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Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Titel: Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten
Autoren: Angelika Buscha
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über dem Polizisten und der Hündin zusammen. Den Kopf an den der Hündin geschmiegt, schlang sie die Arme um sie und heulte ohne Unterlass.
    Larentius hatte dem Treiben seiner Herzensdame steif und handlungsunfähig zugesehen. Der Schock hatte ihn in Starre versetzt.
    Die Augen schreckgeweitet, die Arme eng an den schlanken Körper gepresst, stand er da, als verkröche er sich in sich selbst.
    Auch mir hatte das Herz gestockt und ich hatte die Szene ebenfalls komplett paralysiert verfolgt. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als aus einem hochgradig idiotischen Traum zu erwachen. Das hier war aber kein Traum.
    Ich bückte mich zu der laut weinenden Hedwig nieder und zog sie am Arm weg von dem Hund und dem Körper des Mannes, aus dem es unaufhaltsam blutete, als hätte sie den übermäßig fettgepolsterten Körper zum schnelleren Aderlass perforiert.
    Schuhriegel starb innerhalb von Minuten mit einer leichten Drehung des Kopfes in Larentius‘ Richtung, einen Seufzer auf den Lippen. Es schien, als wollte er seinem Schulfreund noch etwas mitteilen, doch aus den Stichwunden floss die Lebenskraft schneller heraus, als Schuhriegel zum Reden ansetzen konnte.
    Die Hündin verstarb lautlos. Vielleicht hörte man auch nur nichts, weil die laut heulende Hedwig alles übertönte. Sie hing in Larentius‘ Arm und presste ihr Gesicht zwischenzeitlich an seine Schulter, so dass das Weinen etwas gedämpft wurde. Dennoch hörte man von der Hündin keinen Laut.
    Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Meiser anrufen? Lizzie Bescheid sagen? Lisa herbestellen? Die Leichen nach Thüringen transportieren?
    Ich war völlig durch den Wind. Hedwig war zu nichts zu gebrauchen und der noch immer geschockte Larentius sowieso nicht. Oder höchstens für ein paar alltägliche Verrichtungen, so dass ich ihn bat, Hedwig in ihr Bad zu begleiten. Sie sollte sich duschen und umkleiden. Und am besten, empfahl ich, brachte er sie für eine Weile zu Bett, damit sie ein wenig schliefe und zur Ruhe käme.
    Larentius versprach, sein Bestes zu geben, und führte die willenlos in seinen Armen hängende und heulende Hedwig aus dem Haus.
    Da stand ich nun mit einer toten Hündin, die unsere Nachbarin Marie Overlut zwar sträflich vernachlässigt hatte, seitdem sie keine Championqualitäten mehr besaß. Dennoch war ich mir sicher, dass Marie Overlut ein Heidentheater veranstalten würde, wenn sie erfuhr, dass ihre Hündin in meinem Haus erstochen, ja nachgerade ermordet worden war. Noch dazu von einem Polizisten.
    Das gäbe einen Riesenskandal und einen Ärger, der mich ein Leben lang verfolgen würde.
    Ich konnte mir Eules Leiche nicht leisten. Und diese andere Leiche, die Leiche eines Dorfpolizisten, die konnte ich mir erst recht nicht leisten.
    Ich meine, ich hatte Gerhard Meinhard und meinen Liebhaber Gregor doch nicht bis nach Thüringen gefahren, nur damit sich jetzt eine neue Leiche in meinem Haus befand.
    Ich müsste ja wohl völlig bescheuert sein.
    Der tote Hund garantierte Stress mit Marie Overlut bis an mein oder ihr Lebensende. Und der tote Schuhriegel war ein gefundenes Fressen für die Hamburger Tageszeitungen. Mein Geschäft wäre ruiniert, im Eimer, pleite. Ich müsste Konkurs anmelden und die dreiundzwanzigjährige Lisa wäre arbeitslos. Und das ginge ja nun auf keinen Fall.
    Wer würde zu einer Eheberaterin gehen, in deren Haus nicht einmal ein Polizist vor einer durchgeknallten Hausangestellten sicher war?
    Mit anderen Worten: Mir stand das Wasser mal wieder bis zum Hals.
    Und ich hatte mal wieder keine Alternative. Wir konnten den Unfall mit Eule und Schuhriegel nicht melden. Wir mussten die Leichen verschwinden lassen.
    Nur nicht in Thüringen. Das kam nicht in Frage. Und irgendwoandershin würde ich ebenfalls nicht fahren. Nicht nach der Geschichte mit diesem dummdreisten Schuhriegel, der all unsere wunderbaren Pläne mit Gerhard Meinhard und Gregor fast verdorben hatte.
    Ich glaube, meine Mutter hat es vor mehr als fünfzig Jahren schlauer angestellt als ich und Hedwig und Lisa mit unseren ersten beiden Leichen. Tote gehören nun mal auf einen Friedhof oder in den Garten. Im Garten kümmert sich kein Mensch drum. Da buddelt höchstens ein Hund. Und da Eule nun ein reichlich toter Hund war, konnte ich getrost davon ausgehen, dass in meinem Garten kein neugieriger Vierbeiner mehr graben würde. Paradiesische Zustände, um ein paar Leichen zu entsorgen.
    Ich rief Lisa an.
    Ich brauchte jemanden, der mir beim Graben half. Lisa war nicht
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