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Mein schwarzer Hengst

Mein schwarzer Hengst

Titel: Mein schwarzer Hengst
Autoren: Barbara Schwarz
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bat, seine Frau zu werden.
    Mit dem Studium war ich fertig, und jetzt musste ich mich der Tatsache stellen, dass der Jobmarkt nicht gerade auf mich gewartet hatte. Die Regierung Kohl strich die Berlin-Hilfe, weil der große verfressene Fleischsack der Ansicht war, dass die Stadt ganz von alleine zu einer führenden Wirtschaftsmetropole werden würde. Es ist immer von Übel, wenn Politiker an ihre eigenen Lügen glauben. Tatsächlich brach die Berliner Wirtschaft, die schon zuvor aufgrund der Teilung nicht gerade weltbeherrschend gewesen war, komplett zusammen. Die Schuldenspirale wurde in Gang gesetzt, die Arbeitslosenzahlen explodierten – und es war klar, ich würde nur in Westdeutschland etwas finden. Und das konnte ich einfach nicht ertragen. Ich liebte Berlin (und liebe es immer noch) und wollte auf keinen Fall weg. Die Aussicht, einen Mann zu heiraten, der mir sympathisch war und über ein beträchtliches Vermögen verfügte, erschien mir wie eine Rettung.
    Ich muss das erklären: Richard war nicht nur Physikd ozent, seiner Familie gehörten auch mehrere Wohnhäuser in der Stadt, und er war Multimillionär. Nur für den Fall, dass Sie sich gewundert hatten über den extravaganten Lebensstil – so viel verdienen Uni-Professoren nun auch wieder nicht. Wir zogen in seine Villa in Dahlem, ein schönes Zehn-Zimmer-Haus im Jugendstil. Ich war durchaus bereit, dieses Haus als mein Zuhause für den Rest meines Lebens zu begreifen.
    Nun, es hielt sieben Jahre.
    Das ist ziemlich lang, im Nachhinein betrachtet. G efühlsmäßig war nie viel zwischen uns los gewesen: Ich mochte ihn, fand ihn charmant und welterfahren, und so etwas beeindruckt ein Mädchen vom Lande, das ich ja tief im Inneren immer noch war. Und der luxuriöse Lebensstil war natürlich auch nicht zu verachten, wie ich offen gestehe. Was ihn anging, sah er ihn mir wohl in erster Linie eine gute Trophäe – ein hübsches junges Frauchen, das man vorzeigen konnte. Wir stritten uns fast nie, weil Richard sich nie auf eine Diskussion einließ. Die Dinge waren eben so, wie er sie sah, und ich sollte mal meinen kleinen Kopf nicht mit Dingen belasten, die außerhalb meines Horizonts lagen.
    Ich hatte gedacht, dass er Kinder wollte, aber das stellte sich als Wunschdenken heraus. Er konnte Kinder nicht leiden, und es kümmerte ihn nicht weiter, wie ich das sah. Der große Bruch kam schließlich, als er mir mitteilte, dass er sich steril isieren lassen würde. Der Termin war schon vereinbart. Noch am selben Abend zog ich aus.
    Richard war überrascht, machte aber keinen ernsthaften Versuch, mich zur Rückkehr zu bewegen. Seine Partnerin musste einsichtig sein, mein Widerstand bedeutete für ihn nur Stress. Die Scheidung lief schnörkellos und ließ mich im Alter von dreißig Jahren mit einem schönen Haus im Stadtteil Britz und einem Privatvermögen von zwei Millionen Euro zurück.
    Und so lebe ich seitdem. Ich bin selbst erstaunt, wie sich mein Leben bis heute entwickelt hat. Aber wissen Sie, die f inanzielle Unabhängigkeit hat mich nie glücklich gemacht. Ich war immer noch jung und wusste nicht, was ich mit meinem Leben anfangen sollte. Es schien, als wäre es schon vorbei. Es gab nichts, das mich erfüllte.
    Bis Marcus kam – und mich erfüllte.
     

Schwarzer Ritter
     
    Es war eine laue Spätsommernacht. Ich kam von einem Mädelsabend bei Alexa, als ich die U-Bahn verließ. Meinen W agen hatte ich natürlich zu Hause gelassen, denn Mädelsabend bei Alexa bedeutete Prosecco-Konsum auf Profi-Niveau. Ich war angenehm angesäuselt, als ich um etwa 2 Uhr als einzige die Rolltreppe nach oben bestieg.
    Es wird eine Menge Unsinn über die öffentliche Siche rheit in Berlin gefaselt. Die lokale Presse überbietet sich stets in hyperventilierenden Versuchen, den Eindruck zu erwecken, als wäre hier niemand seines Lebens sicher. Tatsächlich ist Berlin eine der sichersten Hauptstädte Europas. Deshalb habe ich mir auch nie viele Sorgen gemacht, alleine nachts U-Bahn zu fahren. Außerdem war es von der U-Bahn-Station zu meinem Haus nur ein paar Minuten, und mir war noch nie irgendwas passiert.
    Bis zu dieser Nacht.
    Es waren gleich drei Typen. Migrantenkids, vielleicht Türken oder Araber. Sie lungerten in der Eingangshalle herum, laut lachend und grölend. Sie hatten wohl eine coole Nacht gehabt und wussten noch nicht so recht, wie sie diese zu Ende bringen sollten. Aber als sie mich sahen, wussten sie es.
    „Eyyyyy Alteeeee!“
    Dieser Ruf machte mich erst richtig
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