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Todesfracht

Titel: Todesfracht
Autoren: Clive Cussler
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    D er betagte Dassault Falcon Executive Jet sank majestätisch vom Himmel herab und setzte auf dem Sunan International Airfield, zwanzig Kilometer nördlich von Pjöngjang, auf. Die MiG, die ihn seit seinem Eintritt in den nordkoreanischen Luftraum fast auf Tuchfühlung begleitet hatte, schwenkte ab – was lediglich an den Flammensäulen aus ihren Düsen zu erkennen war, die durch die Nacht schnitten. Ein Lastwagen erschien, um die Falcon zu ihrem Abstellplatz zu geleiten. Auf seiner Ladefläche war ein Maschinengewehrschütze postiert, der nichts anderes tat, als die Cockpitfenster ständig im Visier zu behalten. Das Flugzeug rollte zu einer freien Betonfläche am Ende des Flughafengebäudes, und noch bevor seine Räder mit Bremsklötzen fixiert waren, hatte eine Schwadron bis an die Zähne bewaffneter Soldaten einen Halbkreis um die Maschine gebildet – die AK-47er im Anschlag und bereit, auf die geringste Provokation zu reagieren. Und all das, obwohl die Passagiere an Bord offiziell eingeladene Würdenträger und wichtige Kunden des abgeschiedenen kommunistischen Landes waren.
    Wenige Minuten nachdem die Strahltriebwerke ausgelaufen und verstummt waren, öffnete sich die Kabinentür. Zwei der Wächter, die am nächsten standen, nahmen erwartungsvoll Haltung an. Dann wurde die Kabinentür heruntergeklappt, und die auf der Innenseite integrierte Treppe kam zum Vorschein. Ein Mann in olivgrüner Uniform mit einer flachen Mütze auf dem Kopf erschien in der Türöffnung. Seine scharf geschnittenen Gesichtszüge signalisierten unbeugsame Härte. Dazu passten seine fast schwarzen Augen und die gekrümmte Nase, die an den Schnabel eines Raubvogels erinnerte. Die Haut hatte die Farbe dünnen Tees. Er strich sich mit einem Finger über seinen dichten schwarzen Schnurrbart und musterte den Ring, den die Soldaten bildeten, mit gleichgültigem Blick, ehe er lässigen Schritts die Treppe hinunterging. Ihm folgten zwei Männer mit ähnlich scharf geschnittenen Gesichtern. Einer trug einen traditionellen orientalischen Mantel und ein Kopftuch, der andere einen eleganten Anzug.
    Drei nordkoreanische Offiziere marschierten durch den Kordon und näherten sich der Flugzeugtreppe. Der höchstrangige Offizier grüßte militärisch und wartete, dass ein anderer Mann, ein Dolmetscher, seine Worte ins Arabische übersetzte.
    »General Kim Dong II heißt Sie, Colonel Hourani, in der Demokratischen Volksrepublik Korea willkommen und hofft, dass Sie einen angenehmen Flug von Damaskus hierher hatten.«
    Colonel Hasni Hourani, der stellvertretende Chef der strategischen Raketenstreitmacht Syriens, deutete zum Zeichen des Danks eine Verneigung an. »Richten Sie dem General unseren Dank aus, dass er uns um diese späte Stunde persönlich empfängt. Teilen Sie ihm mit, dass unser Flug tatsächlich sehr angenehm war, da uns der Kurs über Afghanistan führte, wo wir den Inhalt der Flugzeugtoilette über den amerikanischen Invasoren abladen konnten.«
    Die Koreaner brachen in lautes Gelächter aus, sobald der Dolmetscher die Worte übersetzt hatte. Dann fuhr Hourani fort, indem er sich gezielt an den Dolmetscher wandte: »Ich bin beeindruckt, wie gut Sie sich in unserer Sprache ausdrücken können, aber ich denke, unsere Verhandlungen würden um einiges glatter verlaufen, wenn wir Englisch sprächen.« Hourani schaltete also auf diese Sprache um. »Soweit ich weiß, General Kim, beherrschen wir beide die Sprache unseres gemeinsamen Feindes.«
    Der General blinzelte. »Ja, ich meine, es verschafft mir gegenüber den Imperialisten einen Vorteil, ihre Sitten und Gebräuche besser zu kennen, als sie anzunehmen«, erwiderte er. »Ich spreche auch ein wenig Japanisch«, fügte er hinzu, um sein Gegenüber zu beeindrucken. »Und ich etwas Hebräisch«, erwiderte Hourani schnell und bewies, dass auch er die Kunst beherrschte, seinem jeweiligen Gesprächspartner stets um eine Nasenlänge voraus zu sein.
    »Es scheint, als verträten wir nicht nur die Interessen unserer Länder, sondern als hätten wir auch noch ein gemeinsames Anliegen.«
    »Die Vernichtung Amerikas.«
    »Die Vernichtung Amerikas«, echote General Kim und erkannte im glühenden Blick des Arabers, dass auch in dessen Brust das Feuer des Hasses brannte.
    »Viel zu lange schon üben sie ihren Einfluss in allen Winkeln der Erde aus. Sie zerstören den Planeten, indem sie zuerst ihre Soldaten vorschicken und danach die Menschen mit ihrer Dekadenz vergiften.«
    »Sie haben an den Grenzen
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