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Mein schwarzer Hengst

Mein schwarzer Hengst

Titel: Mein schwarzer Hengst
Autoren: Barbara Schwarz
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sah:
    „Musste zur Arbeit. Komme heute Abend wieder in dir. M.“
    Ja, er konnte es sich nicht leisten, seinen Job zu verli eren. Er arbeitete zur Zeit in einem italienischen Restaurant in der Altstadt Spandau, das ich zufällig kannte. Marcus war dort Mädchen für alles: Küchenhilfe, Handwerker, Fahrer und so weiter. Er hatte nicht einmal einen Führerschein, was ich für verdammt riskant hielt, aber er hatte mir versichert, er hätte noch nie einen Unfall gebaut und wusste genau, wie er Verkehrskontrollen entgehen konnte. Ich stellte seine Entscheidungen nicht in Frage. Er überlebte seit mehr als sieben Jahren als Illegaler in Deutschland, dem musste ich gar nichts erklären.
    Ich kochte mir Kaffee und dachte dann beim Fernsehen darüber nach, wie es weitergehen sollte. Und ich wusste es nicht. Marcus musste bei mir bleiben, das war klar. Aber wol lte er das auch? Er war auf mein Angebot, zu mir zu ziehen, nicht mit dem Enthusiasmus eingegangen, das ich mir erhofft hatte. Dass ich einem Illegalen Unterschlupf gewährte, war kein Verbrechen, für das ich eingesperrt würde, und selbst wenn, wen juckte das? Ich wollte ihn jeden Tag bei mir haben, meinen schönen schwarzen Adonis. Nichts war wichtiger als das.
    Ich spürte ihn immer noch. Den ganzen Tag. Es war, als würde er immer noch tief in mir stecken, und ich konnte den Kronenwulst und die dicke Ader spüren. Er hatte mich für alle anderen Männer verdorben. Nichts würde ich bei denen mehr spüren, absolut gar nichts.
    Ich wusch das Bettlaken. Es war in einem solchen Z ustand, dass ich es eigentlich hätte wegschmeißen können: Mehrere Nähte waren gerissen, und besonders die Flecken, die Marcus verursacht hatte, waren so tiefgehend, dass ich dem Weißen Riesen nicht zutraute, das auszulöschen, was der schwarze Riese verursacht hatte.
    Ich kicherte glücklich über mein ach so witziges Wor tspiel und fing an, das Haus aufzuräumen. Besonders bei unserem Streifzug, bei dem mich Marcus aufgespießt und herumgetragen hatte, mich immer wieder hebend und senkend wie eine Dampfmaschine, war vieles in Unordnung geraten: Sachen waren von Kommoden gefallen, Bilder hingen schief, und an einer Stelle war ein Vorhang runtergerissen worden.
    So vergingen Stunden, und ich harrte begierig seiner Rückkehr. Ich machte mich bereit für ihn, indem ich noch einmal duschte, mein Haar so glatt und lang wie möglich machte (so liebte er es am meisten) und mir überlegte, wie ich mich ihm am besten präsentierte.
    Ich beschloss, ihn einfach auf dem Boden der Diele zu empfangen, auf allen vieren, ihm den dicken breiten Hintern entgegenreckend, den er so begehrte. Den Rest würde ich ihm überlassen.
    So gegen sieben Uhr begann ich, mir Sorgen zu machen.
    Dann wurde es acht, dann neun.
    Zehn Uhr, und er war noch immer nicht zurück.
    Ich machte mir Mut und redete mir ein, dass das nichts zu bedeuten hatte. Aber innerlich wusste ich bereits, dass etwas passiert war. Entweder Marcus hatte sich entschlossen, mich nicht wiederzusehen, aus welchem Grund auch immer, oder ihm war etwas zugestoßen.
    Als es elf war, stieg ich in meinen Wagen und fuhr nach Spandau. Ich wusste, dass das Restaurant bis Mitternacht auf hatte, und vielleicht konnte ich Marcus einfach dort abholen. Ich gab mir Mühe, die Ruhe zu bewahren. Ich hatte in letzter Zeit ein zu großes Gefühlschaos durchgemacht und war em otional erschöpft. Ich wusste nur, dass es für mich kein Zurück mehr gab – entweder Marcus oder gar nichts.
    Das Restaurant war in der Breiten Straße, am südlichen Ende der Altstadt. Es waren nur noch wenige Gäste da, als ich eintraf. Ich begab mich zu der Bar.
    „Buona sera, Signorina“, flötete mich der Barkeeper, ein Mann in mittleren Jahren und mehr als nur mittlerem Haarausfall, an. Vielleicht war ich unfair. Ich verglich jetzt jeden Mann mit Marcus, und da konnte es nur Verlierer geben.
    „Guten Abend“, sagte ich, „ich suche Marcus. Er arbeitet doch hier?“
    Der Mann zog die Augenbrauen hoch. „Marcus?“
    „Sie wissen schon: Schwarz, schlank, sehr... sehr hübsch?“
    Er lächelte wissend, aber dann fielen seine Mundwinkel langsam herab, und er sah mich mit einem sonderbaren Gesichtsausdruck an.
    „Signorina, es tut mir leid“, sagte er vorsichtig, und ich unterschlage hier seinen Akzent, „aber M arcus arbeitet nicht mehr hier.“
    „Seit wann?“ wunderte ich mich. „Er hat mir gesagt...“
    „Seit heute Mittag“, lautete die Antwort. „Sehen Sie, es gab da
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