für diese Schlange sein? Worauf warteten diese vielen Leute? Versuchsweise flatterte sie mit den Flügeln, doch sie trugen sie nicht. Also begnügte Gabriella sich damit, auf der federnden Wolke auf und ab zu hüpfen. Es half nicht viel. Sie konnte nur ein paar Köpfe weit sehen. Davor verschwamm alles im Nebel.
    Sie stupste den weichen grauen Flügel der älteren Dame an. Die rundliche Frau drehte sich um, wobei das rosa Nachthemd knisternd raschelte. Sie musterte Gabriella durch ihre runden Brillengläser. “Was ist, Kindchen?”
    “Ich frage mich, warum das so langsam vorangeht.”
    “Sie müssen jeden einzeln registrieren und die Heiligenscheine ausgeben.”
    “Aha”, meinte Gabriella. “Das kann ja dauern.”
    “Allerdings. Und dann noch der Test. Der braucht auch seine Zeit.”
    Gabriella versteifte sich. “Der Test?”
    “Aber ja.” Die Dame tätschelte beruhigend Gabriellas Hand. “Keine Angst, Kindchen, es ist bloß Routine.”
    Sie wandte sich ab, und Gabriella unterdrückte ein Stöhnen. Ihre Flügel sanken herab. Na toll. So etwas hatte sie fast schon befürchtet. Bei Tests war sie noch nie gut gewesen. Vielleicht fragten sie die Zehn Gebote ab – oder Ähnliches. Himmel, sie hatte sich immer bemüht, ein anständiger Mensch zu sein, aber sie und ihre Mutter waren so oft umgezogen, dass Gabriella eigentlich nie einen konstanten Religionsunterricht bekommen hatte.
    Sie war nicht einmal sicher, ob sie überhaupt die Zehn Gebote zusammenbrachte. Gabriella zog die Stirn kraus und faltete nachdenklich die Flügel. Mal nachdenken. “Du sollst nicht töten” – sicher, das hatte sie nie getan. Dann gab es etwas mit Ehebruch, auch das war kein Thema. Aber halt: Lautete nicht eines der Gebote: “Du sollst nicht fluchen”? Sie biss sich auf die Lippe. Verflixt. Das würde kräftig Minuspunkte geben, wie das mit dem Lügen. Was blieb noch? Ihr fiel nichts mehr ein. Kurz kam sie auf die verzweifelte Idee,
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