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Der Dorfpfarrer (German Edition)

Der Dorfpfarrer (German Edition)

Titel: Der Dorfpfarrer (German Edition)
Autoren: Honoré de Balzac
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Honoré de Balzac [Fußnote: Da Balzac heute die Aufmerksamkeit wieder in hohem Grade auf sich lenkt, sei mit seinen drei ländlichen Romanen auch die nachfolgende Lebensskizze wieder in Erinnerung gebracht, die Karl Hillebrand zuerst in einer Zeitschrift und 1878 in dem Bande »Profile« seiner »Zeiten, Völker und Menschen« veröffentlichte. ]
    Die Balzacsche Familie stammte aus dem Süden, wie die so vieler französischen Schriftsteller und Redner dieses Jahrhunderts. Der Vater Honorés war 1746 in Languedoc geboren und unter Ludwig XVI. advocat au Conseil . Die Hilfe, die er alten Gönnern bei ihrer Flucht aus Frankreich leistete, lenkte unter der Schreckensherrschaft eine gefährliche Aufmerksamkeit auf ihn, und nur mit Mühe gelang es einem seiner Freunde, einem einflußreichen Konventmitgliede, ihn Robespierres Augen zu entziehen, indem er ihm im Norden Frankreichs eine Stelle in der Militärintendantur verschaffte. Hier blieb er bis zum Jahre 1797, wo er sich, schon einundfünfzigjährig, mit der jungen, hübschen und reichen Tochter eines seiner Vorgesetzten verheiratete, um bald darauf als Direktor des städtischen Krankenhauses nach Tours berufen zu werden. Dort ward Honoré de Balzac im Jahre 1799 geboren. Der Vater, ein fleißiger Arbeiter und trefflicher Verwalter, fühlte sich bald zu Hause in der neuen Heimat, nahm jedoch die Bürgermeisterstelle, die ihm nach etwa zehnjährigem Aufenthalte in der Stadt angeboten wurde, nicht an, weil er sich einer solchen Verdoppelung seiner Geschäfte nicht gewachsen fühlte. Er starb 83jährig (1829), ohne noch den Ruhm des Sohnes erlebt zu haben, und ohne diesem ein unabhängiges Vermögen zu hinterlassen, weil er noch als Junggeselle all sein Kapital als Leibrente angelegt hatte, wodurch denn bei seinem Tode eine ganz gewaltige Lücke in die Jahreseinkünfte der Familie kam. Die Mutter Honorés hatte, wie das ja vielen Müttern genialer Söhne nachgesagt wird, »eine große Lebhaftigkeit des Geistes und der Phantasie« und »eine unermüdliche Tätigkeit«. Sie hing leidenschaftlich an ihren Kindern, verursachte aber diesen, namentlich dem Aeltesten, durch ihre nervöse Reizbarkeit manche bittere Stunden. Es geht offenbar auf sie, wenn er einmal ausruft: »Wen ich am meisten bedaure nach den Nervösen, ja fast mehr als sie, ist ihre Umgebung.« Noch kurz vor seinem Tode, den sie um einige Jahre überlebte, brachte ein Ausbruch ihrer Empfindlichkeit einen Mißton in das Liebeskonzert, welches das Ende seines vielgeplagten Lebens beruhigend erfüllte. Von den Geschwistern stand die Zweitgeborene, Laure, Honoré am nächsten, wie in den Jahren so in der Gesinnung. Sie heiratete im Jahre 1820 einen Ingenieur, M. Surville, und zog mit diesem in die Normandie, blieb aber bis zu des Bruders Tode dessen Vertraute und eifrige Korrespondentin. Eine zweite Schwester, Laurence, heiratete im folgenden Jahre einen Herrn de Montzaigle. Sie starb schon nach wenigen Jahren der Ehe. Der jüngste Bruder, Henri, das Schoßkind der Mutter, verursachte dieser und dem Aeltesten viele Sorgen. Balzacs Anstrengungen, Geld zu erwerben, waren nicht zum wenigsten durch den Leichtsinn des jüngeren Bruders bedingt, der endlich in die Kolonien zog, wo wir ihn aus den Augen verlieren.
    Honoré de Balzac verfolgte in seiner ersten Jugend den üblichen französischen Studiengang, ohne irgendwelche Frühreife an den Tag zu legen. Ja, in dem damals sehr angesehenen Gymnasium von Vendôme, wo er sieben Jahre nach französischem Brauch als Hausschüler zubrachte, galt er für eine langsame Intelligenz und einen schlechten Arbeiter. Als er mit fünfzehn Jahren wegen seines beunruhigenden Gesundheitszustandes aus dieser Anstalt, in welcher Ferien unbekannt waren, von seinen Eltern nach Hause gerufen ward, stellte sich's heraus, daß er auf seine Weise studiert hatte. Seine Krankheit war in der Tat eine Art Gehirnkrankheit – une congestion d'idées –, welche er sich durch eifriges und unausgesetztes Lesen historischer, juristischer, philosophischer und theologischer Werke zugezogen. Der Junge war nämlich bald hinter die reiche Bibliothek der Oratorier gekommen, welche jene berühmte Anstalt gegründet, und hatte sich so einzurichten gewußt, daß er täglich wegen irgendeiner Unart oder Nachlässigkeit ins Karzer geschickt wurde, wo er dann alle seine Stunden mit Lesen von Büchern zubrachte, die weit über die Fassungskraft seines Alters zu gehen schienen. Frische Luft, körperliche Uebungen und
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