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DS031 - Roter Schnee

DS031 - Roter Schnee

Titel: DS031 - Roter Schnee
Autoren: Kenneth Robeson
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1.
     
    Soweit sich später ermitteln ließ, war ein Alligatorjäger namens Ente-ohne-Flügel vom Stamm der Seminole-Indianer der erste, der den Roten Schnee zu sehen bekam. Das heißt, ihn zu sehen bekam und später davon berichten konnte.
    Der Rote Schnee, so stellte sich im Laufe der Zeit heraus, war schon vorher beobachtet worden, aber die Augenzeugen waren Opfer des scharlachroten Horrors geworden, und von keinem hatte man je wieder gehört. Ihre Leichen waren nicht gefunden worden. Die Sache war ebenso phantastisch wie unerklärlich.
    In dem Fall, der von Ente-ohne-Flügel beobachtet wurde, fuhren die beiden Opfer in einem jener Faltboote, wie Jäger sie bisweilen in ihren Autos mitführen. Ente-ohne-Flügel sah sie mit dem Faltboot über offenes Wasser in den Everglades paddeln und in einem der kleinen Kanäle verschwinden, die unter der Sumpfvegetation verlaufen.
    Der Seminole-Alligatorjäger bewunderte das Faltboot; er hätte gern selber so ein Ding gehabt. Doch dann fiel ihm auf, daß die beiden Insassen in großer Eile zu sein schienen. Sie saßen bis auf die Unterhosen ausgezogen in ihrem Boot, und der Schweiß lief ihnen nur so herunter. Aber merkwürdigerweise hatte sich der eine an einer Schnur ein kleines Päckchen um den Hals gebunden. Sie sahen sich immer wieder um.
    Ente-ohne-Flügel kannte diese Anzeichen. Er hatte schon vorher Menschen vor dem Gesetz in die Sümpfe fliehen sehen; die hatten sich auch so benommen. Der Seminole hielt sich außer Sicht und sah das Boot verschwinden.
    Etwa fünf Minuten später war Ente-ohne-Flügel gerade dabei, der Schlammspur eines männlichen Alligators zu folgen, als er plötzlich stehenblieb und ein verblüfftes Gesicht machte, obwohl Seminole-Indianer sonst für eiserne Beherrschung bekannt sind. Er versteckte sich hinter dem Stamm einer Zypresse.
    Die beiden halbnackten Männer waren wieder aufgetaucht. Sie rannten jetzt dahin, arbeiteten sich wie gehetzt zu Fuß durch den Morast und die Schlingpflanzen, in denen sie sich immer wieder verhedderten. Und dann beobachtete Ente-ohne-Flügel noch etwas sehr Interessantes.
    Einer der Fliehenden verharrte kurz vor einem abgestorbenen Baum, an dessen Stamm die Borke abzubröckeln begonnen hatte, nahm das kleine Päckchen, das er an der Schnur um den Hals trug, und versteckte es unter einem losen Stück Borkenrinde. Dann rannte er mit dem anderen weiter.
    Ente-ohne-Flügel setzte seine Beobachtung fort. Von einem Verfolger keine Spur. Aber gleich darauf sah er etwas, das ihn veranlaßte, sein Gewehr, seinen kostbarsten Besitz, in den Schlamm fallen zu lassen, was bedeutete, daß er schon sehr überrascht sein mußte.
    Am Himmel stand keine Wolke. Es war ein sehr warmer Dezembertag in Florida. Und doch hatte Schnee zu fallen begonnen.
    Dieser Schnee war aber nicht weiß. Er war auch nicht schmutzig-braun, als sei er von Sandstaub verfärbt worden. Nein, dieser Schnee war rot wie Blut.
    Jeder wäre darüber verblüfft gewesen, und Ente-ohne-Flügel machte da keine Ausnahme. Sein kupferbraunes Gesicht starrte himmelwärts, aber nichts deutete darauf hin, woher der Rote Schnee kommen mochte. Er schien über den Sümpfen aus dem Nichts zu entstehen.
    Die Flocken erreichten Ente-ohne-Flügel nicht, gingen aber doch nahe genug herab, daß er sie als Flocken erkennen konnte. Natürlich hatte er schon einmal Schnee gesehen, und so gab es für ihn nicht den geringsten Zweifel. Aber Roter Schnee?
    Und dann hörte er von der Stelle, wo er zuletzt die beiden Flüchtenden gesehen hatte, Entsetzensschreie herüberhallen, die gespenstisch durch die Stille über den Sümpfen hallten.
    Der Rote Schnee und die Todesschreie veranlaßten Ente-ohne-Flügel, sich schleunigst abzusetzen. Aber ehe er floh, rannte er zu dem abgestorbenen Baum hinüber, unter dessen Borke einer der Männer das kleine Päckchen geschoben hatte.
    Ente-ohne-Flügel war eine materielle Seele. Er zog das Päckchen heraus und rannte davon, so schnell ihn seine Füße in dem sumpfigen Gelände tragen wollten. Erst als er eine Meile zurückgelegt hatte, nahm er sich Zeit, das Paket zu untersuchen. Er erwartete, darin Geld oder vielleicht auch Juwelen zu finden. Aber er wurde enttäuscht.
    Unter vielen Lagen Ölpapier kam ein Würfel von knapp zwei Zoll Kantenlänge zum Vorschein, aus einer Substanz, die Ente-ohne-Flügel nicht zu definieren vermochte. Die Substanz war rot – von einem stumpfen, nicht besonders auffälligen Karminrot.
    Ente-ohne-Flügel kannte
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