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Todesfracht

Titel: Todesfracht
Autoren: Clive Cussler
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gelassen.«
    Juan schaute Linc fragend an.
    »Wie Eddie schon sagte, wir haben ihm versprochen, ihn nicht zu töten. Davon, dass wir ihn seinen Opfern überlassen würden, war natürlich nicht die Rede. Wir waren noch nicht mal außer Hörweite, da hörte er schon auf zu schreien.«
    Also war Juan wegen eines Treffens mit Bernhard Volkmann in die Schweiz zurückgekehrt. Dieses Treffen, so erinnerte sich Juan, während er seinen Brandy trank, war genauso erfolgreich verlaufen, wie er es erwartet hatte. Volkmann hatte sich bereit erklärt, die sechzig Tonnen Gold zu kaufen, die Juan per Luftfracht in die Schweiz mitgenommen hatte. Er versprach außerdem, mit der Hälfte des Gewinns eine Stiftung zugunsten der chinesischen Arbeiter einzurichten, die das Gold zu Tage gefördert hatten, und erklärte sich außerdem noch bereit, seine Bank zu verkaufen, sich in den Slums von Kalkutta zur Ruhe zu setzen und den Rest seines Lebens mit wohltätiger Arbeit zu verbringen.
    Dafür verzichtete Juan darauf, dem habgierigen Bastard eine Kugel in den Kopf zu schießen.
    Ein leises Klopfen an der Tür riss Juan abrupt in die Gegenwart zurück. Das Interesse der Medien an der Explosion und der Entführung von Rudolph Isphording war längst eingeschlafen, und er glich in nichts mehr dem dunkelhaarigen, dunkeläugigen und schnurrbärtigen Spanier, den er damals verkörpert hatte, als er die konspirative Wohnung gemietet hatte. Daher durchquerte er das Wohnzimmer und öffnete die Tür.
    »Hallo, Seemann, erinnern Sie sich noch an mich?« Tory hatte ihr Haar hochgesteckt, was den eleganten Schwung ihres Halses unterstrich. In ihren blauen Augen fing sich der warme Schein des Feuers. Sie trug ein graues Kostüm über einem weißen Oxfordhemd, das weit genug aufgeknöpft war, um Juans Interesse zu wecken. Ihre Lippen waren mit dezentem Gloss geschminkt und zu einem unsicheren Lächeln verzogen.
    »Ich hätte nie erwartet, Sie wiederzusehen«, stotterte Juan schließlich. Sie war ohne ein Wort des Abschieds verschwunden, kaum dass die
Oregon
in Wladiwostok angelegt hatte.
    Ihr Lächeln verflüchtigte sich ein wenig. »Möchten Sie mich nicht hereinbitten?«
    »Aber ja doch.«
    Er mixte ihr einen Drink und achtete darauf, im Sessel ihr gegenüber Platz zu nehmen und nicht neben ihr auf der Couch vor dem Kamin. »Ich hatte auch nicht angenommen, dass Sie mich wiedersehen würden«, begann sie, »aber Max rief mich in London an und zerstreute einen Teil meiner vorgefassten Meinung über Sie. Ich betrachtete Sie als einen abenteuerlustigen Kapitän mit einer fröhlichen Truppe von Haudegen und rechnete mir aus, dass Sie wahrscheinlich in jedem Hafen ein Mädchen hätten. Mir wurde klar, dass ich nicht eine weitere Kerbe in Ihrem Colt sein wollte, daher beschloss ich, mich nicht – schon wieder einmal – in den falschen Mann zu verlieben, sondern lieber nach Hause zurückzukehren und mir so eine Menge Liebeskummer zu ersparen.
    Dann rief Max mich an. Er erklärte mir, dass Sie nicht in jedem Hafen eine Frau hätten und er in all den Jahren, die er Sie kennt, nie erlebt hat, dass Sie auch nur ein Rendezvous hatten.
    Er erzählte, Sie seien Witwer und Ihre Frau wäre von einem Betrunkenen überfahren worden. Er sagte weiter, Sie besäßen nicht ein einziges Bild von ihr und hätten ihm nur einmal vor Jahren von ihr erzählt, dass Sie jedoch seitdem jeder Beziehung aus dem Weg gegangen seien.«
    Juan wollte etwas erwidern, aber Tory brachte ihn zum Schweigen, indem sie zum Sessel trat und einen Finger auf seine Lippen legte.
    »Max verriet mir auch, dass Sie seit meiner Abreise einfach unerträglich seien, weshalb er mich anrief. Er scheint anzunehmen, Sie könnten mich vielleicht mögen. Und war sich offenbar ziemlich sicher, dass ich Sie mag. Da bin ich also. Wie wär’s? Wissen Sie noch, was Sie mir erklärt haben? Nur ein hohes Risiko bringt am Ende eine hohe Belohnung.«
    »Nur Max hat erfahren, dass ich einmal verheiratet war, und ich habe ihm nicht mal die ganze Geschichte erzählt«, sagte Juan leise. »Sie wurde von einem betrunkenen Fahrer getötet, aber was ich ihm nicht erzählt habe, ist, dass sie selbst der betrunkene Fahrer war. Es ist zehn, nein, elf Jahre her. Sie hatte zweimal eine Entziehungskur gemacht, es aber eigentlich nicht geschafft, trocken zu werden. Ich wusste damals nicht, dass sie einen Rückfall hatte. Als ich dann den Polizisten vor meiner Tür stehen sah, ahnte ich sofort, was passiert sein musste.«
    »Das tut
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