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Jäger des Zwielichts: Roman (German Edition)

Jäger des Zwielichts: Roman (German Edition)

Titel: Jäger des Zwielichts: Roman (German Edition)
Autoren: Cynthia Eden
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Erstes Kapitel
    Es war eine verflucht schlechte Nacht zum Sterben, aber das hatte Zane Wynter ja auch nicht vor. Dass jemand anderer starb, war durchaus möglich, aber nicht er.
    Feuer explodierte, jagte gleißend weiße Flammenberge durch das Dach des dreigeschossigen Vorkriegsbaus in der Francis Street und reckte sich grellorange und gierig in die Dunkelheit.
    »Scheißkerl.« Die Hitze versengte Zane die Haut. Dies hier sollte eigentlich eine leichte Festnahme sein: reingehen, den Dämon drinnen k. o. schlagen, sein Kopfgeld kassieren. Ein simpler Job für einen Night-Watch-Jäger. Nach der Festnahme hatte er vorgehabt, noch ein Bier zu trinken und sich vielleicht flachlegen zu lassen.
    Nun zog er seine Jacke aus und warf sie auf den Boden, denn die wollte er sich nicht mit Asche besudeln.
    Ein Schrei gellte durchs Haus. Zane erstarrte. Das war eine Frau, die da schrie, und seine Beute war männlich.
    Ein Opfer. In dem Haus war nicht bloß der Killer, den Zane jagte, sondern es schien außerdem eine Unschuldige in dem Inferno gefangen zu sein.
    Dieser Abend wurde immer miserabler. Zane atmete tief durch, straffte die Schultern gerade und wappnete sich, in das verfluchte Haus zu marschieren. Manchmal nervte es gewaltig, er zu sein.
    Er rannte auf die berstenden Scheiben zu. Glassplitter regneten auf ihn herab. Mit einem Tritt hatte er die Vordertür aus den Angeln gerammt. Flammen knackten und fauchten um ihn herum, und das Haus drohte jeden Moment einzustürzen.
    »Jacobson!« So hieß der Dreckskerl: Henry Jacobson. Ein Dämon, der für die Vampire von Baton Rouge jagte und mordete. Eine Vampirhure. Was könnte übler sein? »Jacobson, wo steckst du?« Der Rauch brannte in Zanes Nase und ließ seine Augen tränen, als er durch die Zimmer raste, den Qualm und die Flammen absuchend.
    Noch ein Schrei. Zane hetzte zur Treppe, die sich in den ersten Stock wand, oben allerdings schon von der Feuersbrunst verschlungen schien. Jemand war auf den Stufen. Eine schemenhafte Gestalt inmitten des Qualms, vornübergebeugt und an die Brüstung geklammert.
    Sie war zu klein, als dass es sich um Zanes Zielobjekt handeln könnte.
    Das Opfer. Hatte Jacobson sich zum nächsten Mord bereitgemacht?
    Zane nahm drei Stufen auf einmal. Brennende Brocken lösten sich aus der Decke und krachten um ihn herum zu Boden. Seine Haut kochte förmlich. Er keuchte würgend, weil kein Sauerstoff mehr da war.
    Zane streckte einen Arm aus und packte zu.
    »Hilfe!« Verzweifelte blaue Augen sahen ihn an, weit aufgerissen und dunkel. So dunkel. In ihnen spiegelten sich Angst und Flammen.
    Die Frau, klein, kurvenreich und zitternd, warf sich ihm entgegen und hielt sich panisch an ihm fest. »E…er w…will mich umbringen …« Der Rest wurde von einem japsenden Würgen erstickt.
    Über ihnen ächzte das Dach. Ein langgezogenes Rumpeln erklang. Kein gutes Zeichen. Zane blickte nach oben, wo züngelnde Flammen die Risse im Deckenrest vergrößerten. Oh, Schande!
    »H…hilfe!«, stammelte die Frau, die in seinem Arm erschauderte.
    Sollte der Teufel Jacobson holen. Zane packte sie fester und hob sie in seine Arme. Die Frau dicht vor seine Brust gepresst, rannte er mit ihr die Stufen hinunter. Überall war Feuer, so verflucht heiß, dass Zane für einen Sekundenbruchteil der Gedanke an den Tod kam.
    O nein, nicht heute Abend!
    Er konzentrierte sich auf die Kraft in seinem Innern, auf jene Finsternis, die nie weit weg lauerte, und schon konnten ihn die Flammen nicht mehr erreichen.
    Die Frau drückte ihren Mund an seinen Hals. Weiche Lippen. Eine zarte Berührung mitten in der Hölle.
    Für einen Augenblick ließ Zanes Konzentration nach, und die Flammen zischten auf ihn zu.
    Fluchend sprang er zur Vordertür. Sie flogen hinaus in die Nacht. Zane drehte sich im Sprung, so dass er sie mit seinem Körper schützte, als sie auf der Veranda aufschlugen. Sirenen heulten. Die Kavallerie rückte an, wie immer in dieser Stadt ein bisschen zu spät.
    Die Frau strich ihm zittrig übers Gesicht. »Ist alles«, sie hustete, »okay?« Eine helle Stimme, weich, mit Südstaatenakzent. Rauchig. Sie hatte sich halb aufgerichtet, so dass ihn ihre großen Schlafzimmeraugen besorgt anblickten.
    Zunächst antwortete er nicht, sondern starrte sie nur an. Die Frau war außergewöhnlich, ihre Haut von einem blassen Elfenbeinton, die hohen Wangenknochen und die gerade Nase allerdings rußverschmiert. Ihre Lippen waren verdammt voll und sexy. Die Art Lippen, von denen Männer
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