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Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Titel: Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten
Autoren: Angelika Buscha
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allerdings, die ich sogleich aus meinem Kopf verscheuchte, schien es mir doch gar zu merkwürdig, ja geradezu unanständig, mir vorzustellen, dass Hedwig und Larentius unter Umständen ein Bett teilten. Und ich mochte mir schon gar nicht vorstellen, was die beiden Alten in einer solchen Situation miteinander trieben.
    In der Nacht von Samstag auf Sonntag schlief also Larentius in Hedwigs Haus und wir trafen uns am Sonntag früh auf der Terrasse, wo Larentius seine Spiegeleier mit Speck aß, zu denen er einen großen Becher Milchkaffee schlürfte.
    Mir hatte Hedwig ebenfalls eine große Tasse Milchkaffee hingestellt, ein Aspirin und dazu ein Croissant, etwas Butter und ein Glas ihrer selbst gekochten Erdbeermarmelade. Genüsslich verspeiste ich das Croissant, schluckte die Aspirin mehr prophylaktisch, blätterte in der Sonntagszeitung , die Larentius schon vor dem Aufstehen an einer Tankstelle besorgt hatte, und hielt mein Gesicht der herbstlichen Sonne entgegen. Noch besaß sie eine wärmende Kraft und der Tag versprach mit Temperaturen um zwanzig Grad ein glänzender Sonntag zu werden.
    Ich las gerade etwas von einer Berliner »Schlampe«, die irgendein Szenerestaurant besucht hatte und nun dumme Bemerkungen über die Qualität des Menüs zum Besten gab, als es an der Tür klingelte. Es mochte gegen halb elf sein und Hedwig beeilte sich, die Tür zu öffnen und den unerwarteten Gast hereinzubitten.
    Ich hörte die Stimme, bevor der Mann auf der Terrasse zu sehen war. Ich hörte das Schnarren, mit dem er die Vokale aussprach, erkannte den Thüringer Dialekt und konnte nicht glauben, dass Schuhriegel wagte, hierher zu kommen. Heute früh. An einem Sonntag. Um halb elf.
    Ich preschte wie eine Furie über die Terrasse in die Halle auf den Mann zu, dessen Stirn trotz der milden Temperatur im Schweiß zu ertrinken schien. Eine dickliche Hand wedelte sich mit einem großen, baumwollenen Taschentuch kühlende Luft zu, betupfte gelegentlich die Stirn, während der Brustkorb sich unter einem hellgrauen Anzug und einem weißen Hemd ächzend hob und senkte.
    »Guten Tag, Frau Hillger. Ich wollte ...«, hob Schuhriegel an, doch ich unterbrach ihn.
    »Wie können Sie die Unverschämtheit besitzen, mich in Hamburg und noch dazu an einem Sonntag aufzusuchen und sprechen zu wollen?«
    »Sie wissen doch sehr wohl, weshalb«, erwiderte Herr Schuhriegel kurzatmig, aber von meiner Keiferei unbeeindruckt. »Und außerdem möchte ich auch Frau Hartmann sprechen, wenn es recht ist.«
    »Es ist nicht recht, Herr Schuhriegel. Und ich warne Sie: Ich verklage Sie wegen Verleumdung. Sie sind doch gar nicht befugt, hier zu recherchieren. Sie sind ein Dorfpolizist und sonst nichts. Und als solcher überschreiten Sie Ihre Kompetenzen beträchtlich.«
    Ich hörte hinter mir das Klacken von Schritten, wie sie Ledersohlen auf Terrakottaböden hervorrufen. Vor mir sah ich dem Entgleisen von Konrad Schuhriegels Gesichtszügen zu.
    »Hannes«, kam es gepresst aus dem Fleischklops, »was machst du denn hier? Ich denke, du bist in Düsseldorf bei deiner Nichte.«
    »Tja, da war ich auch. Doch nun bin ich hier«, sagte Herr Larentius, belustigt von Schuhriegels Überraschung. »Und für dich wäre es besser, wenn du nicht hier wärst. Ich glaube, für solch ein Benehmen kann es eine Dienstaufsichtsbeschwerde geben, nicht wahr?«, wandte sich Hannes Larentius an mich und ich nickte folgsam. Ich hatte zwar keine Ahnung, aber wenn es Schuhriegel einschüchterte oder ihm den Wind aus den Segeln nahm, sollte es mir recht sein.
    »Hannes, du kannst unmöglich so tun, als hätten die beiden Damen nichts mit den Leichen zu tun.«
    Larentius hatte seinen alten Schulfreund inzwischen erreicht und legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm.
    »Konrad, die zwei haben nichts damit zu tun. Hör auf, dich da in etwas hineinzusteigern.«
    »Aber alle anderen hab ich als Verdächtige ausgeschlossen«, kam es trotzig aus dem Mund des Dicken.
    »Ja, und? Die Berner Damen und unsere Dorfbewohner. Das ist ja wohl auch keine Kunst gewesen, oder? Doch wer sagt dir, dass es nicht fremde Menschen waren. Menschen, die du noch nie gesehen hast? Ich meine, wir wissen ja nicht mal, wie die zweite Person hieß. Und die Hamburger Polizei war schon zweimal bei sämtlichen Audi-Besitzern. Und die beiden hier sind nicht verdächtiger als andere. Also hör endlich auf mit dieser Marotte.«
    Während Konrad Schuhriegel und Hannes Larentius darüber stritten, ob man uns verdächtigen könne
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