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Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Titel: Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten
Autoren: Angelika Buscha
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musste ich ihn loswerden, und zwar schnellstens.
    Mehr Ärger, als ich bereits hatte, konnte ich nicht gebrauchen.
    Deshalb fragte ich: »Was ist daran so schlimm? Wir hatten jede Menge Spaß. Erinnere dich.«
    »Aber du hättest es mir sagen müssen.«
    »Weshalb denn, Gregor? Es spielte doch bis heute gar keine Rolle. Mein Mann ist im Ausland, hat bis jetzt niemanden gestört und nun kommt er am Freitag zurück. Wahrscheinlich. Und da möchte ich lediglich, dass auch du ihn nicht störst.«
    »Ach, stören nennst du das?«
    Gregor kam mit schnellen Schritten auf mich zu, bis uns nur noch die Arbeitsplatte trennte. Mit wutverzerrtem Gesicht stützte er die Hände auf die Platte, starrte mich an und fuhr in mein Schweigen hinein fort: »Du bist echt abgewichst. Dabei dachte ich, du wärst anders als die anderen Frauen.«
    »Ich denke, das bin ich auch.«
    »Ja, klar bist du das. Du bist schlimmer, viel schlimmer. Nicht mal die letzte Schnepfe hat mir bislang verklickern wollen, ihr Alter sei tot, wenn sie mich im Bett haben wollte. Das ist mir in meinem ganzen Leben noch nie passiert.«
    »Gregor, jetzt mach mal halb lang und werd erwachsen. Im Leben passiert alles irgendwann zum ersten Mal...«
    »Aber das ist ja wohl das Hinterletzte. Mir zu sagen, dein Mann sei tot!«
    »Jetzt hör doch mal auf, auf diesem Satz herumzureiten. Das ist doch bescheuert. Und außerdem hab ich‘s so bestimmt nicht formuliert.«
    Das war zugegebenermaßen nicht gerade die cleverste Antwort.
    »Ist doch scheißegal, wie du es formuliert hast. Gemeint hast du es auf alle Fälle!« Jetzt schrie er echt. Scheiße. »Also hör endlich auf, mich zu verarschen! Das ist ja wohl das Letzte!«
    Seine Stirnader wölbte erneut die sportlich gebräunte Haut. Sah aus wie ein verirrtes Prinzessböhnchen in Extralarge.
    Die Situation geriet außer Kontrolle. Ich musste etwas unternehmen.
    »Gregor«, meine Stimme nahm eine butterweiche Konsistenz an. »Bitte, glaub mir ... Ich mag dich«, schnurrte ich, um die Situation zu entschärfen, und fühlte mich wie eines dieser - saublöden - Weiber aus irgendwelchen Groschenromanen. Allerdings kam es nicht darauf an, wie ich mich fühlte, denn das Schnurren half und schien den Mann zu beruhigen. Er outete sich damit ein weiteres Mal als geistiger Hinterwäldler.
    Während ich meine Hände beruhigend auf die seinen legte, die er noch immer auf der Arbeitsplatte abstützte, fuhr ich fort: »Gregor, bitte, Gregor, ich brauche etwas Abstand - und etwas Zeit. Ich kann nicht einfach von heute auf morgen meine Ehe aufs Spiel setzen oder gar beenden. Bitte, lass mir etwas Zeit und ihm. Zumindest das hat er verdient.«
    Es war mir nicht klar, ob er das schlucken würde. Ich hoffte es aber sehr.
    Gregor entzog mir seine Hände und richtete sich auf.
    »Ob du so nett wärst und mir einen Cappuccino machst? Ich glaub, den brauche ich jetzt.«
    »Klar.« Ich drehte mich von ihm weg und ging zum Hängeschrank gegenüber, in dem der Espresso stand.
    Ich hörte ihn kommen, vernahm das Geräusch, das seine nackten Füße auf den Terrakottafliesen meiner Küche machten, spürte den leisen Hauch, den eine Bewegung verursacht, und dachte mir nichts dabei, bis er mich von hinten packte.
    Er presste mir die Arme eng an den Körper und löste damit bei mir eine Panik aus. Ich war bewegungsunfähig und fühlte mich wie eine bandagierte ägyptische Mumie. Nichts ging mehr.
    Bis auf die Beine. Ich konzentrierte mich auf sie und knallte ihm meinen rechten Fuß auf den Spann. Ich hatte wohl noch genügend Kraft in diesen Tritt legen können, denn Gregor stöhnte auf und lockerte den Griff. Ich drehte mich blitzartig in seinen Armen, bevor er sie wieder zu Schraubzwingen pressen konnte, und haute ihm mein linkes Knie ins sensible Sexualorgan. Das reichte.
    Es mag nicht sonderlich einfallsreich sein, aber mir blieb in diesem Moment keine Alternative, als ihm eine zweite Schmerzattacke zu verpassen.
    Gregor ging vor mir zu Boden. Beide Hände vor dem Schlitz seiner Calvin-Klein-Unterhose, krümmte er sich auf den Fliesen und, wie ein Knirschen verriet, auf seiner Sonnenbrille, die ihm im hohen Bogen vom Kopf gesegelt war. Das Prachtstück konnte nur hin sein.
    »Ein Mann in Unterhose sollte niemals eine Frau angreifen«, sagte ich. »Erstens sieht er albern aus und zweitens zieht er automatisch den Kürzeren.«
    Gregor schielte blinzelnd zu mir hoch, als sei ich nicht ganz richtig im Kopf.
    Ich beugte mich zu ihm hinunter.
    »Soll ich dir
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