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Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Titel: Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten
Autoren: Angelika Buscha
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preschte davon.
    Ich fuhr bis zur nächsten Polizeiwache, bremste mit zu viel Verve, so dass die Reifen blockierten, dann schaltete sich das ESP ein, das Auto rülpste, zitterte kaum merklich und kam zum Stehen. Mit noch immer wackligen Knien ging ich die paar Stufen zur Wache hinauf, durchquerte einen kleinen Korridor und gelangte in eine halbrunde, unwirtliche Halle, deren Wände mit dunkelbraunen Regalen zugestellt waren und vor denen eine Art halbrunder, olivgrüner Tresen aufgebaut war.
    Mein Blick durchforstete die triste Örtlichkeit nach einem Lebewesen und blieb an einem Blondschopf hängen, der rechter Hand von mir über dem Tresen leuchtete. Mehr als dreißig Zentimeter des schmalen Oberkörpers gab der Tisch nicht frei. Ich ging auf den Typen zu, stellte mich vor und bat ihn, er möge jemanden holen, der mit Mordversuchen zu tun hat.
    Er sah mich ungläubig durch eine viel zu große Brille an, kratzte sich am Ohr und erklärte mir, ich müsse da leider mit ihm vorlieb nehmen, denn die anderen seien alle aushäusig. Ich stützte mich auf die Absperrung, lehnte mich hinüber und sah einen winzigen Mann, der nicht größer als einen Meter fünfzig sein konnte. »Hören Sie, ich möchte einen Unfall melden beziehungsweise einen Mordversuch«, hob ich an, als drei Männer in Zivil den Raum betraten. Der Junge rief: »Karl, komm mal her!«, und einer der drei, ein gut aussehender, durchtrainierter Mann Ende vierzig löste sich aus der Gruppe und kam lächelnd auf uns zugeschlendert.
    »Was gibt es denn?«
    Bevor ich etwas antworten konnte, hatte der junge Mann das Wort ergriffen.
    »Die Dame hier will eine Schlägerei melden.«
    Ich nickte dazu. »Einen Mordversuch.«
    »Wirklich?«
    Ich nickte erneut und der Mann, der sich nun als »Karl Schlosser, Kriminalhauptkommissar« vorstellte, nahm meinen Ellenbogen, schlug eine Klappe zurück und bugsierte mich durch die Absperrung hindurch zu einer Glastür in der Wand, die ich erst wahrnahm, als wir darauf zugingen.
    »Soso, einen Mordversuch mit einer Schlägerei.«
    »Ja.«
    »Und wo?«, fragte er, derweil wir ein kleines Büro betraten, das sich unmittelbar hinter der Glastür befand.
    »Alsterufer 36, bei Hillger. Das bin ich.«
    »Und wer versuchte, wen zu ermorden?«, fragte Schlosser und wies mit einem Finger auf einen Besucherstuhl vor einem alten, braunen Holzschreibtisch.
    »Na ich«, begann ich und stotterte wirres Zeug. »Also ich wurde von Frau Baerenbaum, also von Sarah Baerenbaum, mit einer Schere angegriffen.«
    »Aha«, grinste Schlosser. »Und wie geht es der?«
    »Nicht so gut. Die hat jetzt eine gebrochene Nase, glaube ich. Die liegt da und braucht einen Arzt.«
    Schlosser grinste immer noch, schnappte sich jedoch ein Funkgerät von seinem Schreibtisch und schickte eine Streife und einen Notarzt zu mir nach Hause. Die Kollegen sollten mal die Adresse überprüfen und der Arzt nach einer Verletzten auf der Terrasse sehen. Nur zur Vorsicht, wie er feststellte, während er mir ein Wasser aus einem Automaten servierte.
    »Und Sie erzählen mir keine Märchen?«
    »Sehe ich so aus?«
    »Nach dem Aussehen geht es nicht. Sie sehen ziemlich fertig aus und Ihr T-Shirt ist eingerissen.«
    Er wies mit dem Finger auf die Schulternaht. Handbreit hatte sich dort der Ärmel gelöst. Durch die aufgeplatzte Naht schimmerte blasse Haut. Meine Haut.
    »Muss passiert sein, als sie mich angriff.«
    »Sarah Baerenbaum?«
    »Wer denn sonst?«, fragte ich schnippisch.
    »Na, dann mal los. Erzählen Sie.«
    Ich erzählte Karl Schlosser, was sich ereignet hatte. Er stellte ein paar Fragen, woher ich Sarah Baerenbaum kenne und seit wann.
    Ich erklärte ihm gerade, dass ich nicht damit gerechnet hätte, dass Sarah Baerenbaum mir etwas antun wollte, als sich die Streife meldete und den Fund bestätigte. Es gebe da eine Frau, die ziemlich benommen sei, eine Kopfwunde habe, eine kaputte Nase und eine ganz schöne Fahne.
    Schlosser erklärte mir, er müsse jetzt los und sich das Ganze mal ansehen. Ob ich mitkommen wolle?
    Ich wollte und so fuhren wir im Streifenwagen zu meinem Haus. Als wir auf die Auffahrt einbogen, pfiff Schlosser durch die Zähne.
    »Geerbt. Familienbesitz«, erklärte ich kurz angebunden. Derweil Schlosser parkte, informierte ich ihn über unsere Familiengeschichte, über das Scheitern meiner Ehe und den Status von Sarah Baerenbaum als Geliebte meines Mannes.
    »Sie kam rund drei Monate lang als Klientin zu mir. Ich habe ein Heiratsinstitut, habe ich ja
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