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Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Titel: Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten
Autoren: Angelika Buscha
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für einen Platz - und jetzt sei sie dort.
    Sie positionierte den Mann halbwegs manierlich in einer Rückenlage, bückte sich erneut, schloss Schuhriegels Jackett über seinen Wunden, richtete seine Krawatte, klopfte ihm an der einen oder anderen Stelle Erde aus der Kleidung und entnahm ihrer Schürzentasche ein Taschentuch, in das sie hineinspuckte und mit dem sie Schuhriegels Gesicht säuberte.
    Als Hedwig auch noch einen Kamm aus ihrer Schürzentasche fummelte und sich daranmachte, Erdbröckchen aus dem Haar des Mannes zu entfernen und es zu richten, war ich nahe daran, die Geduld zu verlieren.
    »Mensch, sehen Sie zu, dass wir hier bald fertig werden und hören Sie auf mit diesen Kinkerlitzchen!«, blaffte Lisa, die unzweifelhaft genauso nervös war wie ich.
    »Wir wollen jetzt nicht diskutieren. Es kommt auf diese halbe Minute bestimmt nicht mehr an«, widersprach Hedwig schnippisch. Larentius wollte etwas einwenden, doch Hedwig schüttelte den Kopf und so schwieg er. Dafür redete Lisa.
    »Aber es ist halb sechs und es ist Sonntag. Eigentlich wollte ich heute Abend noch ins Kino.«
    Hedwig richtete sich auf, doch bevor sie etwas sagen oder gar meckern konnte, hatte ich mir Lisa schon am Arm geschnappt und zog sie hinter mir her bis zum Haus. Ich fummelte aus meiner Jackentasche zweihundertfünfzig Euro und gab sie ihr.
    »Geh schon. Es ist okay. Und herzlichen Dank. Den Rest schaffen wir schon allein«, sagte ich.
    Lisa lachte über das ganze Gesicht und rannte durch die Halle nach vorn und aus dem Haus, wie ich am Knallen der Haustür hörte, die hinter ihr ins Schloss fiel.
    Ich ging zurück zu Larentius und Hedwig, die am Kopfende der Grube kniete und betete. Sie hatte Schuhriegels Kopf pietätvoll mit einem Kopfkissenbezug geschützt, den sie irgendwann geholt haben musste, ohne dass ich es bemerkt hatte.
    Eule hatten Hedwig und Laurentius auf Schuhriegels Bauch gelegt. Auch das hatte ich nicht mitbekommen.
    Ich kauerte mich neben sie und betete etwas in der Art wie, niemand möge sich jemals hierher verirren und Schuhriegel entdecken. Noch während Hedwig eifrig weiter um Schuhriegels und selbst Eules Seelenheil klagte, bedeutete ich ihr, sie möge mir ihr Messer reichen, das säuberlich abgewaschen und geputzt in ihrem Futteral am Gürtel steckte, und schnitt der Hündin eine Hand voll Haare ab.
    Hedwig beobachtete erstaunt, was ich da veranstaltete, schüttelte den weiß umrahmten Kopf und murmelte etwas vor sich hin, doch erstens verstand ich es nicht und zum anderen war es mir gleichgültig, wie ich gestehen muss.
    Ich legte den Totenschädel und Martins alte Sachen zu den zwei Leichen in das Grab. Und dann hatte ich eine geniale Idee.
    Ich rannte nach vorn in den Schuppen und kehrte mit einer Großpackung Schnellkomposter wieder, den ich über Schuhriegel und Eule verteilte.
    Immerhin beschleunigte ein Schnellkomposter die Zersetzung biologisch abbaubarer Stoffe erheblich.
    Hedwig wandte sich ab, als ich das graublaue Pulver über das einst weiße, inzwischen von Regen und Erde verdreckte und verfilzte Fell der Hündin verteilte. Nichts erinnerte mehr daran, dass Eule einstmals eine Champion-Pudelhündin und zur Zucht bestimmt gewesen war. Jetzt war sie nur noch tot und dabei auch noch äußerst unansehnlich.
    Schließlich bedeckte ich Schuhriegel, dem der Schmutz und der Dauerregen gleichfalls arg zugesetzt hatten, mit einer wollenen Decke, die Hedwig gemeinsam mit dem Kopfkissenbezug geholt haben musste.
    Erst danach schüttete ich das Loch sorgfältig wieder zu.
    Ein Hügel Erde blieb wieder einmal übrig. Aber das kannte ich ja inzwischen - und ich hatte auch genügend Übung im Beseitigen.
    An jenem Spätnachmittag drückte mir der Erdhügel auch nicht sonderlich aufs Gemüt, denn Lisa und ich konnten die Erde noch den ganzen Herbst über in unserem Garten verteilen. Mir stand der Sinn nach einem wärmenden Bad und einem heißen Tee. Hedwig und Larentius ging es ähnlich.
    Ich informierte Meiser nicht über die Ereignisse. Ich sprach auch nicht mit meiner Freundin Lizzie darüber.
    Und ich redete auch nicht mit Hedwig über diesen Nachmittag. Nie wieder.
    Ich kaufte für das Hundehaar einen goldenen Anhänger, legte das weiße Büschel hinein und überreichte ihn Hedwig, die ihn fortan als Talisman an einer Kette trug.
    Lisa, Hedwig und ich belegten die Themen Eule, Schuhriegel, Gerhard Meinhard und Gregor fortan mit einem Schweigen.
    Wir konnten es uns leisten. Die Thüringer Polizei fahndete
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