Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein schwarzer Hengst

Mein schwarzer Hengst

Titel: Mein schwarzer Hengst
Autoren: Barbara Schwarz
Vom Netzwerk:
dass Sie fließend En glisch können. Deshalb werde ich von nun an unsere Dialoge auf Deutsch wiedergeben, denn sein eigenes Deutsch ließ dann doch zu wünschen übrig.
    „Mir geht’s gut“, sagte ich und wies auf seine blutende Wunde, „aber du musst ins Krankenhaus.“
    Ich wollte schon mein Handy aus der Handtasche holen, um einen Krankenwagen zu rufen, als er auf mich zukam und meinen Arm festhielt. Die Berührung war wie ein elektrischer Schlag – aber nicht wie ein Schock, sondern wie ein Energieschub.
    „Kein Krankenhaus“, flüsterte er, „das geht nicht. Ich darf in kein Krankenhaus gehen.“
    Ich brauchte ein paar Sekunden, um das zu verstehen. Dann dämmerte es mir. Mein Retter war ein Illegaler.
    „Ich verstehe“, sagte ich, und dann fiel mir sein Blick auf.
    Mein Gott, meine Brüste waren ja immer noch nackt!
    Verschämt zog ich meine Bluse zu, und auch er wäre wahrscheinlich rot geworden, wenn seine dunkle Haut das sichtbar hätte machen können. Er wandte den Blick ab und gab mir Zeit, die Bluse zuzumachen. Ein Knopf war abgegangen, und mein BH hing an den Seiten herab, aber das war jetzt nicht so wichtig.
    Während ich mich zurechtmachte, konnte ich ihn zum ersten Mal richtig in Augenschein nahmen. Er zog sein schmutziges T-Shirt hoch, auf dem irgendwas aufgedruckt war, aber ich konnte es nicht entziffern, und nahm seine Wunde in Augenschein. Sie blutete nicht mehr sehr stark, aber sicher hatte er Schmerzen. Er gab aber nur ein leises Knurren von sich, als wäre er auf eine Heftzwecke getreten.
    Er trug seine Jeans ein oder zwei Nummern zu groß, wie es leider immer noch in Mode ist, und sie hing ziemlich tief. Ich kam nicht umhin zu bemerken, dass er kein Unterhose trug, und da er sich von mir abgewandt hatte, sah ich ein gutes Stück seines nackten dunkelbraunen Hinterns. Unwillkürlich umspielte ein Lächeln meine Lippen.
    Er war sehr schlank und drahtig, nicht übertriebe n durchtrainiert, aber kein Gramm fett zu viel. Sein Hinterteil war schön halbkugelförmig geformt, und ich ertappte mich bei dem Wunsch, einmal kräftig hineinzubeißen. Unglaublich – vor ein paar Minuten hatte ich noch Todesangst durchgemacht, und jetzt...
    Etwas ging vor sich, für das ich keine Begriffe habe. Da war etwas, das von ihm ausging. War es sein Mut? War es se ine Ritterlichkeit, mit der er sein Leben aufs Spiel gesetzt hatte, um mich zu beschützen? Oder war es nur sein schöner Körper?
    Er hatte auch ein attraktives Gesicht, wie ich jetzt sah, als ich auf ihn zuging, um mir seine Wunde näher anzusehen. Eine breite, aber süße Stupsnase, dicke volle Lippen und A ugen wie glühende Kohlen. Seine Haare wuchsen ganz natürlich in einem kurzen Afro, was ihn sehr männlich aussehen ließ, wie ein Schwarzamerikaner aus den Achtziger Jahren – oder wie Barack Obama. Ich konnte sein Alter nicht recht definieren, aber er schien ungefähr in meinem Alter zu sein.
    „Das muss gesäubert und verbunden werden“, meinte ich. „Kannst du das irgendwo machen lassen?“
    Er biss sich auf die Lippen und überlegte. Dann schüttelte er den Kopf.
    „Nein“, murmelte er. „Ich hab im Moment keine Wo hnung.“
    Ich überlegte keine Sekunde. Alles in mir schrie danach, diesen wunderbaren jungen Mann zu umsorgen und zu pfl egen. Ich hatte einen starken Mutterinstinkt, so viel fand ich gerade über mich raus. Oder war es mehr als ein Mutterinstinkt?
    Jedenfalls konnte ich ihn nicht einfach so im Stich la ssen, im wahrsten Sinne des Wortes, das kam nicht in Frage.
    „Ich wohne nur ein paar Minuten von hier“, sagte ich und nahm seine Hand, um jeden Widerspruch zu unterdrücken. „Komm mit, ich hab Erste Hilfe zu Hause.“
    Mein etwas bröckliges Englisch schien ihn zu amüsieren, aber er ließ sich widerspruchslos von mir wegschleifen. Ganz zahm und brav war er jetzt – welch ein Kontrast zu der Kampfmaschine von eben. Wir ließen die drei stöhnenden und wimmernden Kreaturen zurück und begaben uns nach draußen.
    „Ich heiße Barbara“, stellte ich mich vor, „und du?“
    Er sprach seinen Namen englisch aus, denn es war ein englischer Name.
    „Marcus.“

Ein kurzer Blick
     
    Anders als die tolle Villa, in der ich mich Richard gelebt hatte, war mein Haus in Britz recht schlicht: Ein handelsübliches Einfamilienhaus mit einem kleinen Garten. Ursprünglich war es als Ruhesitz für Richards Mutter gedacht gewesen, aber die starb während unserer Ehe, und so fiel es mir nach der Scheidung zu. Aber auch wenn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher