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0249 - Die Stunde der Bestien

0249 - Die Stunde der Bestien

Titel: 0249 - Die Stunde der Bestien
Autoren: Die Stunde der Bestien (2 of 2)
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Viermal hatten Gangster versucht, den Journalisten Will Dreiser zu ermorden.
    Er wurde zweimal lebensgefährlich verletzt - unter nie geklärten Umständen.
    Dreiser sah aus wie der Inhaber eines kleinstädtischen Warenhauses. Er war mittelgroß, wog an die hundertneunzig Pfund und hatte einen Kopf, der blank wie eine Billardkugel und oval wie ein Ei war.
    An diesem Abend sah Dreiser in die Fernseh-Kamera, und zehn oder zwölf Millionen Amerikaner nickten beifällig, als Dreiser zu sprechen begann.
    »Sie werden mich fragen«, sagte Dreiser, »warum in den Programmzeitschriften nicht stand, was ich Ihnen heute Abend zeigen will. Einen neuen Bestechungsskandal? Schiebungen in den höchsten Regierungsdienststellen? Schwarze Seelen im Weißen Haus? Rassendiskriminierungen im freiesten Land der Erde? Verkehrschaos in unseren Städten? Niphts von alledem. Wir zeigen Ihnen…«
    Auf dem Bildschirm erschien das Lichtergeflimmer einer Großstadt bei Nacht. Die Kamera nahm Straßenzüge, Leuchtreklamen, lachende und schwatzende Passanten ins Bild und schwenkte auf einmal zu einem Gebilde, das auf den ersten Blick aussah wie ein riesiger Maulwurfshügel. Aber schlagartig flammten Lichter auf. Eine Kapelle intonierte flott und schmissig STARS AND STRIPES. Leuchtbänder schrien einen Namen in die dunkle Nacht: THE JOHNSON BROTHERS!
    »The Johnson Brothers, liebe Bildschirmfreunde. Ein Zirkus. Jawohl, Sie haben mich richtig verstanden, ein Zirkus. Aber ein gewöhnlicher Zirkus? Nein, Ladies und Gentlemen. In diesem Zirkus ist der Teufel los.«
    Und nun prasselte es sechzig Minuten lang auf die Zuschauer herein, dass die Leute vergaßen, ihre Zigarren anzuzünden, einen neuen Whisky zu holen, den Kindern die Uhr und das Bett zu zeigen. Und dazwischen peitschte immer wieder grell wie eine Fanfare der Name THE JOHNON BROTHERS.
    »Scranton«, sagte Dreiser. »Stadt in Pennsylvanien, Hundertzwanzigtausend Einwohner. Die Johnson Brothers haben ihr Zelt aufgeschlagen. Ein Zelt, das genau genommen aus vier oder fünf oder sechs raffiniert ineinandergeschachtelten Zelten besteht. Der Clown Beppo geht mit seinem Freund, dem Liliputaner Little Joe, vom Wohnwagen zum Zelt. Darin sitzen fast viertausend Zuschauer. Und kein einziger weiß, dass das Zelt bereits lichterloh in Flammen steht…«
    Dreiser verkaufte seine Sendung, wie man es von ihm gewöhnt war. Er setzte Lichter auf, wo die Situation es gestattete. Er blendete geschickt, Programmausschnitte ein.
    Der Dompteur Mitropolus knallte mit der Peitsche und balgte sich mit einem bengalischen Königstiger. Eine Großaufnahme des prächtigen Tieres jagte den Zuschauern Gänsehaut über den Rücken.
    Die Kunstreiterin Earna Ears hing mit den Zehen in einer Schlaufe und ließ sich rückwärts von einem galoppierenden Pferd herabfallen.
    Dazwischen tauchte knapp, aber geschickt eingeblendet der technische Direktor auf.
    »Das ist Tec-Man White«, erklärte Dreisers Stimme, während man das sympathische, unrasierte Gesicht eines jungen Mannes sah. »Tec-Man nennen sie ihn, weil er der technische Direktor ist. Das FBI stand kurz vor der Verhaftung dieses Mannes, Mord und Brandstiftung wurden ihm vorgeworfen. Aber es kam nicht dazu. Ich sag’s Ihnen nachher, warum…«
    Die Geschichte ging weiter. Nicht einmal den Diebstahl der Abendeinnahmen in Binghamton ließ Dreiser aus, obgleich der Dieb kurz darauf gefasst und überführt wurde.
    Wieder einige Programmausschnitte. Ein Chinese mit fünf Söhnen, wie die Orgelpfeifen, aufgestellt. Es quirlte unter-, über- und durcheinander in einem wahren Feuerwerk von Bodenakrobatik. Schlitzäugige, lächelnde Gesichter, die sich nach allen Seiten verbeugten, als der Beifall aufklingt.
    Jesse Jones, der Kunstschütze mit seinem Assistenten Nick Kenton. Schüsse knallen, Spielkarten, brennende Kerzen, drehende Scheiben werden mit tödlicher Sicherheit getroffen.
    Der Clown Beppo mit dem Liliputaner Little Joe. Das Publikum wird zu Lachsalven hingerissen. Dreiser lässt das Lachen vier Sekunden lang durch die Lautsprecher fluten, bis er es schlagartig unterbrechen lässt.
    »Sie lachen«, kommentiert er. »Aber irgendwo in diesem riesigen Zelt geht ein Mörder um und sucht sein nächstes Opfer…«
    Neue Programmausschnitte. Der »Schwarze Adler«, ein Norddeutscher in der Häuptlingstracht der Sioux, wirbelte seine Messer durch die Luft. Tollkühn lächelte die Assistentin den blitzenden Klingen entgegen. Großaufnahme der Assistentin. Lido Marchese. Ein
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