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Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Titel: Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten
Autoren: Angelika Buscha
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doch.«
    »Kein Wort zu niemandem, okay? Ist schlecht fürs Geschäft, wenn sich so was rumspricht.«
    »Geht klar.« Lisa grinste mir Verschwörerisch zu. »Ich schweige wie ein Grab.«
    Meine Güte, wie konnte man nur so blöd sein wie diese Dreiundzwanzigjährige?
    Ich drehte mich von Lisa weg, die mit wippendem Hintern und Haar auf ihren Schreibtisch im Vorzimmer zustakste, und ging erst mal ins Badezimmer, das eine Treppe höher lag. Auf Gregor hatte ich jetzt so gar keine Lust.
    Er auf mich offensichtlich auch nicht. Die Badezimmertür war abgeschlossen.
    Ich klopfte, doch als sich nichts rührte, hämmerte ich entschlossen drauflos.
    »Gregor, du Idiot, mach endlich die Tür auf! Hast du nicht gehört? Ich will, dass du die Tür aufschließt.« Es tat sich nichts.
    In mir krochen Zorn und Wut vom Magen Richtung Großhirn. Mich in meinem eigenen Haus auszusperren war ja wohl das Hinterletzte.
    Ich ging drei Schritte zurück, zog das linke Bein an und rammte den Fuß in die Kassette gleich rechts neben der Klinke. Ich wankte, kippte, von der Wucht des Tritts aus dem Gleichgewicht gebracht, nach hinten über, fuchtelte wild mit den Armen herum und landete auf dem Hintern, dessen rundliche Knackigkeit nicht darüber hinwegtäuschte, dass er für einen Sturz aus dieser Höhe nicht ausgelegt war.
    Der Aufprall schmerzte und für einen Moment war ich benommen. Schließlich richtete ich mich auf, zunächst auf die Knie und zuckte ob meines Steißbeins zusammen, als ich mich von den Knien auf die Füße stellen wollte. Dann streckte ich mich und taxierte den Schaden an der Tür. Die Kassette war gerissen, steckte aber unverändert im Rahmen. Scheiße.
    Ich war sauer. Ziemlich sauer.
    Trotz des Schmerzes holte ich erneut aus. Diesmal fiel die Kassette und nicht ich.
    In der Mitte durchgebrochen, landete sie im Badezimmer. Das Loch selbst sah aus, als hätte ein Tischler das Holz herausgenommen, um die Tür sachgemäß zu reparieren. Fein. Das würde ich Hedwig, Hausfaktotum, Putzfrau, Köchin und Gärtnerin, plausibel machen können.
    Ich griff von außen durch das Loch, erfühlte den Schlüssel im Schloss und drehte ihn herum.
    Ich betrat das Bad mit schmerzendem Steißbein, was mich ungelenk humpeln ließ, und räumte erst einmal die Kassettenhälften zur Seite.
    Gregor saß mit geschlossenen Augen auf dem Toilettendeckel, den Kopf zurückgelehnt, einen Handspiegel auf den Knien und einen zusammengerollten Hunderter daneben.
    »Scheiße, Gregor. Ich hab dir doch gesagt, in meinem Haus wird nicht gekokst. Himmel Herrgott noch mal! Was soll der Mist?«
    »Ich hab nicht gekokst.«
    Gregor beugte sich wankend nach vorn, griff sich mit unsicherer Geste an die Nase, zog mehrmals hoch und starrte mich mit leerem Blick an.
    »Ist doch scheißegal, was du dir da gerade reingezogen hast.
    Jedenfalls hast du dir was reingezogen und ich hab dir bestimmt schon tausendmal gesagt, dass ich das Zeug hier nicht haben will.«
    »Lass mich in Ruhe.«
    »Das kannst du haben. Bloß tu mir den Gefallen und hau endlich ab! Ich habe die Nase gestrichen voll von deinen Fisimatenten.«
    »Ich auch.«
    »Dass du die Nase voll hast, brauchst du nicht noch zu betonen. Das sieht man. Vielleicht wischst du dir zumindest mal das Zeug aus dem Gesicht. Es hängt ja sogar in den Brauen.«
    Gregor strich sich mit einer lethargischen Bewegung über die buschigen Augenbrauen und den Nasenrücken, während er erneut hochzog. Er schüttelte sich kurz, fegte Spiegel und Hunderter auf den Fußboden, wo der Taschenspiegel in kleine Scherben zersprang, erhob sich und kam auf mich zu. Die Augen waren glasig und leer, mit Pupillen so klein wie Stecknadeln.
    Ich trat auf ihn zu und wedelte mit der Hand vor seinem Gesicht herum.
    »Hallo, Gregor, jemand zu Hause?«
    Er fegte meine Hand mit fahriger Bewegung zur Seite und starrte mich an.
    »Pass mal auf. Es ist Schluss.« Er lallte mit schwerer Zunge, als sei er sturzbetrunken. Ich brach in hysterisches Gelächter aus.
    »Das versuche ich doch schon die ganze Zeit in den Hohlraum zwischen deine Ohren zu stanzen. Es ist aus. Vorbei. Hast du es endlich verstanden?« Gregor taumelte leicht.
    »Hey, hey«, ich griff nach ihm und versuchte ihn zu stützen, »nicht in meinem Haus. Lass dir bloß nicht einfallen, in meinem Haus zusammenzubrechen!«
    »Scheiß auf dein Haus. Ich kotze gleich. Hau ab, hörst du, hau einfach ab und lass mich in Ruhe.«
    Der letzte Satz erstarb in einem heiseren Flüstern.
    »Lisa, Lisa
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