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Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Titel: Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten
Autoren: Angelika Buscha
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sonderlich begeistert, ihren wohl verdienten Sonntag bei mir zu verbringen, doch die Dringlichkeit in meiner Stimme überzeugte sie, zu mir zu kommen und Ersatzunterwäsche, ein frisches T-Shirt, eine Hose und ihr Springseil mitzubringen.
    Und wieder standen wir beide in meinem Garten unter dem Flieder und gruben abwechselnd ein Loch, Lisa und ich. Diesmal hoben wir allerdings eine richtige Grube aus, so ein Gardeloch, das genügend Platz für Schuhriegel, Eule, den Totenschädel und Martins Klamotten versprach.
    Dieses Mal würden wir es richtig machen. Das Loch sollte tief genug, breit genug und abgelegen genug sein. Na ja, dafür war der Platz unter dem Flieder schon gut. Immerhin lag dort seit fünfzig Jahren der Liebhaber meiner Großmutter und ohne unsere Pfuscherei hätte niemals jemand das Grab entdeckt oder Eule den Totenschädel ausgegraben.
    Meine Mutter hatte da schon eine ideales Plätzchen ausgesucht gehabt.
    Lisa und ich gruben den gesamten Sonntagnachmittag. Zwischendurch setzte ein unangenehmer Nieselregen ein. Ein typischer hanseatischer Dauerregen, der stundenlang niederging und uns bis auf die Knochen durchnässte. Lisa und ich froren, derweil die Erde durch die Feuchtigkeit schwerer und schwerer wurde und uns jeder Spaten voller Erde eine körperliche Hochleistung abverlangte.
    Uns taten die Arme weh, die Handgelenke und die Schultern. Und obwohl wir Handschuhe trugen, bekam die empfindsame Haut an den Daumenballen mit der Zeit Blasen von dem nassen Holz des Spatenstiels. Doch endlich hatten wir es geschafft. Das Grab war tief und breit genug.
    Lisa und ich gingen durch den Regen ins Haus zurück, um Schuhriegel aus der Halle zu holen.
    Lisa, die vor mir die Halle betrat, blieb im Türrahmen stehen, atmete hörbar aus und kratzte sich gedankenverloren die Stirn. Ich spähte über ihre Schulter.
    Ein paar Fliegen hatten sich an den Rändern von Schuhriegels Stichwunden und auf einer Blutlache auf dem Fußboden versammelt. Sonst war nichts.
    Ich schob mich an Lisa vorbei, um aus Hedwigs Küche eine Fliegenklatsche zu holen, die dort in einem Krug auf dem Fensterbrett stets parat stand. Auf deren handfeste Zuverlässigkeit verließ sie sich allemal lieber als auf Fliegengitter oder jene elektrischen Summer, die Signale in einer Tonhöhe aussenden sollen, die angeblich jegliches fliegendes Getier aus den Räumen fern hielt. In Hedwigs Augen war das alles Quatsch.
    Ich griff mir die Fliegenklatsche, ging in die Halle zurück und wedelte mit ihr über Schuhriegels Bauch herum. Ein paar Fliegen summten wütend auf, als sie ihre Beute Richtung Hallendecke und Eingangstür verließen. Andere ignorierten die Klatsche, was ihr ohnehin überschaubares Leben arg verkürzte.
    Ein paar besonders aufdringliche Exemplare folgten uns trotz des Regens, als wir den Mann entlang des Weges bis zum Flieder zogen. Dank der Plastikklatsche, deren Gitter ich bedenkenlos auf Schuhriegels verunstalteten Bauch knallte, ließ auch die Mehrzahl dieser Fliegen ihr Leben.
    Der Anblick des aufgeschlitzten Mannes, der durch das Schleifen entlang des Gartenweges zusehends schmutziger wurde, war unappetitlich und unangenehm, wobei Lisa schließlich wieder von dem Hund anfing, mit dem wir Schuhriegel doch wie einst Gregor transportieren könnten. Sie könne den doch ganz schnell aus dem Keller holen. Ich winkte ab. Wie sie sich das vorstelle, der Hund würde doch sofort in der nassen Erde stecken bleiben.
    Ich wollte Schuhriegel loswerden. So schnell wie möglich und gleichgültig, wie schrecklich es war. Und es war ziemlich schrecklich. Glauben Sie es einfach.
    Besonders unangenehm wurde es, als ich die Leiche mit Lisas Hilfe in das Grab rollte. Der Mann mochte ein Idiot gewesen sein, penetrant und uns verdächtigt haben. Dennoch hätte er einen ordentlichen Sarg verdient. So aber rollten wir ihn über den Grubenrand, wo er uns aus den Händen glitt und unsanft auf dem feuchten Grund seines Grabes landete, den Kopf zur Seite verdreht. Er war auf dem Bauch gelandet, und Erde fiel in dicken Klumpen auf ihn herab.
    Bevor ich reagieren konnte, kletterte Hedwig, die inzwischen wach geworden und gemeinsam mit Larentius zu uns gestoßen war, schnaufend in das Grab, suchte zitternd nach einem Platz für ihre Füße und drehte den Mann unter Ächzen auf den Rücken. Noch etwas geschwächt, strauchelte Hedwig dabei gefährlich und wäre fast auf die Leiche gestürzt. Ich wollte ihr helfen, doch sie wies jede Hilfe zurück. Da unten sei nur
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