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Mein schwarzer Hengst

Mein schwarzer Hengst

Titel: Mein schwarzer Hengst
Autoren: Barbara Schwarz
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dem ersten gemacht hatte, aber es war sicher äußerst schmerzhaft, denn er bewegte sich kaum noch.
    Blieb nur noch der dritte im Bunde. Er griff nach mir und zog mich an sich. Und wieder war die Klinge an meinem Hals.
    „Ey Arschloch!“ keuchte der Typ in Richtung des Angre ifers. „Hau ab, oder ich stech die Alte ab!“
    Ich weiß bis heute nicht, was passiert wäre, wenn ich an dieser Stelle nicht genug gehabt hätte.
    Ich sah den jungen schwarzen Mann an, und er sah mich an. Unsere Augen trafen sich zum ersten Mal.
    Etwas entstand in diesem Moment.
    Er lächelte. Ich lächelte zurück. Die Zeit stand still.
    In Wirklichkeit war es wohl nicht einmal eine Sekunde. Aber die reichte mir. Mit aller Kraft, die mir zur Verfügung stand, rammte ich dem Dreckskerl mit dem Messer meinen Ellbogen in den Magen und riss mich los. Ich stolperte und fiel über den Haufen aus Dreck, den die beiden anderen bildeten. Und während ich mich noch gegen meinen Ekel und meine Angst ankämpfend wieder aufrappelte, war der Kampf in vollem Gange.
    Der Typ hatte sein Messer wieder aufgehoben, das er eben verloren hatte, und stach damit in Richtung des Schwa rzen, der sich ihm vorsichtig näherte. Die beiden Männer, die sicher nicht zum ersten Mal in ihren Leben in so einer Situation waren, schätzten sich gegenseitig ab. Mein Retter hatte bereits demonstriert, was für ein guter Kämpfer er war. Der andere fühlte sich aber nur so stark wie die Zahl seiner Begleiter, und sogar ich konnte erkennen, dass er große Angst hatte. Aber ein verwundetes Tier ist oft am gefährlichsten, und dieser Kampf war noch nicht entschieden – zumal sein Gegner unbewaffnet war.
    „Run away“, rief der Schwarze in meine Richtung – ich sollte wegrennen. Ich starrte ihn nur an.
    „No!“
    Ich würde ihn nicht allein lassen. Wie konnte er das de nken?
    Pfeilschnell sprang er den Typ plötzlich an. Dessen Reflex kam etwas zu spät, aber nicht zu spät. Das Messer traf meinen Retter an der Seite, und er stöhnte auf. Kein Schmerzensschrei, kein Aufjaulen, nur das Japsen eines Mannes, der Schmerzen kennt und sie beherrschen kann.
    Ich sah, wie sich ein Blutfleck auf dem schmutzigen T-Shirt des jungen Mannes bildete, und ich kreischte kurz auf vor Entsetzen. Es schien ihn kaum zu kümmern, was die Kli nge bei ihm angerichtet hatte, und er warf sich auf seinen Angreifer. Der verlor das Messer, und der Schwarze drückte ihm sofort seinen Arm auf den Hals, so dass der Typ nur noch röcheln konnte.
    „Get the knife!“
    Ich sollte ihm das Messer bringen, also stolperte ich hin, hob das Springmesser auf und gab es ihm. Unsere Augen trafen sich wieder, und ich fing wieder an zu heulen. Aber ich lachte dabei. War ich hysterisch? Oder spielte sich gerade etwas bei mir ab, das ich noch nie gekannt hatte?
    Er nahm das Messer und führte das Messer nicht an den Hals seines Gegners – der war ja von seinem Arm blockiert, und ich konnte sehen, wie dem Typ langsam die Luft ausging. Und nun musste er auch noch spüren, wie die Klinge seines eigenen Messers in seine Schrittgegend gedrückt wurde.
    Voller Entsetzen wimmerte der Typ los. Die Angst, kastriert zu werden, war die wohl schrecklichste Horrorvorstellung, die es für den gab. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich hatte einen solchen Hass auf meine drei Angreifer, von denen zwei immer noch leise auf dem Boden vor sich hin zuckten, dass ich sie am liebsten umgebracht hätte. Adrenalin rauschte durch meinen Körper.
    Der Schwarze sah mich an. In seinen Augen lag eine Fr age.
    Soll ich - oder soll ich nicht?
    Er überließ die Entscheidung mir. Ich schluckte all meinen Hass hinunter und schüttelte den Kopf.
    Er lächelte und nahm das Messer aus der Genitalienzone des Typen. Dann nahm er seinen Arm vom Hals des Kerls und stand langsam auf. Er sah sich um in der Halle. Niemand a nders war zu sehen, nur er, ich und die drei Typen, die alle außer Gefecht auf dem Boden lagen und sich entweder nicht bewegen konnten oder es nicht wagten.
    „Ich seh euch wieder hier“, rief er laut in gebrochenem Deutsch, „ich euch tot mach! Alles klar?“
    Die drei keuchten in einem Ton, der deutlich machte, dass sie verstanden hatten. Sie würden sich in Zukunft woanders rumtreiben. Trotzdem würde ich sicher nie wieder allein mit der U-Bahn nach Hause fahren. Statistik hin oder her, so etwas verändert alles.
    „Are you okay?“ Er sprach Englisch mit mir, weil er wus ste, dass ich ihn verstand.
    Ich kann nicht davon ausgehen,
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