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Mythor - 037 - Der Koloss von Tillorn

Mythor - 037 - Der Koloss von Tillorn

Titel: Mythor - 037 - Der Koloss von Tillorn
Autoren: Peter Terrid
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Peter Terrid
    Der Koloss von Tillorn
    »Und es ist wirklich wahr, dass du eine Möglichkeit siehst, meine gewaltigen Schätze zurück zu erobern, mein Schiff, meine Ladung, meine Leute? Nur wir drei, sonst niemand? Gegen all die anderen? Glaubst du wirklich, dass das geht?«
    »Ich glaube es«, beantwortete Mythor die Frage des Händlers aus Morautan.
    Garaschi war aufgeregt, immerhin ging es um sein Hab und Gut – und außerdem um sein Leben.
    Die Galeere des Händlers lag gestrandet am Riff, das in weitem Bogen die Lichtsplitterinseln umgab und vor dem Wogenprall der Strudelsee wenigstens zum Teil schirmte. So hatte es jedenfalls der zungenfertige Garaschi behauptet. Zusammen mit Mythor und dem leonitischen König Lerreigen war er jetzt unterwegs zum Riff, um wenigstens den Versuch zu unternehmen, sich seiner Habe wieder zu bemächtigen.
    Die drei Männer durchschritten eine Welt, wie man sie sich geheimnisvoller, rätselhafter und unheilschwangerer kaum vorstellen konnte. Fahles grünes Dämmerlicht herrschte ringsum, in dem gespenstische Pflanzen wucherten. Zu hören war nur das stete Tropfen von Wasser, aus allen Richtungen zugleich und in gleicher Stärke, als Hintergrundgeräusch das stete Tosen der entfesselten Wassermassen, die in diesem Bereich der Welt keinem Gesetz, keiner Ordnung zu gehorchen schienen. Tief lagen die Höhlen unter Flutniveau, und doch liefen sie nicht voll – trockenen Fußes konnte Mythor die unterirdischen Gärten durchwandern. Er musste allerdings beständig darauf gefasst sein, Feinden zu begegnen.
    Feindlich war vieles in dieser Welt. Die Pflanzen, deren Rätsel sich in so kurzer Zeit niemals würden lösen lassen; die Leute des sogenannten Schrecklichen, die sich in diese Höhlenwelt zurückgezogen hatten; die Cirymer, eine wilde Horde von Barbaren, die den Schrecklichen und Mythor gleichermaßen bekämpften. Der Gefahren größte aber war die völlige Unberechenbarkeit der Natur.
    Nichts stimmte mehr. Wasser blieb stehen, wo es hätte fließen müssen. Wände aus weiß schäumendem, dahinrasendem Wasser hatten sich gebildet, stiegen auf und fielen wieder zusammen. Und es gab Leben in diesem Wirbel aus Gischt und Wasser, Pflanzen und schrecklich anzusehende Tiere, die alles verschlangen, was sich in ihren Bannkreis verirrte. Man brauchte nur den Kopf aus einer Höhle herauszustrecken, um eine solche scheußliche Kreatur zu Gesicht zu bekommen.
    Irgendwo mochten auch noch die Coromanen umherirren, mit denen zusammen Mythor die Inseln erreicht hatte – Cepran und ein anderer. Sie waren in ihrer schrecklichen Furcht tief hineingerannt in das Labyrinth aus Pflanzen, und es gab wenig Hoffnung, dass sie jemals wieder das Licht des Tages erblicken würden.
    »Hier entlang«, sagte Garaschi. »Dieser Weg führt zu meinem Schiff.«
    Garaschi ging voran. Er war klein, schwarzhaarig, flink und genusssüchtig – aber keineswegs so feige, wie sein unaufhörliches Gerede zu klingen schien. Mythor wusste, dass der stämmige Mann notfalls auch zur Waffe griff, und er traute dem wendigen Händler zu, dass er sich seiner Haut zu wehren wusste, wenn es not tat.
    »Leise!« sagte Lerreigen. »Ich glaube, eine Stimme gehört zu haben!«
    Die drei verharrten. Nichts war zu hören, dennoch bewegten sie sich mit größter Vorsicht weiter.
    Ein Graben wurde erreicht. Aus trockenem Sand wuchsen schillernde Blüten dem Sonnenlicht entgegen. War Mythor schon so lange in diesem Labyrinth umhergeirrt, dass er eine Nacht ausgelassen hatte? Er spähte hinauf zum Himmel. Es war heller Tag, und irgendwo hoch in der Luft sang ein Vogel.
    »Beeilt euch!« sagte Mythor, der gelernt hatte, solchen Bildern des Glücks gründlich zu misstrauen. Die Splitter des Lichtes, wie diese Inselgruppe genannt wurde, waren fest in der Hand der Mächte des Dunkels – das war auf Schritt und Tritt zu sehen. Und wenn es in dieser Zone der Düsternis plötzlich ein einladendes Idyll gab, mit Blütenduft, Vogelgesang und lind labenden Lüften - dann war die Gefahr nicht weit, die jeden Unvorsichtigen das Leben kosten konnte und sollte.
    Die drei rannten los. Schon nach wenigen Schritten änderte sich das Bild schlagartig.
    »Weiter!« schrie Mythor. »Es ist nicht wirklich, rennt weiter!«
    Klebriger, zäher Schlamm schob sich schmatzend heran, schwarz und blasenwerfend. Er quoll auf die drei Männer zu. Im Hintergrund öffnete sich die Wand aus Wasser; weiß schäumend brach die Sturzwoge über den Graben herein.
    Mythor erreichte
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